Gipfeltag
7.20 (MEZ) Anruf von Stefan, 20 Meter unterhalb des Gipfels:
Die komplette Gruppe inclusive Luis und der beiden Sherpas hat den Gipfel erreicht!
Stefan ist in der Mitte der Gruppe auf dem 7129 Meter hohen Kokodak Dome angekommen.
Es war sehr stürmisch am Gipfel. Wolken versperrten die Sicht. Aber die schönen Ausblicke hätten sie schon die vergangenen Tage gehabt, sagt er. VN.
Halleluja, was für ein Tag!
Einen verunglückten Spaziergang hat der großartige Kurt Tucholsky einst das Golfspiel genannt. Er hätte auch unseren heutigen Aufstieg nach Lager 1 meinen können. Natürlich fiel er uns leichter als bei den beiden ersten Malen, weil wir inzwischen besser akklimatisiert sind. Doch ein Spaziergang war es darum noch lange nicht, bestenfalls eben ein verunglückter. Immerhin mussten wir wieder 1200 Höhenmeter überwinden, durch Gletschermoränen wandern, über Bruchgestein und durch weichen Schnee bergauf stapfen. „Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass ich dabei nicht am Limit war“, freute sich Hannes aus meiner Seilschaft. Obwohl wir noch nicht ans Seil mussten, stiegen Churchy, Hannes und ich schon heute gemeinsam auf. Wir haben einfach dasselbe Tempo und senden auch noch auf derselben Wellenlänge. Churchy ist in unserem Trio der Gute-Laune-Bär. Immer wieder juchzt er laut auf oder ruft „Halleluja, was für ein toller Tag!“
weiterlesen
Grenzwertig
Warten auf Godot ist dagegen Kindergarten. Ich muss an das ironische Video denken, das Jörg Schmadtke, Sportdirektor meines Leib- und Magenvereins 1. FC Köln, in der vergangenen Saison ins Netz gestellt hat, um der in meiner Heimatstadt allzu leicht aufkommenden Fußball-Euphorie entgegenzuwirken. „Ruhig bleiben, schön ruhig bleiben!“ Diese Worte wiederholt Schmadtke wie ein Mantra, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Bei der insgesamt sechsten Grenzkontrolle (zwei in Kirgistan, vier in China) kann einem das Lächeln allerdings schon mal vergehen. Besonders wenn du gut eine halbe Stunde im Bus in der Sonne warten musst, weil das Personal der Grenzstation im Stechschritt verschwindet, um erst einmal in aller Ruhe zu essen. Gott sei Dank kehren die Uniformierten nach einer Weile zurück, um möglichst schnell ihr Tagewerk zu beenden. Das verschafft uns den Vorteil, dass wir zwar sämtliches Gepäck im Rekordtempo durch den Scanner jagen müssen, aber so gut wie nichts durchsucht wird. „Die sind zwar penibel, aber nicht sorgfältig“, stellt Manuel fest. So bleiben an einem der Posten, an dem eigentlich alle Fotoapparate und Computer überprüft werden sollen, zwei Geräte unkontrolliert. Stattdessen interessieren sich die Grenzbeamten mehr für Eisschrauben oder Zeltstangen. Für uns gilt die Devise: Immer lächeln, bloß nicht ausrasten! Das Gesicht zu verlieren, wird in China nicht verziehen. Schon gar nicht an der Grenze.
weiterlesen
Everest-Gipfelversuch von Ralf Dujmovits läuft
Jetzt gilt es. Ralf Dujmovits, Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger, hat seinen Gipfelversuch auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest begonnen. Am Donnerstag stieg er zum 7000 Meter hohen Nordsattel auf, heute nach Lager 2 auf einer Höhe von 7700 Metern. Dort hatte er zuvor – wie berichtet – einen Sack mit Material deponiert. „Der Wind hat stark geblasen, ich hatte Mühe, das Zelt aufzubauen“, sagt Ralf, als er mich aus Lager 2 per Satellitentelefon anruft. „Aber jetzt steht das Zelt, ich habe gekocht und gegessen.“ Als Gipfeltag visiert der 52-Jährige Sonntag an, der Wetterbericht verspricht bisher für den 25. Mai gute Bedingungen, mit relativ wenig Wind.
Am morgigen Samstag will Ralf bis auf eine Höhe von etwa 8300 Metern aufsteigen. Er werde das Zelt in Lager 2 stehenlassen und in Lager 3 sein Mini-Zelt aufschlagen, das er schon Ende 2013 am Aconcagua verwendet habe. Der Verkehr auf der Normalroute halte sich in Grenzen, berichtet Dujmovits. „Einige wollen schon am 24. Mai versuchen, den höchsten Punkt zu erreichen. Damit entzerrt sich das Ganze. Am Sonntag werden vielleicht 40 bis 45 Leute zum Gipfel starten. Wenn man bedenkt, dass sich die ganze Saison auf dieses Wochenende konzentriert, sind das recht wenige. Bisher habe ich noch niemanden gesehen, der außer mir ohne Flaschensauerstoff aufsteigt.“ Es ist also angerichtet. Und Ralf wirkt optimistisch: „Ich bin gut beieinander und komme gut vorwärts.“
Update: Ein ungarischer Blog-Leser macht mich darauf aufmerksam, dass sein Landsmann David Klein ebenfalls ohne Flaschensauerstoff aufsteigt und bereits Lager 3 erreicht hat.
