42 Jahre Stammkunde
Ich war elf Jahre alt, als ich das erste Mal durch diese Tür trat. Während meine Mutter an der Kasse bezahlte, wühlte ich mit voller Begeisterung durch die ausgelegten Bücher. Ein alter, freundlicher Mann streichelte meine Haare und gab mir somit das Zeichen einer Freundschaft, die sich in den nächsten Jahren entwickeln sollte. Türk Alman Kitapevi, die türkisch-deutsche Buchhandlung befindet sich auf einer der wichtigsten Straßen in Istanbul, Richtung Tunnel. Sie ist die wichtigste Quelle für deutsche Literatur in dieser Stadt. Diese Buchhandlung sollte für den Rest meines Lebens eine der am häufigsten besuchten Orte für mich werden. Meine Beziehung zu dieser türkisch-deutschen Buchhandlung, die mit dem Kauf von Lehrbüchern begann, beläuft sich mittlerweile auf 42 Jahre. Selbst als ich in Haft war, wurde diese Beziehung nicht unterbrochen.
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Bosporus
Wenn ich mit Şara Sayın auf der Dachterrasse ihres Hauses stehe, mit dem herrlichen Blick auf die weite Wasserfläche des Bosporus und seine Ufer, dann wird mir jedes mal klar, dass diese Stadt eigentlich keine richtige „Mitte“ hat. Gut, es gibt die historische Altstadt-Halbinsel und es gibt die „neue“ Altstadt Beyoğlu mit dem Tünel- und dem Taksim-Platz und auf der asiatischen Seite die Bağdad Caddesi. Und das sind auch Zentren für Kultur oder Kommerz oder auch für beides. Doch die eigentliche „Mitte“ der Stadt ist das Meer.
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Meine zwei Häuser
Letzte Woche musste ich einige Texte ins Deutsche übersetzen. Das Hin- und Hergehen zwischen meinen zwei Häusern, das Anschauen des einen und das Bauen an dem anderen. Es war sehr schön und bereichernd für mich während dieses Baus zu sehen, was in der anderen Sprache machbar ist. Meine zwei Häuser, meine zwei Sprachen; das Herumspazieren vom Türkischen ins Deutsche, vom Deutschen ins Türkische.
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Familienpolitik
Es ist schon eine kuriose Eigenschaft der Menschen sich über Eigenartigkeiten in einer anderen Kultur zu mokieren und dabei zu vergessen, dass diese Eigenart in ihrer eigenen Kultur genauso vorhanden war oder teilweise noch ist. Familien schauen halt gerne genau darauf, wen sich ihre Söhne und Töchter als Lebenspartner, ja sogar als Ehepartner aussuchen. Und gerne greifen sie dabei korrigierend ein.
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„Aşkım ja, du siehst voll schlecker aus!“
Sprechen Sie Kiezdeutsch? Wissen Sie welche Begriffe und Gesten wichtig sind? Was? Sie haben keine Ahnung und sprechen nur Hochdeutsch? Dann sind Sie entweder aus einem Kaff oder gehören der Generation 40 plus an. Entschuldigen Sie, aber laut anerkannten Sprachwissenschaftlern ist Kiezdeutsch eine Entwicklung, die eine lebendige und dynamische Sprache wie Deutsch ausmacht.
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