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Bildungswege

Fünf Blogger - fünf Länder - ein Dialog

Im Bann des Fernseh-Bildschirms

Unterhaltung gibt es auch abseits des Bildschirms

Wenn mich ein Freund schon mal fragt: „Hast du im Fernsehen die letzte Folge gesehen von…….“ – und dann kommt der Titel irgendeiner Sendung -, dann antworte ich: „Du weißt doch, dass ich schon seit ungefähr zwei Jahren nicht mehr fernsehe!“ Viele finden das wahrscheinlich ungewöhnlich, aber ich habe eine einfache Erklärung dafür: In den meisten Kanälen wird nichts gezeigt, das mich interessiert. Falls es mal etwas gibt, das sich um Bildung dreht,  kann ich es auch ganz einfach im Internet finden. In meiner Generation denken viele so. Das bedeutet aber nicht, dass das Internet mehr und mehr unser Leben bestimmt. Es ersetzt lediglich einige Bereiche, mit denen junge, intelligente Menschen unzufrieden sind. Und was hat das mit Bildung zu tun?

Fernsehen war und ist die beliebteste Art der Unterhaltung. Wenn die Kinder aus der Schule kommen, schauen sie sich erst einmal einen Trickfilm an.  Ein Arbeiter entspannt nach dem Abendessen vor dem Fernseher und eine Hausfrau hat den Apparat im Hintergrund laufen, während sie ihre Hausarbeit erledigt. Aber was schauen sich die Zuschauer im Fernsehen überhaupt an? Bekommen sie irgendwelche brauchbaren Informationen oder verschwenden sie einfach nur ihre Zeit?

Als Massenmedium übt das Fernsehen einigen Einfluss auf die Gesellschaft aus. Als bedeutende Werbefläche – zum Beispiel für Tabak – kann es sogar Trends anstoßen. Die Werbespots der Tabakindustrie richten sich besonders an Jugendliche und suggerieren ihnen, dass Rauchen zur eleganten und gepflegten Gesellschaft dazugehört. Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2010, konsumieren 25,4 Prozent der russischen Jugendlichen Tabakprodukte.

Eltern sollten den Fernsehkonsum ihrer Kinder begrenzen

Im 20. Jahrhundert wurde das Fernsehen von der UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) oft für ideologische Propaganda genutzt und einige Elemente der Gehirnwäsche sind scheinbar wiederbelebt worden. So besteht zum Beispiel ein Mangel an Bildungsprogrammen und an Sendungen, die die Welt-Kulturen und ihre vielfältigen Ausrichtungen vorstellen. Aber sind das nicht gerade die Sendungen, die den eigenen Horizont erweitern und uns zu gut gebildeten Menschen machen? Menschen, die in der Lage sind, eine eigene Meinung zu entwickeln und zu vertreten? Ich finde schon! Und ich glaube auch, dass sie dazu anregen, noch mehr zu lernen, zu reisen – und unabhängiger zu werden. Allerdings werden solche Leute unter bestimmten politischen Bedingungen nicht sonderlich geschätzt, weil sie dazu neigen, die Entwicklung eines Landes aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten als die Regierung. Nach meiner Meinung bewegt sich die Situation in Russland während der letzten acht Jahre in diese Richtung.

Gleichzeitig gibt es im Fernsehen zu viel Gewalt und Sendungen mit einem niedrigen Humor-Gehalt. An wen sich diese Sendungen wohl richten? Und was lösen sie bei den Zuschauern aus? Viele Experten und Persönlichkeiten des Kulturbereichs setzen mittlerweile auf das Internet, um ihre Gedanken mitzuteilen und ihr Publikum nicht zu verlieren. Einige wirklich gute TV-Sendungen mit geringen Zuschauerzahlen sind bereits abgesetzt worden, weil sie Themen behandelt haben, die der Durchschnittszuschauer etwas zu schwierig oder langweilig gefunden hat. Es gibt nicht genug informative Talkshows. Deshalb ist meine Generation ins Internet eingetaucht. Jammern hilft nichts. Es ist an der Zeit, sich nach alternativen Quellen umzusehen.

Ich glaube nicht, dass das Fernsehen die einzige Quelle der Information (und Unterhaltung) sein sollte; die Leute sollten einem Teil der Informationen auch skeptisch begegnen. Und – nach meinem Verständnis – ist ein Lehrer jemand, der Wissen nicht mechanisch in Köpfen verankert, sondern jemand, der Menschen beibringt, unabhängiger zu werden. Ein gelegentlicher Fehler ist nicht so gravierend, wenn man erkennt, welche Einschätzung sich im Nachhinein als falsch erwiesen hat und man den Fehler beheben kann.  Bestehenden Mustern blindlings zu folgen, ist schlimmer, als  hin und wieder einen Fehler zu machen.

Datum

Mittwoch, 13.06.2012 | 14:52

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