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Bildungswege

Fünf Blogger - fünf Länder - ein Dialog

Über zerbrochene Fenster zum zerbrochenen Zuhause?

Stark werden gegen jeden Widerstand

Im Verlauf meines Studiums habe ich einige Unterrichtspraktika durchlaufen. Wir haben für vier bis sechs Wochen  in staatlichen Schulen als Sprachlehrer gearbeitet. Ich habe an einem Gymnasium unterrichtet, das von sehr begabten Schülern besucht wurde, aber auch an typischen Schulen am Rand meiner Heimatstadt. Das gibt mir gute Vergleichsmöglichkeiten.

Jeder Schüler ist und hat eine Persönlichkeit: Es ist ganz natürlich, dass ein  Fach mehr gemocht wird als ein anderes, oder dass ein unerfahrener Lehrer  – oder einer,  der auf  veraltete Lehrmethoden zurückgreift – als irritierend empfunden wird. Was ich festgestellt habe, ist, dass Gymnasiasten motivierter lernen. Das kommt vielleicht daher, dass ihnen bereits in der Grundschule viel Disziplin abverlangt wurde. Aber sind dafür allein die Lehrer verantwortlich? Natürlich nicht! Der Einfluss weiterer Personen wirkt sich auch aus.

Eltern, die ihre Kinder ermutigen, höhere Ziele zu erreichen, erziehen sie oft zu selbstbewussten Schülern, die auch in der Lage sind, die eigene Meinung  deutlich zu vertreten. Aber auch die Wohngegend und die Stadt selbst üben Einfluss aus. Ich denke dabei an die „Broken Windows – Theorie“, die Theorie der zerbrochenen Fenster. Eine gut gepflegte städtische Gegend trägt dazu bei, dass die Bürger sich gut benehmen. Ich möchte damit sagen, dass die Ursachen für Schulversagen nicht ausschließlich in schulischen Problem oder Konflikten zu suchen sind. Für mich steht fest: Eltern können eine große Hilfe und Unterstützung für Kinder sein, die in der Schule nicht so gut mitkommen.

Kinder brauchen Motivation und Unterstützung

Nicht nur wegen der größeren Motivation der Schüler – sondern auch wegen der höheren Gehälter – unterrichten Lehrer lieber an Gymnasien als an Gesamtschulen. So gilt es fast als schlechter Einstieg ins Berufsleben, wenn ein Lehrer an einer typischen Schule startet. Eine positive Einstellung der Schüler und eine gute Bezahlung als motivierende Grundlage schüren oftmals den Neid auf Gymnasiallehrer.

„Ideale Schüler“ gibt es natürlich nicht. Es ist wichtig, einen Zugang zu finden, der zum Lernen motiviert. Schlechte Leistungen oder schlechtes Benehmen sollten nicht automatisch zu Bestrafungen durch den Lehrer führen. Lehrer sollten die Schüler eher dahin führen, ihr Fehlverhalten und deren Ursachen selbst zu erkennen und eingeständig zu korrigieren – ganz im Sinne von Sokrates‘ Mäeutik.

Datum

Mittwoch, 06.06.2012 | 16:51

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