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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Huberbuam wollen Nordwand des Latok I meistern

Thomas und Alexander Huber, Dani Arnold, ihr pakistanischer Begleiter Rasool, Mario Walder, Seppi Dabringer (v.r.)

Thomas und Alexander Huber, Dani Arnold, ihr pakistanischer Begleiter Rasool, Mario Walder, Seppi Dabringer (v.r.)

Und ewig lockt der Latok I. An kaum einem anderen Siebentausender haben sich so viele Topkletterer die Zähne ausgebissen wie an dem 7145 Meter hohen Granitriesen im Karakorum. Die Erstbesteigung des höchsten der vier Latok-Gipfel liegt 36 Jahre zurück. Sie gelang am 19. Juli 1979 den Japanern Tsuneo Shigehiro, Sin’e Matsumi und Yu Watanabe. Sie waren von Süden aus über einen Pfeiler zum Ostgrat und von dort zum höchsten Punkt gestiegen. Berühmter, weil berüchtigter sind der noch unbezwungene Nordgrat – und die ebenfalls noch nicht durchstiegene Nordwand. An der versuchen sich in diesem Sommer die „Huberbuam“, Alexander und Thomas Huber.

Nur aufgeschoben

Schon im vergangenen Jahr hatten die Extrembergsteiger-Brüder aus Deutschland die Nordwand angehen wollen. „Das Projekt ist bereits relativ oft von richtig guten Alpinisten versucht worden. Bisher hat sich die Wand vehement gewehrt“, sagte mir damals Alexander. „Wir brauchen jede Menge Glück, um dort Erfolg zu haben. Aber meine Güte, wenn man es nicht versucht, dann kann man es nicht schaffen.“ Kurz vor der geplanten Abreise bliesen die beiden Bergsteiger wegen der unsicheren Lage in Pakistan die Expedition jedoch ab. Nicht aufgehoben, nur aufgeschoben.

Starkes Team

Nordwand des Latok I

Nordwand des Latok I

Heute brach das Team der Huberbuam aus der Stadt Skardu in Baltistan auf, Richtung Latok I, wo sie am Mittwoch oder Donnerstag eintreffen dürften. Zur Mannschaft gehören der österreichische Kameramann Seppi Dabringer sowie der 37 Jahre alte Mario Walder aus Österreich und der 31 Jahre alte Dani Arnold aus der Schweiz. Mario war schon mehrfach mit den Huber-Brüdern unterwegs. So gelang es dem Kletterer aus Osttirol mit Thomas und Alex 2009, die legendäre Route „Eternal Flame“ am 6251 Meter hohen Nameless Tower im Karakorum erstmals Rotpunkt, also sturzfrei in einem Zug frei zu klettern. Dani sorgte zuletzt vor allem mit seinen Speed-Kletterrekorden für Aufsehen. Mit Thomas Huber (sowie Stephan Siegrist und Matias Villavicencio) schaffte er 2013 die erst dritte Winterbegehung des legendären, 3128 Meter hohen Cerro Torre in Patagonien.  Ein starkes Team also, das sich die Nordwand des Latok I vorgenommen hat.

Nächster Coup am Choktoi-Gletscher?

Der 48 Jahre alte Thomas und der 46 Jahre alte Alexander Huber haben in ihrer langen Karriere bereits mehrfach ihre Zelte auf dem Choktoi-Gletscher im Norden Pakistans aufgeschlagen. So gelang es den Brüdern 1997 (außerdem im Team: Landsmann Toni Gutsch und der US-Amerikaner Conrad Anker) erstmals, die über 2000 Meter hohe Westwand des Latok II zu durchsteigen – ein Meilenstein im Big-Wall-Klettern.  2001 schaffte Thomas (mit den Schweizern Urs Stöcker und Iwan Wolf) die zweite Besteigung des extrem schwierigen 7285 Meter hohen Ogre, eines Nachbarberges der Latoks. Seit der Erstbesteigung durch die Briten Chris Bonington und Doug Scott 1977 waren bis dahin alle Ogre-Expeditionen gescheitert. Vielleicht gelingt den Huberbuam ja jetzt ihr nächster Coup in der Gegend – in der Nordwand des Latok I.

Datum

23. Juni 2015 | 17:21

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