Update II: Laut einer Pressemitteilung des nepalesischen Tourismusministeriums haben die Chinesin Wang Jing und fünf Sherpas heute den Everest von der Südseite aus bestiegen. Das Team hatte sich – wie berichtet – per Helikopter nach Lager 2 fliegen lassen.
Nives und Romano: Nur im Doppel
Da sage einer, Bergsteigen sei nichts für Romantiker. Die italienischen Eheleute Nives Meroi und Romano Benet beweisen das Gegenteil. Einen Achttausender ohne den anderen zu besteigen, kommt für die beiden nicht in Frage. Am vergangenen Samstag erreichten Nives und Romano den 8586 Meter hohen Gipfel des Kangchendzönga, des dritthöchsten Bergs der Erde. Wie immer gemeinsam, wie immer, ohne zu Flaschensauerstoff zu greifen, wie immer in sauberem Stil. „Wir verfolgen einen schnörkellosen Alpinstil: Einfach und unverfälscht, ehrlich mit sich selbst und im Einklang mit dem Berg“, sagte Nives einmal. Der Kangchendzönga ist für Meroi und Benet der Achttausender Nummer zwölf. Jetzt fehlen nur noch die Annapurna und der Makalu in ihrer Sammlung.
weiterlesen
Mindestens zwölf Tote bei Lawine am Everest
Die Frühjahrs-Saison am Mount Everest beginnt mit einem Unglück. Im Khumbu-Eisbruch auf der nepalesischen Südseite des Bergs ist eine Lawine abgegangen. „Etwa 25 Menschen wurden von der Lawine weggerissen“, sagte ein Sprecher des nepalesischen Tourismusministeriums. „Wir haben acht Bergsteiger lebend gerettet, bis jetzt sind 12 Leichen geborgen worden.“ Vier Sherpas würden noch vermisst. Bergsteiger aus sechs Expeditionen seien in die Lawine geraten. In anderen Berichten heißt es, bei den Opfern handle es sich ausnahmslos um Sherpas, die dabei gewesen seien, die Route durch das Eislabyrinth zu sichern.
Oberhalb der Unglücksstelle sei fast hundert Bergsteigern der Rückweg abgeschnitten. Die Lawine ging auf einer Höhe von etwa 5800 Metern ab, über dem so genannten „Popcorn-Feld“. Die heikle Passage wird so genannt, weil dort viele Eisblöcke zusammengestürzter Seracs oder aus Eislawinen herumliegen. In diesem Frühjahr haben auf der Südseite des Mount Everest rund 300 Bergsteiger aus 28 Expeditionen ihre Zelte aufgeschlagen.
Schon jetzt handelt es sich von der Zahl der Opfer her um das schlimmste Lawinenunglück in der Geschichte des Mount Everest. 1922 waren auf der tibetischen Nordseite bei einem Lawinenabgang sieben Sherpas ums Leben gekommen. 1970 verloren im Khumbu-Eisbruch innerhalb weniger Tage sieben Sherpas das Leben.
Lachen geboten
Wer gut gelaunt klettert, hat bessere Chancen, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Psychoanalytikers Sigmund Freud aus dem Jahr 1938, die jetzt bei Abrissarbeiten in einem Londoner Keller aufgetaucht ist. Der Fund gilt als wissenschaftliche Sensation. Der Österreicher, der auch regelmäßig Bergtouren in den Alpen machte, hatte sein letztes Lebensjahr in der britischen Hauptstadt verbracht. Dort verkehrte er häufig in den Bergsteigerkreisen der Royal Geographical Society. Dort lernte Freud auch Noel Odell kennen, der 1924 der letzte gewesen war, der George Mallory und Andrew Irvine vor ihrem Verschwinden am Everest-Nordgrat gesehen hatte. Odell war 1938 gerade von einer weiteren Expedition zum höchsten Berg der Erde zurückgekehrt, bei der immerhin eine Höhe von 8290 Metern erreicht worden war.
weiterlesen
Ein frohes neues Jahr!
Ich wünsche euch allen ein tolles, erlebnisreiches und gesundes Jahr 2014 – in den Bergen oder sonstwo!
