Nach Berlin und zurück
Im Dezember 2008 beendete ich mein Studium mit einem Bachelor in Kommunikationswissenschaften. Mein Schwerpunkt lag im Journalismus. Zu der Zeit hatte ich vor, im Bereich audio-visueller Produktionen zu arbeiten. Doch rückblickend muss ich sagen, dass es nicht auf meine Wünsche ankam. Wirklich wichtig war und ist nur, was ich mit dem Abschluss anfange und wie ich möglichst nah an meine Wünsche herankomme. Also musste ich meine Pläne und meine Ausgangslage überdenken.
Ende 2008 und auch fast das gesamte Jahr 2009 war ich arbeitslos. Zum Glück konnte ich bei meinen Eltern leben. Dann erhielt ich die Zulassung zum European College of Liberal Arts in Berlin samt finanzieller Unterstützung – und Ende September 2009 war ich unterwegs nach Deutschland. Das war das Beste, was mir jemals passieren konnte.
Im Juli 2010 hatte ich mein akademisches Jahr abgeschlossen und machte mich auf den Weg zurück. Den Job, den man mir am College angeboten hatte, lehnte ich ab. Mein Plan war es, nach Argentinien zurückzukehren und endlich im Bereich audio-visueller Produktionen zu arbeiten.
Zurück in meiner Heimat, begleitet von einem deutschen Freund, der zu Besuch kam, hatte sich an meiner Arbeitssituation nichts geändert. Vier Monate war ich arbeitslos. Ich verschickte unzählige Lebensläufe und E-Mails, bewarb mich auf jede Stelle, die etwas mit Kommunikation zu tun hatte, nutzte alle sozialen Netzwerke und entwarf ein paar echt coole multimediale Lebensläufe. Der Durchbruch kam, als meine frühere Kommilitonin Jessica ihren Job hinschmiss, um eine richtige Journalistin zu werden. Ich wurde Jessicas Nachfolgerin: Autorin in einem neu gegründeten Online-Marketing-Unternehmen.
Ich verdiente richtig gut, konnte über ein unabhängiges Leben nachdenken. Meine Kollegen wurden zu guten Freunden und doch wurde ich mit der Zeit unglücklich. Ich erinnere mich an ein Gespräch, dass ich mit meiner Chefin außerhalb des Büros führte. Ich sagte ihr, dass wir versuchen, all diese Dinge zu verkaufen, die keiner braucht. Sie fragte: „Was kümmert’s dich?“ Ich antwortete: „Ich weiß nicht – es fühlt sich einfach nicht richtig an!“
Kurze Zeit später war ich wieder auf Job-Suche.
Einige Monate und einige Vorstellungsgespräche später, kam ich dort an, wo ich hin wollte. Ich schrieb eine E-Mail an Carolina, eine alte Freundin, die ich in einer Schreibwerkstatt kennengelernt hatte. Ich wusste, dass sie in einer NGO arbeitet und dachte, ich versuche es einfach einmal. Ich hätte keinen günstigeren Moment treffen können: Sie suchte gerade eine Nachwuchskraft für ein neues Programm. Drei Wochen nach unserem ersten E-Mail-Austausch hatte ich den Job gewechselt.
Als meine Freundin Celina mich fragte, warum ich den gut bezahlten gegen einen schlechter bezahlten Job eingetauscht hätte, der obendrein noch zeitlich befristet sei, sagte ich ihr, dass Marketing nichts für mich wäre.
In meiner Arbeit für die NGO lerne ich Welten kennen, die mit meiner eigenen bisher nichts zu tun hatten. Ich arbeite in einem Programm, das sich soziale Inklusion und eine verbesserte Bildung als Ziele gesetzt hat – Maßnahmen, die aus zwischenmenschlicher Sicht, eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft sind.
Hier sehe ich meine wahre Bestimmung. Ich finde es wichtig, im Blog über diese Programme zu informieren und so eine „Wissens-Gemeinschaft“ anzustoßen. Wenn man weiß, was andere Menschen tun, erweitert das unsere Wahrnehmung und vervielfältigt unsere Bemühungen, die Welt zu verbessern.