„Edutainment“ wird bisher viel zu selten genutzt
Endlich bin ich in Bonn, um am Global Media Forum der Deutschen Welle teilzunehmen. Diese Woche schreibe ich von hier meine Blogs rund um die Themen Bildung, Kultur und Medien. Die Konferenz war bisher sehr interessant. Ich war heute bei einem Workshop, wo es darum ging, wie Lernen Spaß machen kann. Es ging um ein Projekt der Deutschen Welle: Learning by Ear.
Das Programm Learning by Ear basiert auf einer ganz tollen Art des Lernens. Hier werden nämlich Formate wie Features und Radio-Novelas verwendet. Ich habe ja schon an zwei Global Media Forums teilgenommen und habe diesen speziellen Workshop immer sehr unterhaltsam gefunden. Normalerweise gibt es bei den Workshops größtenteils Powerpoint-Präsentationen und Gespräche. Aber dieser Workshop ist immer anders: Das Learning-by-Ear-Team hat eine der Radio-Novelas als Theaterstück live aufgeführt, so dass das Publikum einen kleinen Vorgeschmack auf die Serien bekommen konnte, die natürlich alle in erster Linie als Radio-/Audio-Fassungen produziert sind.
Ich war übrigens nicht nur Besucher des Projekts Learning by Ear, sondern saß auch beim Panel mit auf der Bühne, um über meine Arbeit mit Jugendlichen und den Medien in den Slums von Nairobi zu erzählen. Neben mir saß dort auch ein Mitarbeiter des afghanischen Learning-by-Ear-Programms. Er hat betont, wie wichtig solche Programme in Ländern wie Afghanistan sind. In diesen Kulturen kann man nicht offen über so heikle Themen wie Sexualität oder auch die Rollen von Männern und Frauen in der Gesellschaft sprechen. Hier ist dieses „Edutainment“, also diese unterhaltsame Form der Bildung, eine sehr effektive Methode, um Botschaften zu vermitteln und das Publikunm zu informieren. Die Hörer merken nicht einmal, dass sie es hier mit einem Bildungsprogramm zu tun haben – sie würden die Radio-Novelas einfach als Unterhaltungssendung bezeichnen.
Der wichtigste Punkt für mich ist aber, Medien als Brücke zu sehen, mit denen man in solchen Kulturen und Gesellschaften Informationen transportieren kann. Das trifft auf Afghanistan ebenso zu wie auf Afrika. Denn viele Menschen in Afrika haben Zugang zu einem Radio oder besitzen ein Handy – aber überraschenderweise haben genau diese Menschen oft keinen Zugang zu Bildung. Wenn man Medien nutzt, kann man zumindest eine bestimmte Art der Bildung und Ausbildung transportieren, und das über technische Hilfsmittel, die diesen Leuten zugänglich sind. Dann kann man diese Lücke schließen.
Für das Publikum war es sehr interessant zu erfahren, ob solche Formate für Afrika und Asien überhaupt funktionieren, wie effektiv sie sind. Bei Learning by Ear wird ein ganz breites Spektrum abgedeckt: Gesundheit, Umwelt, Gender-Fragen, Arbeit und Arbeitlosigkeit, Technologien und viele andere Themen. anderen Themen. Derartige „Edutainment“-Formate sind eine immer noch kaum erschlossene Informationsquelle für den Bildungssektor. Klar, man muss schon zusätzliche Arbeit hineinstecken und auch Zeit, wenn man es zum Beispiel in den Lehrplan von Schulen integrieren will. Aber hierfür braucht man vor allem ein bisschen Offenheit der Pädagogen.