More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Göttler und Co. planen neue Everest-Route(nvariante)

David Göttler (© The North Face)

David Göttler (© The North Face)

Die tibetische Nordseite des Mount Everest wirkt in diesem Jahr wie ein Magnet auf deutsche Profibergsteiger. Auch David Göttler hat jetzt angekündigt, dass er in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Welt von Norden aus besteigen will,  zusammen mit seinem deutschen Freund Daniel Bartsch und dem Kanadier Raphael Slawinski. „Wenn alles perfekt läuft, wollen wir eine Variante oder eine neue Route versuchen. Wie es am Ende genannt wird, müssen dann andere entscheiden“, verrät mir der 36-Jährige am Telefon. Die geplante Aufstiegsroute verlaufe in der Nähe des Normalwegs, zunächst links davon, kreuze ihn dann zwischen Lager 2 (7500 Meter) und 3 (8300 Meter) und führe im Gipfelbereich durch das „Große Couloir“, auch Norton-Couloir genannt. „So können wir mögliche Staus an den Felsstufen der Normalroute umgehen“, sagt David. Das Trio will ohne Sherpa-Unterstützung und ohne Flaschen-Sauerstoff aufsteigen.

Alles muss passen

Norton-Couloir

Norton-Couloir

Die Idee zu dieser Route stamme von Gerfried Göschl. Der Österreicher ist seit März 2012 am Gasherbrum I verschollen, als er versuchte, den Achttausender Gasherbrum I im Winter zu überschreiten. Der Kanadier Louis Rousseau, einer von Göschls vormaligen Expeditionspartnern, habe dessen Everest-Idee später weiter verfolgt, erklärt Göttler. Rousseau sei jetzt kurzfristig abgesprungen, habe aber zugestimmt, dass die anderen drei Bergsteiger es auch ohne ihn versuchen sollten. „Es hängt sehr stark von den Verhältnissen ab. Nur wenn alles perfekt läuft, können wir unseren Traum verwirklichen“, sagt David. Sie hätten sehr früh einen guten Einblick in die geplante Route und könnten damm entscheiden, ob es Sinn mache, in sie einzusteigen. „Wenn nicht, werden wir relativ schnell diesen Gedanken sausen lassen und auf den Normalweg umschwenken. Wenn wir dann zu dritt ohne künstlichen Sauerstoff auf dem Gipfel stehen, wären wir auch schon ziemlich happy.“

Geheimwaffe Slawinski

Der Bergsteiger aus München hat bereits fünf Achttausender bestiegen, zuletzt im Mai 2013 den Makalu. Damals stand auch Daniel Bartsch mit auf dem Gipfel. „Er ist mein bester Freund. Wir kennen uns schon seit Schulzeiten und sind ein sehr eingespieltes Team“, sagt David. Mit dem Kanadier Raphael Slawinski war Göttler bisher noch nicht unterwegs. Slawinski wurde 2014 mit seinem Landsmann Ian Welsted für die Erstbesteigung des 7040 Meter hohen K 6 West im Karakorum mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“. „Er ist unsere Geheimwaffe für schwieriges Mixed-Gelände [Fels und Eis]. Ich denke, da ist er unschlagbar“, sagt Göttler über den Kanadier.

Lieber von Norden aus

Im vergangenen Jahr hatte David den Everest von Süden aus ohne Flaschen-Sauerstoff besteigen wollen, wegen der Ereignisse nach der Lawine im Khumbu-Eisbruch jedoch unverrichteter Dinge abreisen müssen. „Ich war sehr enttäuscht von der letzten Saison und all den Dingen, die in Nepal passiert sind“, blickt David zurück. „Die Unsicherheit, was dort in diesem Jahr geschieht, wollte ich mir ersparen. Ich denke, da lässt man lieber ein bis zwei Saisons durchgehen und wartet ab, bis sich die Lage normalisiert.“

Wie berichtet, wollen auch die deutschen Profibergsteiger Ralf Dujmovits, Alix von Melle und Luis Stitzinger in getrennten Teams versuchen, den Gipfel des Mount Everest von Tibet aus ohne Flaschensauerstoff zu erreichen. Thomas Lämmle, der zunächst eine kommerzielle Expedition am Cho Oyu leitet, will anschließend ebenfalls zum Everest weiterreisen, um den höchsten aller Berge ohne Atemmaske zu besteigen.

Datum

24. März 2015 | 21:49

Teilen