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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Mit und ohne Seil verbunden

Stoanamandl

Wieder draußen, wieder ein traumhaft schöner Tag in Südtirol. Diesmal führt der IMS-Walk über die Höhen des Valser Tals zum „Stoanamandel“ auf 2118 Metern, einem Platz mit Gipfelkreuz, Steintürmchen und Dolomitenpanorama. Die Gruppe ist deutlich kleiner als gestern, diesmal hat ein Bus ausgereicht, um alle zum Ausgangspunkt der Wanderung zu chauffieren. Mit von der Partie sind drei Zweier-Seilschaften der besonderen Art.

 

Blindes Verständnis

Josune Bereziartu und Ricar Otegui

Die Baskin Josune Bereziartu war 2011 die erste Frau, die weltweit eine Route im Schwierigkeitsgrad 9 a kletterte. Ich spüre geradezu die Fragezeichen in euren Gesichtern und versuche deshalb, Josunes Leistung einzuordnen: Wäre sie eine Sprinterin in der Leichtathletik, hätte sie damit wohl das 100-Meter-Finale der Männer erreicht und gute Chancen auf eine Medaille.

Seit vielen Jahren bildet Josune eine Seilschaft mit ihrem Ehemann Ricar Otegui. „Blindes Verständnis, hohes Vertrauen“ zeichneten ihre gemeinsamen Touren aus, sagt die 40-Jährige. „Auf der anderen Seite weißt du, dass du den Menschen, der dir am meisten bedeutet, beim Klettern auch verlieren könntest.“ Das empfindet auch Ricar so, legt aber Wert darauf, abseits der Felswände mit Josune „ein ganz normales Eheleben“ zu führen.

Tiefe Momente des Glücks

Tanja Schmitt und Matthias Scherer

Auf extreme Weise gemeinsam unterwegs sind auch Tanja Schmitt und Matthias Scherer. Die beiden Deutschen gehören zur Weltelite der Eiskletterer. „Bewegung und Herausforderung sind zentrale Themen in unserem Leben“, sagt Tanja über die gemeinsamen Touren in senkrechten oder überhängenden gefrorenen Wasserfällen. Die Gefahr klettert mit. Im November 2011 überlebte die 35-Jährige mit viel Glück einen schweren Sturz aus 30 Meter Höhe. Auch bei Matthias saß der Schrecken tief. „Diese Angst um den Partner ist immer da“, räumt der 38-Jährige ein. ,,Aber es macht das Leben so wertvoll, dann auch wieder diese tiefen Momente des Glücks gemeinsam genießen zu können.“

Gemeinsam mit dem Vater

Marco (l.) und Hervé Barmasse

Hervé Barmasse ist nicht verheiratet. Noch nicht. „Vielleicht im nächsten Jahr“, sagt der Italiener aus dem Aostatal und schmunzelt. 2011 bewies der 34-Jährige mit einer beeindruckenden Trilogie, dass es selbst an den klassischen Bergen der Alpen noch möglich ist, Neuland zu betreten. Zunächst eröffnete Hervé im Alleingang eine neue schwere Route durch die Südwand des Matterhorns. Anschließend glückte ihm mit zwei baskischen Freunden am Mont Blanc eine Erstbegehung des Broillard-Pfeilers. Und schließlich durchkletterte Hervé noch mit seinem 63 Jahre alten Vater Marco Barmasse eine neue Route am Monte Rosa. „Das war eine besonders emotionale Tour“, schwärmt Hervé. „Mein Vater war immer ein Vorbild für mich.“

P.S. Ich sage nun „Adieu International Mountain Summit, adieu Brixen!“. Ausführliche Berichte über Hervé und die beiden kletternden Ehepaare findet ihr bald hier im Blog.

Datum

23. Oktober 2012 | 8:20

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