Regenzeit
„Heute hat es noch nicht geregnet“, sagt die Frau mit Hund in Pollhagen nicht weit vom Steinhuder Meer, die sich vorher erkundigt hat, wohin meine Reise geht. „Hoffentlich bleibt es weiter trocken.“ Der Himmel spricht eine andere Sprache. Kaum habe ich mich verabschiedet und trete wieder in die Pedale, da öffnen sich die Schleusen. Bloß ein Schauer, denke ich noch – so wie eben, als ich mich hinterher fragte, ob es wirklich nötig war, den Regenponcho überzuziehen. Doch diesmal ist es bitter nötig. Es regnet nicht nur, es schüttet wie aus Kübeln. Nicht für ein paar Minuten, sondern für anderthalb Stunden.
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Bin ich Konfuzius?
Die meisten Windkraftanlagen stehen nicht umsonst im Norden. Eigentlich bläst es fast immer. Jedenfalls habe ich das Gefühl, ständig „auf (Wind-) Kante“ zu fahren. Das kostet Kraft und zermürbt auch mental. Ich weiß nicht, wie oft ich heute „Moor“ als Wortsilbe auf Schildern gelesen habe: Drochterser Moor, Stadermoor, Helmstermoor, Moordorf – um nur einige zu nennen. Moorboden ist fruchtbar. Dementsprechend viel Landwirtschaft gibt es in dieser Region. Vor allem Mais wird angebaut. Die zwei Meter hohen Pflanzen mit den fast reifen Kolben gehören neben den riesigen Windrädern zu den immer wiederkehrenden Bildern meines zweiten Tags auf dem Weg zur Zugspitze.
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Tagesziel erreicht
Stefan hat sein zweites Etappenziel nach 120 Kilometern mit Gegenwind erreicht. Wegen Problemen mit dem Internetzugang wird er seinen Tagesbericht so bald wie möglich nachreichen.
Ganz unten
Ein Gipfel fällt auf, weil es einfach nicht mehr weiter nach oben geht. Aber eine tiefste Stelle in einem ohnehin platten Land? Ohne Wegweiser wäre ich mit meinem Fahrrad vorbei gefahren. Doch die Menschen in Neuendorf-Sachsenbande nahe Itzehoe sind stolz auf ihre kleine Sehenswürdigkeit. Neben dem Holzpfahl, der wie auf dem Schild zu lesen ist, die „tiefste Landstelle der B.R. Deutschland“ markiert, wehen eine deutsche und schleswig-holsteinische Flagge. 3,54 Meter unter Normalnull, also knapp unter dem Meeresspiegel liegt die Senke. Hier müsste eigentlich überall Wasser stehen“, sagt Ernst Hermann Eckes, der mit seiner Frau auf dem Weg zum Nord-Ostsee-Kanal hier kurz vorbeigeschaut hat. Wir drei sind die einzigen Besucher an diesem frühen Abend ganz unten in Deutschland.
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Die Etappen
Der Drahtesel ist gesattelt. Morgen früh starte ich mit dem Zug Richtung Itzehoe. Von dort sind es nur ein paar Kilometer bis zur tiefsten Landstelle Deutschlands in Neuendorf-Sachsenbande, wo ich mir den Stein holen werde, der dann die Reise zur Zugspitze antritt. Wenn sich jemand überlegt, an einem Tag vielleicht ein Stück mitzuradeln: Hier ist die vorläufige Routen-Planung – die sich natürlich je nach Wetter und Waden ändern kann. Ab morgen könnt ihr oben rechts im Blog verfolgen, wo ich gerade bin. Ich werde in unregelmäßigen Abständen ein GPS-Signal absetzen.
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Nachgefragt: Gletscherschmelze
Die Gletscher geben nun preis, was sie einst verschluckt haben. Auf dem Gauli-Gletscher in der Schweiz trat zuletzt der Propeller einer 1946 abgestürzten Maschine zutage. Auf dem Bosson-Gletscher im Mont-Blanc-Massiv fanden Bergsteiger eine seit einem Flugzeugunglück 1966 verschollene indische Diplomatentasche. Und der Taschachferner in den Ötztaler Alpen gab die Leiche eines seit elf Jahren vermissten Münchner Bergsteigers frei. Grund für diese Funde ist die fortschreitende Gletscherschmelze in den Alpen. Aber nicht nur dort, sondern weltweit sind die Eisriesen auf dem Rückzug – nicht zuletzt eine Folge des Klimawandels. Ich habe darüber mit dem Schweizer Glaziologen Samuel Nussbaumer gesprochen. Der 31 Jahre alte Wissenschaftler arbeitet in Zürich für den World Glacier Monitoring Service (WGMS), der die Entwicklung der Gletscher beobachtet und analysiert.
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Dujmovits: „Wahrheit nicht mehr zu leugnen“
Lautlose Energie. Während im benachbarten Basislager der tschechischen Expedition der Diesel-Generator knatterte, störten wir die wunderbare Ruhe auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher zu Füßen der Nordwand des Mount Everest nicht – und hatten doch Strom. Ralf Dujmovits, mit dem ich 2005 erstmals auf Expedition war, setzte schon damals voll auf Sonnenenergie. Die kleine Solaranlage, die er sich selbst zusammengebastelt hatte, funktionierte einwandfrei. Der 50-Jährige, der als erster Deutscher alle 14 Achttausender bestieg, setzt sich seit vielen Jahren für einen schonenden Umgang mit der Natur ein. Ich habe Ralf gebeten, mir kurz zu beschreiben, wie er die Bedrohung der Bergwelt durch den Klimawandel sieht und unsere Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Lest selbst!
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Apa Sherpa über den Klimawandel
Apa Sherpa arbeitete auf einem Kartoffelfeld, als das Inferno ohne Vorwarnung über sein Heimatdorf Thame im Everest-Gebiet einbrach. Sein Hof wurde weggeschwemmt. Apa überlebte mit viel Glück. 1985 war das. Später bestieg er 21 Mal den Mount Everest, bis heute hält der etwa 52-Jährige (sein genaues Geburtsdatum kennt er selbst nicht) den Rekord. Dem höchsten Berg der Erde hat Apa längst Adieu gesagt. Jetzt widmet er sich seiner Stiftung für Bildungsprojekte in seiner Heimat – und engagiert sich für Klimaschutz. Anfang des Jahres wanderte Apa gemeinsam mit Dawa Steven Sherpa über den „Great Himalaya Trail“ 1555 Kilometer weit vom Osten in den Westen Nepals, um auf die Bedrohung der Bergwelt durch die Erderwärmung aufmerksam zu machen. Er inspirierte mich damit auch zu meiner Aktion „Fair zum Berg“, zu der ich am kommenden Dienstag aufbreche. Ich bat Apa Sherpa, mir ein paar Zeilen über seine Meinung zum Klimawandel zu schicken – und er hat geantwortet.
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