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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Der nimmermüde Wetterfrosch

Charly Gabl

Charly Gabl

„Ich bin im Unruhestand, aber nicht unglücklich“, sagt Karl, genannt „Charly“ Gabl. „Man sollte ja nicht von hundert auf null abbremsen. Wie im Straßenverkehr wäre das tödlich.“ Vor vier Jahren ging der Meteorologe aus Österreich in Pension, doch nach wie vor berät der 68 Jahre alte Wetterfrosch viele Profibergsteiger bei deren Expeditionen im Himalaya oder Karakorum. „Ich mache das ehrenamtlich. Im Sommer habe ich zum Beispiel die Huber-Brüder am Latok I beraten, wo sie aufgrund des warmen Wetters keinen Erfolg hatten und fast von einer Eislawine erschlagen worden wären“, erzählt mir Gabl am vergangenen Wochenende am Rande der Alpinmesse Innsbruck.

„Gegen Stolpern ist keiner gefeit“

Auch das österreichische Team um Hansjörg Auer, das Ende Oktober erstmals die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South im Annapurna-Gebiet durchstieg, holte sich zuvor Charlys Rat. Beim Abstieg verlor – wie berichtet – der offenkundig höhenkranke Gerry Fiegl das Gleichgewicht und stürzte in den Tod. Das Wetter sei an dem Unglück nicht schuld gewesen, sagt Gabl: „Es war niederschlagsfrei und sonnig, allerdings hatten sie einen starken Wind. Aber Stolperer sind im Gelände immer möglich.“ Charly nennt das Beispiel eines Bergführerkollegen, der am Annapurna Fang, einem Nebengipfel des Achttausenders, tödlich abgestürzt sei, weil er sich mit den Steigeisen in den Gamaschen verheddert habe. „Gegen Stolpern ist keiner gefeit. Das ist eine der größten Gefahren am Berg“, sagt Gabl.

Karl Gabl zum Unglück am Nilgiri South

Meiste Unfälle beim Wandern

Der Tiroler muss es wissen. Seit zehn Jahren ist er Präsident des „Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit“. Immer mehr Menschen verunglücken in den Alpen tödlich. Das sei vor allem auf die gestiegene Zahl der Bergsportler zurückzuführen, erklärt Gabl. Deren Zahl habe sich seit den 1950er Jahren schließlich verzehnfacht. „Die meisten Toten gibt es unter Wanderern, allerdings sind bei der Hälfte Herzanfälle die Unglücksursache. Aber gerade der Wanderer ist prädestiniert dafür, auszurutschen und zu stolpern.“

Fahrt nach Nepal!

Gipfel des Saribung (Bildmitte)

Gipfel des Saribung (Bildmitte)

Dass Profibergsteiger ihn immer noch regelmäßig um Wetter-Rat fragen, führt Charly Gabl darauf zurück, „dass ich selbst ein Höhenbergsteiger bin und weiß, worauf es ankommt“. 1970 fuhr er vom 7492 Meter hohen Noshaq, dem höchsten Berg Afghanistans, mit Skiern ab. „Ich habe fast 50 Gipfel über 5000 Meter bestiegen“, sagt der berühmte Wetterfrosch. Vor drei Jahren stand er als 65-Jähriger auf dem 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli in Nepal (wo, nebenbei bemerkt, ich selbst im Jahr zuvor hundert Meter unterhalb des Gipfels hatte umdrehen müssen). Gerade erst war Charly wieder in Nepal und bestieg während eines Trekkings durch das alte Königreich Mustang den 6328 Meter hohen Saribung. „Ein wunderschöner Gipfel“, schwärmt Charly. Trotz des verheerenden Erdbebens vor einem halben Jahr funktioniere die Infrastruktur in Nepal einwandfrei, alles sei bestens organisiert. „Ich kann nur sagen: Leute, fahrt nach Nepal! Ich habe mit meiner Frau 18 Tage lang zehn Leuten eine Arbeit geben können. Das ist sehr wichtig.“

Datum

11. November 2015 | 17:35

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