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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Schulunterricht im Wellblechschuppen

Thulosirubari Wellblech

Provisorische Schulräume

Eine Rückkehr zur Normalität fällt schwer, wenn man in Trümmern leben muss. „Das Erdbeben hat fast alle Häuser zerstört“, schreibt mir Arjun Gatraj aus Thulosirubari im Distrikt Sindhupalchowk. Das Dorf liegt rund 40 Kilometer Luftlinie von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu entfernt, ist aber nur über eine Schotterpiste zu erreichen. „Die Menschen hier kämpfen darum, über die Runden zu kommen. Sie leben von der Hand in den Mund“, sagt Arjun. Nach seinen Angaben kamen in Thulosirubari bei dem verheerenden Erdbeben am 25. April rund 75 Menschen ums Leben. Sieben der Opfer seien Schüler der „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ gewesen. Sie starben jedoch nicht in der Schule. „Als ich vom Erdbeben hörte, hatte ich die vielen mir vertrauten Menschen in Nepal im Kopf: Freunde, gute Bekannte und natürlich die vielen Kinder an den verschiedenen Schulen der Nepalhilfe Beilngries, auch der Schule in Thulosirubari“, sagt Gerlinde Kaltenbrunner. „Dann sofort der Gedanke: Samstag ist schulfrei, Gott sei Dank!“ Die Extrembergsteiger Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hatten mit ihrem Engagement den Bau der Schule überhaupt erst möglich gemacht.

70 Schüler pro Klasse

Diskussionen unter Bäumen

Diskussionen unter Bäumen

Inzwischen haben die Lehrer den Unterricht wieder aufgenommen, in notdürftig aus Bambus, Holz und Wellblech zusammengezimmerten Behelfsschuppen. „Die Kinder sind dort eigentlich nicht sicher“, schreibt Arjun, der Vorsitzende des Schulverwaltungskomitees von Thulosirubari. „Wenn es gleichzeitig regnet und stürmt, sind sie nicht ausreichend geschützt.“ Die erst 2009 eingeweihte „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ ist – wie berichtet – so stark beschädigt, dass sie komplett abgerissen werden muss. „Auch der Großteil der Möbel und des Unterrichtsmaterials sind bei dem Beben zerstört worden“, sagt Arjun. „Wir sitzen jetzt häufig in unserer Freizeit mit den Lehrern unter einem Baum auf dem Boden und diskutieren, wie wir überhaupt noch unterrichten können.“ Wegen des fehlenden Platzes seien die Klassen zusammengelegt worden, mit etwa 70 Schülerinnen und Schülern. „Die Lehrer fragen sich, wie sie unter diesen Bedingungen effektiv unterrichten sollen.“

„Jeder legte Hand an“

Einweihung der Schule 2009

Einweihung der Schule 2009

Das erinnert an die Zeit vor dem Bau der Schule. „Als wir zum ersten Mal in Thulosirubari waren, trafen wir Kinder an, die am Boden sitzend unterrichtet wurden, weil es an Schulmöbeln fehlte“, erzählt Gerlinde. „Die kleinen Klassenzimmer waren übervoll.“ Damals wurde die Idee geboren, mit der Nepalhilfe Beilngries eine größere Schule zu bauen. „Jeder legte Hand an, die Eltern der Kinder, Mann und Frau, alle halfen mit. Eineinhalb Jahre später war das neue Schulgebäude fertig“, erinnert sich die österreichische Bergsteigerin, die als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg. “Ich werde den Moment nie vergessen, als wir vor über fünfhundert Schülern standen, die sich so unvorstellbar über ihre neue Schule freuten. Es war ein wunderbarer Tag.“

Gefährlicher Schulweg

Sammelunterricht für viele Schüler

Sammelunterricht für viele Schüler

Geblieben ist nur die Erinnerung und die Ruine einer Schule, die einmal ein Symbol der Hoffnung auf eine bessere Zukunft war. Im Dorf fehlen auch  Herbergen, in denen Schüler und Lehrer, die von auswärts kommen, übernachten könnten. „Die Schüler kommen zu Fuß von weit her“, berichtet Arjun Gatraj. „Ihr Schulweg ist seit dem Erdbeben gefährlicher geworden.“ Immerhin, so Arjun, sei Thulosirubari bisher im Monsun von Überflutungen und Erdrutschen verschont geblieben, so dass die nächste Ernte derzeit nicht in Gefahr sei. „Mehr als um ihr eigenes Überleben sorgen sich die Dorfbewohner jedoch um die Zukunft ihrer Kinder.“ Und die wird nun einmal auf der Schulbank entschieden. „Lasst uns mit vereinten Kräften am Wiederaufbau der Schule arbeiten!“, appelliert Gerlinde Kaltenbrunner. Auch an euch. Ihr könnt mit euren Spenden für unser Projekt „School up!“ dafür sorgen, dass die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ bald wieder mehr ist als nur eine Erinnerung.

Hier ist noch einmal die Kontoverbindung von „School up!“:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

P.S.: Ich verabschiede mich jetzt mal bis Ende des Monats in Urlaub. 🙂 So ganz müsst ihr aber nicht auf meinen Blog verzichten. In der nächsten Woche gibt es noch eine vierteilige Serie zum 150. Jahrestag der Matterhorn-Besteigung.

Datum

3. Juli 2015 | 21:56

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