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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Moro und Steck am Everest angegriffen

Simone Moro (l.), Ueli Steck

Eigentlich, denkt man, ist doch am Mount Everest schon alles Erdenkliche geschehen. Doch dass drei Bergsteiger im Hochlager von einer aufgebrachten Sherpa-Menge geschlagen, getreten, mit Steinen beworfen und mit dem Tod bedroht werden, ist eine traurige Premiere. Getroffen hat es die beiden Topbergsteiger Simone Moro aus Italien und Ueli Steck aus der Schweiz sowie ihren britischen Fotografen Jonathan Griffith. „Etwas aus einer anderen Welt“ sei das gewesen, was ihnen widerfahren sei, sagte Simone fassunglos

Streit auf über 7000 Metern 

Moro, Steck und Griffith waren am Samstag auf dem Weg nach Lager 3 auf 7200 Metern, als sie eine Gruppe von 17 Sherpas erreichten, die dabei waren, Fixseile zu verlegen. Die Sherpas forderten das Trio auf, nicht vorbeizusteigen, während sie bei der Arbeit seien. Moro, Steck und Griffith machten nach eigenen Angaben einen großen Bogen um die Gruppe. Als sie oberhalb wieder den Hang querten, um ihr Zelt zu erreichen, stürmte der Anführer der Sherpas, wild seinen Eispickel schwingend, auf Ueli Steck los. Er warf ihm vor, Eisbrocken losgetreten und einen Sherpa verletzt zu haben. Simone Moro versuchte, zu schlichten. Vergeblich. Wutentbrannt stiegen die Sherpas schließlich nach Lager 2 auf 6500 Metern ab. 

Todesdrohungen 

Als Simone, Ueli und Jonathan später ebenfalls das untere Lager erreichten, eskalierte die Lage völlig. Die drei Bergsteiger aus Europa sahen sich einem wütenden Mob von mehreren Dutzend Sherpas gegenüber. Steine flogen, es hagelte Schläge und Tritte.  Andere westliche Bergsteiger stellten sich zwischen beide Parteien. Auch sie wurden angegriffen. Erst nach etwa 50 Minuten beruhigte sich die Lage etwas. Steck, Moro und Griffith wurden aufgefordert, das Lager innerhalb einer Stunde zu verlassen. Andernfalls würden sie getötet. Die drei stiegen ins Basislager ab. Die nepalesische Polizei untersucht den Zwischenfall. 

Nacht im Krankenhaus 

Ueli, der von einem Stein am Mund verletzt wurde, ließ sich mit dem Hubschrauber nach Kathmandu fliegen und verbrachte die Nacht in einem Krankenhaus in der Nähe des Flughafens. Inzwischen ist der Schweizer wieder zurück im Basislager, um dort mit Simone Moro zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Die beiden Topbergsteiger hatten über ihren konkreten Plan am Mount Everest bisher wenig verlauten lassen: nur dass sie ohne Flaschensauerstoff aufsteigen würden und etwas Neues probieren wollten. Um sich zu akklimatisieren, waren sie bereits bis zur Westschulter auf 7500 Metern aufgestiegen.

Datum

29. April 2013 | 11:09

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