Mit dem Müllsack auf den Everest
So große Müllsäcke sind garantiert noch nicht vom Mount Everest heruntergebracht worden. Die Vereinigung der Expeditionsveranstalter in Nepal (EOA) hat Leinensäcke ins Basislager bringen lassen, die 80 Kilogramm fassen. Damit sollen vor allem Altlasten aus Lager zwei auf 6400 Metern ins Tal befördert werden, die sich dort aufgrund des vorzeitigen Abbruchs der Klettersaisons 2014 und 2015 angesammelt haben. 80-kg-Säcke sind natürlich zu schwer, um von Trägern geschultert und durch den Khumbu-Eisbruch ins Basislager gebracht zu werden.
Zwei Dollar pro Kilo
Dafür sollen die Hubschrauber genutzt werden, die derzeit für die anstehende Frühjahrssaison Material der Expeditionsteams nach Lager zwei fliegen. Auf dem Rückflug ins Basislager sind sie leer und können die Müllsäcke aufnehmen. Der Neuseeländer Russell Brice, Chef des Veranstalters Himalayan Experience, bezahlt seinen Sherpas nach eigenen Worten zwei US-Dollar pro Kilo Müll, den sie auf dem Rückweg von Lager drei (7300 Meter) oder vier (7950 Meter) hinunter nach Lager zwei bringen. Auch die „Eco Everest Expedition“ des Veranstalters Asian Trekking hat sich wieder auf die Fahnen geschrieben, „alten Müll, zusätzlich zu unserem eigenen“ vom Berg zu bringen.
Vergleichsweise niedrige Kaution
Seit vielen Jahren sind die Bergsteiger am Everest verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Recycelbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Ein Expeditionsteam, das gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Ob diese – verglichen mit dem Gesamtumsatz am Everest – eher niedrige Summe Umweltsünder wirklich abzuschrecken vermag, sei dahingestellt.
Gletscherschmelze fördert Altlasten zutage
Natürlich gibt es auch Altlasten am Berg aus Zeiten, in denen Umweltschutz noch ein Fremdwort war. Auch die zunehmende Gletscherschmelze am Everest infolge des Klimawandels sorgt dafür, dass jetzt alte Zelte oder Sauerstoffflaschen aus den 1990er Jahren oder von noch früher wieder auftauchen, die Bergsteiger einst in Gletscherspalten „entsorgt“ hatten.