Viel Blankeis
Eine Winterexpedition ist nichts für Warmduscher. Minus 18 Grad Celsius zeigte das Thermometer von Ralf Dujmovits im Basislager auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat. Nicht draußen, sondern im Zelt. „Wir haben hier im Basislager gerade einmal zweieinhalb Stunden Sonne pro Tag“, sagt Ralf Dujmovits. Da bleibe kaum Zeit, den Computer und das Satellitenmodem auf Betriebstemperatur zu bringen. Ralf und Darek Zaluski sind von ihrer ersten Erkundungstour im unteren Gletscherbereich zurückgekehrt. „Das war brutale Spurarbeit“, berichtet Ralf. „Obenauf lag Pulverschnee, darunter eine harte Altschneeoberfläche. Häufig brach diese Decke, wenn ich drauftrat.“ Die meiste Zeit habe er gespurt, weil Darek noch nicht so gut akklimatisiert sei.
weiterlesen
Uelis erfolgreiche Annapurna-Mission
Ueli hat es getan. Nur was genau? Der Schweizer Ueli Steck spannt uns nach seinem Abenteuer an der Annapurna weiter auf die Folter. „Mission erfolgreich!“, heißt es wieder einmal äußerst knapp auf seiner Homepage. „Don (Bowie) und Ueli sind auf dem Weg nach Pokhara. Updates folgen in den nächsten Tagen.“ Ganz ehrlich, wenn ich könnte, würde ich den beiden auf dem Trekkingpfad entgegenlaufen. Ich platze vor Neugier. Ist Ueli wirklich solo auf direktem Weg durch die Südwand zum 8091 Meter hohen Gipfel der Annapurna gestiegen? Stimmt das Gerücht, dass der Schweizer, der vor einer Woche an dem Achttausender seinen 37. Geburtstag feierte, für Auf- und Abstieg nur 28 Stunden benötigte?
weiterlesen
Speedy Ueli
Steck is back. Gut drei Monate nach dem unseligen Sherpa-Angriff am Mount Everest auf ihn, Simone Moro und Jonathan Griffith meldet sich der Schweizer Top-Bergsteiger Ueli Steck eindrucksvoll zurück. Der 36-Jährige setzt am Mont Blanc ein Ausrufezeichen. Solo und in Rekordzeit klettert Ueli die „Intégrale de Peuterey“, den nach seinen Angaben längsten Grat der Alpen: „1000 Höhenmeter Zustieg, 4500 Höhenmeter Kletterei, 3800 Höhenmeter Abstieg, horizontale Distanz: Keine Ahnung!“
weiterlesen
Nicht unter den Top 3, aber …
Die Gewinner der Publikumswahl zum „Online-Star 2013“ stehen fest. Mein Blog hat es nicht aufs Podest geschafft. 🙁 Die Macher der Abstimmung veröffentlichen grundsätzlich nur, wer in den jeweiligen Kategorien auf den Plätzen eins bis drei gelandet ist. Aus erster Hand weiß ich jedoch, wo „Abenteuer Sport“ am Ende rangierte. Ich habe zugesichert, dass ich die Information nicht preisgebe. Nur so viel: In der Fußball-Bundesliga hätte es zu einem Europa-League-Startplatz gereicht. Und einen Platz besser als im letzten Jahr! Ich kenne die genauen Zahlen und bin wirklich begeistert, wie viele von euch für „Abenteuer Sport“ gestimmt haben. Tausend Dank! Tausend Dank! 🙂
Neues vom Nanga Parbat
Und tschüss. Die beiden Polen Tomasz Mackiewicz und Marek Klonowski sich auch im dritten Winter in Folge die Zähne am Nanga Parbat ausgebissen. Die beiden hatten versucht, über die Rupalflanke in Richtung des 8125 Meter hohen Gipfels aufzusteigen. Tomasz kam nach eigenen Angaben bis auf eine Höhe von etwa 7400 Metern oberhalb des Mazeno-Grats, ehe er umkehrte. Marek hatte schon früher aufgegeben. „Unsere Mittel sind aufgebraucht, wir haben kein Essen mehr und auch kein Geld“, schreibt Marek in seinem Blog. „Wir fahren nach Hause, wo unsere Familien warten und unsere Jobs, wenn es sie noch gibt. :-)“
weiterlesen
Auch Lenin war am Gipfel
Alle Augen richten sich auf die Ukraine und Polen. Na klar, dort schlägt derzeit das europäische Fußballherz. Jogis Jungs haben mir gestern ein paar graue Haare mehr verschafft. Da sich die Farbe auf meinem Körpergipfel seit längerem durchgesetzt hat, fällt das kaum auf. Und hinterher, wenn Deutschland (hoffentlich) den Titel geholt hat, fragt ohnehin niemand mehr danach, wem das 1:0 gegen Portugal auf die Haare geschlagen ist.
weiterlesen
Vollmond, Chang und Yeti-Dung
8844 (Messung China 2005), 8848 (Indien 1954) oder 8850 Meter (USA 1999)? Wie hoch ist denn nun der Mount Everest? Um das endgültig zu klären, hat Krishna Raj, der Leiter des nepalesischen Katasteramts, jetzt um ausländische Hilfe gebeten. Die Regierung wolle den Streit ein für alle Mal beilegen. Nepal habe dafür aber weder das nötige Geld, noch das Fachwissen. Das können wir doch schneller erledigen, denke ich mir und rufe mal eben Chomolungma an.
weiterlesen
Feedback
19 Kommentare