Glowacz: „Wegducken bedeutet akzeptieren”
Bergsteiger und Kletterer reisen. Häufig und wie selbstverständlich. Schließlich kommen die Berge nicht zu ihnen. Gerade deshalb sollte es eigentlich auch selbstverständlich sein, dass Bergsportler ihre Stimme erheben, wenn die Reisefreiheit eingeschränkt oder sogar aufgehoben wird – wie jetzt durch US-Präsident Donald Trump für Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, Libyen und Jemen. Bisher ist der große Aufschrei der Szene noch ausgeblieben. Liegt es vielleicht daran, dass in diesen Ländern – mit Ausnahme Irans – die Zahl der Bergsteiger und Kletterer überschaubar ist? Oder dass jene Staaten (noch) nicht zu den bevorzugten Reisezielen der Bergfreunde zählen? Immerhin hat jetzt der deutsche Spitzenkletterer Stefan Glowacz Klartext geredet.
Für Freiheit, Toleranz und Respekt
„Mit der Einschränkung der Reisefreiheit für bestimmte Nationalitäten, fühle ich mich mittelbar betroffen, weil Freunde und Bekannte unmittelbar betroffen sind“, schreibt der 51-Jährige auf Facebook. „Wie etwa die iranische Kletterin Nasim Eshqi, welche ich persönlich kenne und schätze.“ Die 36-Jährige gehört zu den besten Felskletterinnen ihres Landes.
Kletterer, so Stefan Glowacz weiter, definierten ihren Sport vor allem über Freiheit: „Keine Regeln, keine Schiedsrichter. Wir schätzen und leben die Freiheit, jederzeit (und fast überall hin) aufbrechen zu können. Freiheit ist d e r Bestandteil, warum der Klettersport für viele von uns so faszinierend ist.“ Demokratische Werte seien in Gefahr, sagt Glowacz: „Haben uns die Ereignisse und Kriege der Vergangenheit nicht gezeigt, dass es nur gemeinsam geht? Mit Toleranz und Respekt, wie u.a. wir Kletterer es immer wieder am eigenen Leib erfahren – ganz egal in welches Land wir reisen?“ Glowacz warnt davor, angesichts der Trumpschen Politik einfach nur den Kopf in den Sand zu stecken: „Wegducken oder Schweigen bedeutet akzeptieren. Wir sollten etwas verändern wollen.“
Eine Schande!
Die iranische Wettkampfkletterin Farnaz Esmaeilzadeh versteht nach Trumps Einreiseverbot die Welt nicht mehr. „Ich bin doch nur eine Athletin und habe mir nicht ausgesucht, wo ich geboren wurde“, schreibt die 28-Jährige auf Facebook. „Auch wenn ich meine Kultur und mein Land liebe, versuche ich doch einfach nur, weiterzukommen, ein besseres Leben zu führen, für meine Ziele zu arbeiten, wie es viel anderen erfolgreichen Leute auch tun.“ Trumps Entscheidung sei „rassistisch und inhuman“, findet Farnaz. „Es ist eine Schande! Wenn alle Menschen auf der Welt die gleichen Bedingungen hätten, könnte man sehen, wer wirklich talentiert ist.“