More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Hillarys Ruhestätte mit Everest-Blick

Hillary-Stupa oberhalb von Khumjung

Es ist ein schöner Platz. Auf einem Hügel über Khumjung gelegen, abseits des kleinen Pfades, der hinunter ins Dorf führt. Mit Blick auf Mount Everest, Lhotse und Ama Dablam. Die Stelle hätte Sir Edmund Hillary sicher gefallen. Seit gut fünf Jahren ruht dort ein kleiner Teil seiner Asche – in einem Stupa, der zu Ehren des Everest-Erstbesteigers errichtet wurde. Gestern jährte sich zum zehnten Mal der Todestag des Neuseeländers. Im Alter von 88 Jahren war Hillary am 11. Januar 2008 in Auckland gestorben. Im Hafen seiner Heimatstadt wurde später der größte Teil seiner Asche verstreut, auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen, wie mir sein Sohn Peter Hillary einmal erzählte: „Die Stadt war das Basislager für seine Expeditionen. Er war definitiv ein Aucklander.“

Sir Eds Worte sind immer noch aktuell

Sir Edmund Hillary (2004)

Ich hatte das Glück, Sir Ed zweimal zu begegnen: anlässlich der Eröffnung einer Bergsteiger-Ausstellung im Jahr 2000 in Österreich und drei Jahre später bei den Feiern in Kathmandu zum 50. Jahrestag der Everest-Erstbesteigung durch Hillary und den Sherpa Tenzing Norgay. „Ich denke, wir waren die wirklich Glücklichen, als wir den Everest bestiegen. Wir waren Pioniere bei allem, was wir taten, und traten niemals in die Fußstapfen anderer Leute“, sagte Sir Ed bei unserem ersten Treffen und kritisierte die Kommerzialisierung des Everest. „Da sind Leute, die vom Bergsteigen kaum etwas verstehen. Denen ist der Berg egal. Sie haben 65.000 Dollar bezahlt und alles, was sie wollen, ist: den Fuß auf den Gipfel setzen, nach Hause zurückkehren und damit angeben.“ Seine Worte von damals könnten – bei angepasster Geldsumme –auch die aktuelle Situation am höchsten Berg der Erde beschreiben.

Auszüge aus Interview mit Sir Edmund Hillary im Jahr 2000

Himalayan Trust wichtiger als Everest-Erfolg

Von Sir Ed signierter neuseeländischer Geldschein mit seinem Konterfei

Hillary zog damals auch schon so etwas wie eine kleine Lebensbilanz: „Die Besteigung des Everest ist im Laufe der Jahre  in den Köpfen der Menschen weniger wichtig geworden als das, was wir mit unseren Sherpa-Freunden in den Schulen und medizinischen Einrichtungen leisten. Und genauso empfinde ich das selbst auch.“ Der Hillary-Stupa steht nicht von ungefähr oberhalb von Khumjung. In dem Dorf hatte Sir Eds auch heute noch aktive Hilfsorganisation „Himalayan Trust“ 1961 ihre erste Schule im Khumbu gegründet.

Veto der Lamas

Viel fehlte nicht und Hillarys Asche wäre auf dem Gipfel des Mount Everest gelandet. 2010 wollte Apa Sherpa – der noch heute (gemeinsam mit Phurba Tashi) mit 21 Besteigungen Everest-Rekordhalter ist – die Asche auf den 8850 Meter hohen Gipfel tragen. Der Plan scheiterte am Veto der Lamas. Die spirituellen buddhistischen Lehrer warnten, es sei „unheilvoll“, Asche an einem heiligen Ort zu verstreuen. So viel steht jedenfalls fest: Der Stupa oberhalb von Khumjung ist ganz sicher ein ruhigerer Ort als der Gipfel des Mount Everest.

Datum

12. Januar 2018 | 16:55

Teilen