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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Olympisches Feuer geht auf Abenteuerreise

Junges Eis am Nordpol

Das olympische Feuer muss frieren. Noch nicht in Griechenland, wo es am 6. Oktober in den antiken Anlagen von Olympia für die Winterspiele 2014 in Sotschi entzündet wird, aber schon recht bald nach der Ankunft in Russland. Noch im Oktober wird ein von einem Atomreaktor angetriebener Eisbrecher die Fackel zum Nordpol chauffieren, von wo aus einige Läufer sie dann entlang der Rinne ein Stück weit tragen sollen. Mit dieser und anderen Stationen des Fackellaufs werde die „Schönheit Russland allen Russen und dem Rest der Welt“ präsentiert, sagt Dmitri Tschernyschenko, Chef des Organisationskomitees der Spiele in Sotschi. Der Nordpol ist nach russischer Lesart also bereits eingemeindet – auch wenn völkerrechtlich gesehen keineswegs klar ist, ob und welcher der Arktis-Anrainerstaaten Anspruch auf die unter dem Pol vermuteten riesigen Öl- und Gasvorräte hat.

Bewaffnete Polizisten im Hochlager

Dass der olympische Fackellauf für politische Zwecke missbraucht wird, kommt  immer wieder vor. So ließen Chinas Machthaber vor den Spielen in Peking 2008 die Flamme sogar auf den Mount Everest schleppen, um zu demonstrieren, dass der höchste Berg und damit auch das seit 1951 besetzte Tibet zum Reich der Mitte gehören. Der Everest wurde damals für andere Bergsteiger gesperrt. Unabhängige Augenzeugen der olympischen Erleuchtung auf dem höchsten aller Gipfel gab es daher nicht. Um Ärger mit China zu vermeiden, schickte Nepal auf seiner Seite des Bergs bewaffnete Polizisten bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern, die aufpassten, dass niemand weiter aufstieg.

Zwei Everest-Besteiger als Fackelträger

Auch beim bevorstehenden Fackellauf für die Winterspiele 2014 ist ein Berg mit eingeplant, der allerdings frei jeder politischen Brisanz ist. Anfang Februar soll die Flamme auf dem Elbrus brennen, dem mit 5642 Metern höchsten Berg Europas. Fackelträger werden zwei Bergsteiger aus der russischen Republik Kabardino-Balkarien sein, in der der Elbrus liegt: Abdul-Halim Olmezov und Karina Mezova. Beide haben schon auf dem Mount Everest gestanden, Olmezov 2009, Mezova 2011. Die 30-Jährige ist ein Blickfang auf Expeditionsbildern, die sonst meist von bärtigen Männern mit fettigen Haaren dominiert werden. Und Karina hat bereits einmal eine Flamme auf dem Elbrus entzündet – für die Kaukasusspiele 2012, wie ihr hier sehen könnt:

 

P.S. Die Eisfläche um den Nordpol ist nach Angaben von US-Forschern am Ende der sommerlichen Schmelzperiode 5,1 Millionen Quadratkilometer groß. 2012 war der Minusrekord von 3,4 Millionen Quadratkilometern verzeichnet worden. Der neue Wert bedeute „allerdings keine Trendwende“, sondern reihe sich „vielmehr in die geringen Werte der letzten Jahre ein und bestätige die langfristige Abnahme der arktischen Meereisdicke“, heißt es beim Alfred-Wegener-Institut in Wilhelmshaven.

Datum

19. September 2013 | 15:52

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