Weitere Tote am Everest
Nicht nur auf der Südseite des Mount Everest hat das vergangene Gipfel-Wochenende Menschen das Leben gekostet. Auch von der Nordseite werden jetzt mindestens zwei Todesfälle vermeldet. Bei einem der beiden Toten handelt es sich nach übereinstimmenden Berichten um den bayrischen Bergsteiger Ralf D. Arnold. Angeblich stürzte er beim Rückweg vom Gipfel am „Second Step“, einer Felsstufe auf 8600 Metern. Er habe sich dabei ein Bein gebrochen und sei gestorben, heißt es. 2010 war Arnold am Achttausender Cho Oyu die erste Besteigung der Herbst-Saison gelungen. Da er alleine unterwegs war und niemand ihn kannte, war ihm der Spitzname „Mystery climber“, der geheimnisvolle Kletterer, verliehen worden. Neben Arnold starb auch ein spanischer Bergsteiger starb, nachdem er den Gipfel des Mount Everest erreicht hatte. Ein 69 Jahre alter Italiener kam mit Erfrierungen an Nase und Fingern glimpflich davon, nachdem er vier Tage auf 8300 Metern ausgeharrt hatte. Fünf Retter brachten ihn schließlich nach unten.
„Wie ein Zombie“
Immer mehr Erlebnisberichte vom Massenandrang am Gipfel erreichen die Täler. Auch Richard Stihler, der am vergangenen Samstag am höchsten Punkt auf 8850 Metern gestanden hatte, musste bei seinem Aufstieg Schlange stehen. Er hätte drei bis vier Stunden schneller sein können, berichtet Richie. Mein alter Kumpel vom Manaslu hat inzwischen die Heimreise angetreten. Jon Kedrowski, ein Arzt aus Colorado, beschrieb dramatische Szenen im Gipfelbereich. An einigen Stellen habe es Wartezeiten von zwei Stunden gegeben. Jon fühlte sich an eine Szene aus einem „Zombie“-Film erinnert: Ein Mann ohne Mütze, der offenkundig halluzinierte, kam auf ihn zu, zog seine Handschuhe aus und warf sie weg. Dann versuchte der Mann, ihm die Hand zu reichen. „An dem Punkt kannst du kaum noch etwas tun für jemanden, der dem Tod geweiht ist“, sagt Jon.
Exklusiv ist anders
Für die kommenden Tage wird das nächste Schönwetter-Fenster am Mount Everest erwartet – allerdings mit deutlich höheren Windgeschwindigkeiten als am vergangenen Wochenende. Das hat offenbar einige abgeschreckt, einen Versuch zu wagen. Angeblich rüsten sich auf der nepalesischen Südseite „nur“ rund 70 Bergsteiger für einen Aufstieg. Zunächst waren über 200 Gipfelanwärter erwartet worden. Am letzten Wochenende hatten über 300 Menschen auf dem Dach der Welt gestanden. Exklusiv ist anders.
P.S. Meine DW-Fernsehkollegen haben mich vorgestern zum Bergsteiger-Tourismus am Mount Everest befragt. Hier unten könnt ihr mich mit Sakko und Nepal-T-Shirt bewundern. 😉