Kurikis Everest-Gipfelversuch in der entscheidenden Phase
Er ist wild entschlossen. „Ich denke, die Chance ist da, denn der Wind ist schwach“, berichtete Nobukazu Kuriki via Facebook aus seinem Lager 3 auf 6800 Metern in der Nordwand des Mount Everest. Der Japaner will den Gipfel im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff erreichen, im oberen Wandteil durch das Hornbein-Couloir. „Die Sauerstoffsättigung meines Blutes liegt bei 81 Prozent und ist sehr stabil“, freute sich der 34 Jahre alte Bergsteiger und kündigte an, noch am heutigen Donnerstagabend (Ortszeit) weiter aufzusteigen. Wenn alles so laufe wie geplant, könne er möglicherweise am frühen Freitagabend (Ortszeit) den Gipfel erreichen. Für Samstag, so Kuriki, werde schlechtes Wetter erwartet.
Mit neun Fingerstummeln
Dass der Japaner bereit ist, notfalls bis zum Äußersten zu gehen, hat er schon 2012 bewiesen. Damals zog er sich bei einem Solo-Versuch über den Everest-Westgrat, bei dem er nach eigenen Worten bis auf eine Höhe von rund 8000 Meter gelangte, schwerste Erfrierungen zu. Sie kosteten ihn neun seiner zehn Finger. Kuriki kehrte auch mit neun verbliebenen Stummeln und nur einem intakten Daumen immer wieder zum Everest zurück. Der aktuelle Versuch ist bereits sein sechster am höchsten Berg der Erde, allesamt in der Herbst-Saison. 2015 war Nobukazu auf der Normalroute auf der nepalesischen Everest-Südseite bis auf eine Höhe von 8150 Metern gelangt, ehe ihn tiefer Schnee und starker Wind zurückgeschlagen hatten. „Ich werde es genießen, trotz aller Strapazen“, hatte er mir vorher geschrieben. Ob er diesmal für seinen Durchhaltewillen belohnt wird? Hoffentlich überdreht er die Schraube nicht.