Im (Everest-) Westen nichts Neues
Wenn Berge Muskelkater bekommen könnten, würde sich der Mount Everest vor Schmerzen krümmen. Er wird nämlich sehr einseitig beansprucht auf seinen beiden Seiten. 19 Routen wurden seit der Erstbesteigung im Jahr 1953 auf den 8850 Meter hohen Gipfel eröffnet, doch Hunderte von Bergsteigern nutzen Jahr für Jahr fast ausschließlich nur zwei: die beiden Normalwege (auf der tibetischen Everest-Seite über den Nordost-, auf der nepalesischen über den Südostgrat). In diesem Frühjahr sah es aus, als erhielte eine andere meist verwaiste Kante des Bergs endlich wieder Besuch: der Westgrat. Doch die Chancen dafür schwinden.
Blankeis statt Schnee
Erst gab der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck (wie berichtet) seinen Plan auf, über den Westgrat den Gipfel zu erreichen. Jetzt entschied sich auch Conrad Anker, auf die nepalesische Normalroute auszuweichen. Ursprünglich wollte der US-Amerikaner auf den Spuren seiner Landsleute Tom Hornbein und Willi Unsoeld (1963) über den Westgrat und den oberen Teil der Nordwand („Hornbein-Couloir“) aufsteigen. Die Verhältnisse dort seien zu gefährlich, schreibt Anker: „Es ist eine sehr trockene und windige Saison. Normalerweise liegt dort ausreichend Schnee in der Route, deine Steigeisen finden genug Halt und du kommst zügig voran. Aber wir haben jetzt andere Verhältnisse: Die Schneeauflage ist verschwunden, übrig geblieben ist nur Blankeis.“ Zudem sei das Steinschlag-Risiko im Hornbein-Couloir zu groß. Conrad hatte zuvor die Bilder des US-Bergsteigers und Filmemachers David Breashears studiert, der mit dem Italiener Simone Moro in einem Spezialhubschrauber die Nordwand überflogen hatte. Moro hatte zeitweise damit geliebäugelt, sich dem Westgrat-Team anzuschließen.
Schwindet auch das kleine Polster?
Damit bleibt an dieser Route nur noch eine Expedition übrig. Die US-Amerikaner Jake Norton, David Morton, Brent Bishop und Charley Mace haben noch nicht das Handtuch geworfen. Allerdings klingen auch sie nicht gerade optimistisch. Wegen der schwierigen Verhältnisse hätten sie auf dem Weg zur Westschulter gerade mal hundert Höhenmeter am Tag geschafft, beklagt Expeditionsleiter Jake Norton: „Wenn es oberhalb der Schulter genauso schlimm aussieht, ist es nahezu unmöglich, in diesem Jahr die Route zu klettern – wenn wir uns wenigstens ein kleines Sicherheitspolster erhalten wollen.“
P.S. Ich würde gerne im Wettbewerb um den „Online-Star 2012“ meinen Hut in den Ring werfen. Es handelt sich um eine Publikumswahl. Wenn euch mein Blog gefällt, stimmt bitte für ihn. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Die Vorrunde endet am 1. Juni. Bitte weitersagen! Tausend Dank!