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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Thundu Sherpa stirbt an der Ama Dablam

Lhakpa Thundu Sherpa (1970-2016)

Lhakpa Thundu Sherpa (1970-2016)

Wieder einmal bebte am Montag die Erde im Khumbu, der Region rund um den Mount Everest. Panik dürften die Erdstöße der Stärke 5,4, deren Zentrum 19 Kilometer westlich von Namche Bazaar lag, kaum noch ausgelöst haben, gehören leichte bis mittelschwere Nachbeben nach dem verheerenden Beben in Nepal vom 25. April 2015 doch fast schon zum Alltag in dem Himalayastaat: 475 der Stärke vier oder mehr wurden seitdem registriert. Größere Schäden wurden nach dem Beben vom Montag nicht vermeldet. Aber es gab eine traurige Nachricht: Der Bergsteiger Lhakpa Thundu Sherpa kam in Folge der Erdstöße an der 6814 Meter hohen Ama Dablam ums Leben.

Falsche Zeit, falscher Ort

Ama Dablam

Ama Dablam

Thundu war mit einem britischen Kunden auf dem Weg zum Gipfel, oberhalb von Lager drei auf 6300 Metern, als das Beben einen Hagel von Eisbrocken auslöste. Der 46 Jahre alte Sherpa wurde am Kopf getroffen und starb an den Verletzungen. Der Brite überlebte und konnte in einer Rettungsaktion per Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden. „Bedauerlicherweise waren sie zur falschen Zeit am falschen Ort“, schreibt der britische Expeditionsveranstalter Tim Mosedale auf Facebook. Die beiden Bergsteiger gehörten zu Tims Team. „Fünf Minuten früher oder später, und es wäre einfach nur eine knappe Angelegenheit gewesen.“ Die markante Ama Dablam, einer der formschönsten Berge der Welt, ist seit Jahren ein beliebtes Ziel kommerzieller Expeditionen.

Bergsteiger und Uhrmacher

Billi Bierling (l.) und Thundu Sherpa auf dem Gipfel des Cho Oyu

Billi Bierling (l.) und Thundu Sherpa auf dem Gipfel des Cho Oyu

Lhakpa Thundu Sherpa kam aus dem rund 4000 Meter hohen Dorf Pangboche, unweit der Ama Dablam gelegen. Er war ein äußerst erfahrener Höhenbergsteiger. Allein neunmal bestieg er den Mount Everest (8850 Meter) – 2006, 2007 und 2010 sogar jeweils zweimal innerhalb weniger Tage –, außerdem zweimal den Cho Oyu (8188 Meter) sowie je einmal den Manaslu (8163 Meter) und die Annapurna (8091 Meter). Auch die Ama Dablam war ihm sehr vertraut, siebenmal stand er auf dem Gipfel. Doch sein Leben spielte sich nicht nur in den Bergen ab. Zeitweise arbeitete Thundu auch als Uhrmacher einer Luxusmarke in Kathmandu. „Thundu war ein besonderer Mensch“, schreibt mir die deutsche Bergsteigerin und Journalistin Billi Bierling, die am 1. Oktober gemeinsam mit Thundu den Gipfel des Achttausenders Cho Oyu in Tibet erreicht hatte. „Er war sehr einfühlsam und offen, und er hat mir viel von seiner Familie und seiner temporären Arbeit als Uhrmacher erzählt. Schon damals wollte er von der gefährlichen Arbeit als Climbing Sherpa wegkommen, jedoch hat ihn seine Leidenschaft für die Berge wieder zu seiner ursprünglichen Arbeit gebracht.“

Hilfsaktion für Thundus Familie

R.I.P.

R.I.P.

Die Nachricht von Thundus Tod habe sie erschüttert.  Ohne ihn, so Billi, „hätte ich den Gipfel des Cho Oyu wohl nicht erreicht. Auch wenn momentan die Traurigkeit überwiegt, bin ich doch froh, dass ich Thundu kennenlernen durfte und den besonderen Moment meiner Besteigung mit ihm teilen durfte (auch wenn er mich beim Abstieg ab und zu für meine Langsamkeit – zu Recht – beschimpft hat!). Danke Thundu, ich werde diese besonderen Momente nie vergessen.“ Thundu hinterlässt seine Frau und zwei Söhne im Alter von acht und 14 Jahren. Wenn ihr die Thundus Familie finanziell unterstützen wollt, könnt ihr dies sehr unkompliziert und unbürokratisch über Tim Mosedales Hilfsprojekt JustGiving erledigen. Einfach bei der Online-Spende den Hinweis „For Thundu“ dazusetzen.

Datum

29. November 2016 | 17:59

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