Straßenlaterne im Basislager
Gut, wenn man alte Bekannte vor Ort hat. Richard Stihler, mit dem ich 2007 am Manaslu unterwegs war, versucht sich in diesem Frühjahr – wie berichtet – am Mount Everest. Heute wie damals trägt der Architekt aus Lahr in Baden das Herz auf der Zunge und wirft einen ungeschminkten Blick auf das Geschehen vor Ort. Das Basislager zu Füßen des höchsten Bergs der Erde war für Richie fast ein Kulturschock: „Vor mir liegt eine riesige Zeltstadt inmitten einer Gerölllandschaft mit geschätzt 1500(!) Zelten. Um vom ersten bis zum letzten Lager zu kommen, benötigt man fast eine Stunde“, schreibt der 43-Jährige. „Sprachengewirr wechselt sich mit einer Vielzahl von Gerüchen zwischen leckerem Essen und Fäkaliengestank ab. Bei meiner letzten großen Expedition an den Manaslu waren wir sechs Wochen alleine unterwegs. Welch krasser Gegensatz!“
Den Wecker für das Basislager hätte er zu Hause lassen können. „Fast jeden Morgen wird man gegen 7 Uhr durch die Landung von Hubschraubern geweckt, die Nachschub in die hochgerüsteten Lager der kommerziellen Expeditionsanbieter bringen. Es gibt hier Handyempfang, im benachbarten Lager brennt nachts eine Straßenlaterne, damit sich im Geröll keiner das Genick bricht.“
Alkohol im Spiel
Zum ersten Todesfall der Bergsteiger-Saison am Mount Everest verweist Richie auf eine Vorgeschichte, die in den bisherigen offiziellen Verlautbarungen unerwähnt blieb. Karsang Namgyal Sherpa sei „nach einem Alkoholexzess am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht“, berichtet Richie. Bisher hatte es stets geheißen, Karsang sei an den Folgen der Höhenkrankheit gestorben. Das eine schließt das andere nicht aus, im Gegenteil. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht die Gefahr, höhenkrank zu werden.
Schrottrad auf den Südsattel?
Dass nach wie vor ziemlich schräge Typen am Everest unterwegs sind, beweist Richies Begegnung mit einem Bergsteiger namens Aden. Der Mann sei „ein tiefgründiger, aber auch völlig durchgeknallter Aussteiger türkisch-amerikanischer Abstammung. Er ist seit zwei Jahren mit einem gefundenen Schrottfahrrad unterwegs, das er nun bis zum Südsattel auf knapp 8000 Meter Höhe bringen will.“
Ich freue mich auf weitere Berichte Richies, der inzwischen – wie Ralf, Gerlinde und Rolf – erstmals durch den Khumbu-Eisbruch geklettert ist, um sich in größerer Höhe noch besser zu akklimatisieren.