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Bildungswege

Fünf Blogger - fünf Länder - ein Dialog

Reflektionen einer Woche…

Emmy

Bei wenig Licht, lässt es sich nicht gut lernen

Hätte man mich vor acht Wochen gefragt, bevor ich angefangen habe für diesen Blog zu schreiben, ob ich etwas mit dem Thema Bildung Bildung zu tun habe, dann wäre meine Antwort ein eindeutiges „Nein“ gewesen. Ich hätte wohl erwähnt, dass ich Jugendliche im Bereich „Multimedia“ trainiere und, dass ich bei einer Organisation arbeite, die Solarlampen an Schulen verteilt. Aber dieser Blog hat mir eine andere Sichtweise auf meine eigene Arbeit gegeben: Denn eigentlich habe ich mit dem Thema Bildung tagtäglich ganz schön viel zu tun.

Das letzte Wochenende war sehr faszinierend für mich. Endlich haben wir – Filamujuani, die Organisation, die ich zusammen mit einem Freund gegründet habe – unseren Fernsehsender TV Mtaani an den Start gebracht. TV Mtaani ist ein Bürger- TV-Sender in und aus Kibera. Dort gibt es Nachrichten über lokale Themen, Reportagen, Serien und sogar Werbung für Produkte oder Geschäfte aus Kibera. Es war beeindruckend zu sehen, dass so viele Menschen gekommen waren, um sich gemeinsam mit uns TV Mtaani das erste Mal anzuschauen.

Gleich danach habe ich mich mit der Organisation „Givewatts“ auf den Weg nach Narok gemacht. Givewatts hat dort Solarlampen an zwei Schulen verteilt. In Narok wohnen besonders viele Massai, ein Volksgruppe, die eine nomadische Lebensweise führt. In Ihren Manyattas (traditionelle Häuser) ist es stockdunkel. Und das bedeutet, dass die Lernsituation sehr schwierig ist. Und dazu kommt noch, dass sie als Nomaden oft sehr wenig Wert auf Bildung legen. Das hat mir Samuel Pere erzählt. Er ist Lehrer an der „Tumaini Academy“, eine der Schulen, die Lampen bekommen haben. Sowohl die Jungs als auch die Mädchen müssen für ihre Bildung hart kämpfen.

Von den Jungs wird erwartet, dass sie mit den Kühen und Ziegen auf die Suche nach einer Weidefläche und Wasser gehen – besonders in der Trockenheit. Das bedeutet, dass sie oft nicht am Unterricht teilnehmen können. Ich habe das sogar mit meinen eigenen Augen gesehen: Als wir auf dem Weg nach Narok waren, haben wir viele große, schlaksige Jungs gesehen, die Herden über die Wiesen geführt habe.

Emmy

Oft haben die Eltern kein Geld für Licht

Für die Mädchen ist es allerdings noch schwieriger. Von ihnen wird erwartet, dass sie mit 14 heiraten. In allen Schulen, die wir in Narok besucht haben, gab es immer weniger Mädchen. In einer gab es pro Klasse sogar immer nur ein Mädchen und 10 Jungs. Herr Pere hat uns auch erzählt, dass an der „Tumaini Academy“ fast 50 Prozent mehr Jungs zur Schule gehen als Mädchen. Das ändere sich aber langsam, sagte er. Er glaube nämlich, dass die Lampen die Eltern positiv beeinflussten. Warum? Den meisten Eltern ist es einfach zu teuer und anstrengend immer Geld für Kerosin und Brennholz auszugeben, damit die Kinder bei Licht lernen können. Manche haben sogar Bücher verbrannt, damit ihre Kinder zu Hause lernen können. Für die Eltern bedeutet Lernen einfach immer zusätzliche Kosten. Und dann lassen sie die Mädchen lieber zu Hause mitarbeiten. Diese Solarlampen könnten das jetzt alles ändern, sagte Pere. Wenn die Eltern sehen, dass ihre Nachbarn ihre Kinder zu Schule schicken, dann wird sie das ermutigen, auch ihre Kinder am Unterricht teilnehmen zu lassen. So lernen die Kinder bei Licht in der Schule und können auch dort ihre Aufgaben machen.

In der kommenden Woche werde ich am „Deutsche Welle Global Media Forum“ in Bonn zum Thema Bildung teilnehmen. In den letzten Wochen habe ich viel erlebt und auch viel zum Thema Bildung geschrieben. Und ich kann gar nicht glauben, was ich alles für selbstverständlich gehalten habe während meiner eigenen Ausbildung. Es gibt so viele Studenten, denen es nicht so gut geht. Umso mehr freue ich mich auf die anderen Teilnehmer der Konferenz, bin gespannt was sie zum Thema Bildung zu sagen haben. Aber natürlich freue ich mich auch auf die anderen Blogger.

Datum

Samstag, 23.06.2012 | 10:00

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