Licht am Ende des Tunnels
Ich habe Marias Blog “Berlin und zurück“ gelesen, und in einigen ihrer Worte habe ich mich selbst wiedergefunden. Maria, die bei einem Marketing-Unternehmen einen gut bezahlten Job gekündigt hatte, um bei einer NGO anzufangen, schreibt: über ihren neuen Job: „In meiner Arbeit für die NGO lerne ich Welten kennen, die mit meiner eigenen bisher nichts zu tun hatten.“
Mir geht das ganz ähnlich bei meiner Arbeit für Givewatts, eine Organisation, die saubere, erneuerbare und sichere Energie liefert. Hier lerne ich „neue Welten“ kennen, ich erhalte ich eine ganz neue Perspektive, einen neuen Blick auf das Thema Bildung.
Das sieht man in einem Video, das ich gerade produziert habe. Darin geht es um Peter Ochieng, einen Schüler, der die Energie von Givewatts nutzt.
Peter besucht die dritte Klasse der High School und macht einen entschlossenen und dynamischen Eindruck. An einem normalen Tag kommt er erst ungefähr um 5 Uhr nachmittags von der Schule nach Hause. Dann muss er noch die Kühe von der Weide holen und Wasser aus dem Fluss, um sich schnell abzuduschen. Und gerade wenn der letzte Sonnenstrahl hinter den Homa Hills verschwindet, kann er sich endlich hinsetzen und etwas für die Schule tun.
Bisher hat er dann immer seine Miniatur-Kerosinlampe ausgepackt, sich an den Tisch gesetzt und angefangen zu lesen. An schlechten Tagen, wenn es regnerisch und windig ist, flackerte die schwache, orangefarbene Flamme ganz wild. Dann musste er sich die Bücher und Hefte ganz nahe an das kleine Licht rücken, um die Schrift zu entziffern. Seine Nase hat sich an den beißenden Geruch des brennenden Kerosins gewöhnt.
Wie er müssen viele Menschen, sobald es dunkel wird, einige Aktivitäten einfach stoppen. Ein großer Prozentsatz der ländlichen Haushalte hat keinen Zugang zu Elektrizität. Dennoch geben sie nicht auf und wollen auf eine bessere Bildung für ihre Kinder nicht verzichten. Es ist sehr schön zu sehen, wie diese Schülerinnen und Schüler sich ihren Weg zum Wohlstand erkämpfen.
Peters Geschichte geht gut aus. Er hat die Chance bekommen, die Kerosinlampe gegen eine solarbetriebene Lampe einzutauschen, als wir seine Schule und seine Heimat besuchten. Es war toll zu sehen, wie seine Pupillen das Licht der Solarlampe reflektieren, weiches, weißes Licht. Peter hat uns versprochen, dass er sich jetzt noch mehr anstrengen will, um seine Noten zu verbessern, weil er ja jetzt mit der neuen Lampe auch mehr Zeit zum Lernen haben wird.
Da ist mir klar geworden, dass eine Lampe, die gerade einmal so groß ist wie meine Handfläche und die vom Sonnenlicht angetrieben wird, für viele Kenianer eine unermessliche Bedeutung haben kann: Für Leute wie Peter ist es das Licht am Ende des Tunnels.