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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Zoff am Nanga Parbat

Nanga-txikon

Aufwärts mit Schneeschuhen

Da hat es wohl gescheppert, im Diamir-Basislager am Nanga Parbat. „Die Zusammenarbeit zwischen [dem Spanier] Alex Txikon und dem Italiener Daniele Nardi ist unmöglich geworden, wegen offensichtlicher und fortwährender Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die Expedition weitergehen soll“, heißt es auf Txikons Internetseite. Es habe „unterschiedliche Arbeitsrhythmen und Prioritäten“ gegeben, außerdem „widersprüchliche Darstellungen einiger Vorkommnisse und auch Differenzen über das Verhalten im Basislager“. Ob sich die Streithähne noch einmal zusammenraufen oder der Bruch nicht mehr zu kitten ist, bleibt abzuwarten. Es fällt jedenfalls auf, dass Nardi beim letzten Ausflug des Teams fehlte. Txikon, Tamara Lunger, Simone Moro und Ali Sadpara hatten am Montag eine Windpause genutzt, um mit Schneeschuhen bis auf eine Höhe von 5100 Metern aufzusteigen.

Starker Wind und Schneefall

Cleo Weidlich (2.v.r.) mit Bergsteigern des "Nanga Dream"-Teams

Cleo Weidlich (2.v.r.) mit Bergsteigern des „Nanga Dream“-Teams

Eine durchgreifende Wetterbesserung ist in den nächsten sieben Tagen nicht in Sicht. Neben heftigem Wind werden fast täglich neue Schneefälle erwartet. Die Bergsteiger werden das schlechte Wetter aussitzen müssen. Keine leichte Aufgabe, wenn zwei Bewohner des Basislagers auf der Diamir-Seite schon jetzt Probleme miteinander haben. Von der Rupal-Seite hört man nichts Neues von Cleo Weidlichs Team. Die in Brasilien geborene US-Amerikanerin war – wie berichtet – vor anderthalb Wochen mit den Nepalesen Pema Tshiring Sherpa, Temba Bhote und Dawa Sangay Sherpa erst am Berg eingetroffen, als sich das polnische „Nanga Dream“-Team bereits auf die Abreise vorbereitete.

Kein Zuckerschlecken

Ein Riese allein auf weiter Flur

Ein Riese allein auf weiter Flur

Vielleicht mag sich der eine oder andere gefragt haben, warum gerade am Nanga Parbat schon so viele Expeditionen gescheitert sind. Zunächst einmal ist Winterbergsteigen an den Achttausendern ohnehin schon eine extreme Herausforderung. Gerade einmal 40 Gipfelerfolge (davon 22 von polnischen „Ice Warriors“) wurden bisher im kalendarischen Winter verbucht, 43 weitere im meteorologischen, der bereits am 1. Dezember beginnt. Winterbergsteiger müssen sich nicht nur mit Eiseskälte herumschlagen, sondern auch mit noch dünnerer Luft, weil der Sauerstoffpartialdruck in großer Höhe im Winter niedriger ist als in den anderen Jahreszeiten. Zudem sind die Tage kürzer und die Nächte so kalt, dass ein sehr früher Aufbruch selten möglich ist. Es schneit häufiger – und dann bläst auch noch der Jet-Stream. Der Nanga Parbat ist gerade in dieser Hinsicht ein schlimmer Finger. Rund 7000 Meter erhebt sich dieser Achttausender über das nur rund 25 Kilometer entfernte Industal, weit und breit keine anderen sehr hohen Berge, die den Wind abfangen könnten.

Datum

3. Februar 2016 | 15:53

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