Weniger Expeditionen, weniger Geld
Nepal sieht seine Bergfelle davonschwimmen. „Die Regierung muss Maßnahmen ergreifen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erreichen“, fordern die Autoren eines Berichts, den laut der Zeitung „Himalayan Times“ das Tourismusministerium in Kathmandu vorlegte. Die Nachbarländer hätten aggressive Werbekampagnen gestartet, um mehr Bergsteiger anzulocken. So habe Indien im vergangenen September bei den Gebühren für Besteigungen 50 Prozent Rabatt angeboten. Pakistan verlange nur noch Geld für Berge, die höher als 6500 Meter sind. In Nepal werden schon für deutlich niedrigere Berge Gebühren fällig, etwa für den beliebten, 5550 Meter hohen Trekkinggipfel Chhukung Ri im Khumbu-Gebiet.
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Gelesen: Herausforderung 8000er
Das Problem von Nachschlagewerken ist, dass ihre Halbwertzeit kurz ist. Kaum in Druck gegangen, sind sie in Details schon wieder überholt. Dieses Dilemma hat sich im elektronischen Zeitalter verstärkt. Veränderungen vollziehen sich immer rasanter. Das hat dazu geführt, dass traditionsreiche Lexikon-Verlage pleite gegangen sind. Das Internet scheint das einzige Medium zu sein, das in der Lage ist, diese Kurzatmigkeit abzubilden. Dennoch empfehle ich euch heute mit „Herausforderung 8000er“ ein Buch, das zwar im Augenblick auf aktuellem Stand ist, womöglich in ein paar Wochen – sollten etwa Simone Moro und David Göttler bei ihrer Winterexpedition am Nanga Parbat erfolgreich sein – schon nicht mehr ganz.
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Neues Ortungssystem für Nepal
Dieser Mann hat eine Vision. „Ich überlege, wie wir Nepal innerhalb von 30 Jahren zu einen entwickelten Land machen können“, schreibt Mahabir Pun auf Facebook. Der 59 Jahre alte Lehrer wurde in Nangi geboren, einem entlegenen Bergdorf im Westen Nepals. Nach dem Studium in den USA kehrte Mahabir in sein Heimatland zurück und gründete in Nangi eine weiterführende Schule. Und dann brachte er auch noch WLAN und damit das Internet mit in die Berge. Für seine Verdienste wurde Mahabir Pun bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ramon Magsaysay Award, einer Art asiatischer Nobelpreis.
Jetzt hat Mahabir ein neues Projekt gestartet. Im Gebiet um den Achttausender Annapurna wird im nächsten halben Jahr ein neues Ortungssystem für Trekkingurlauber getestet. Nicht ohne Grund. Das System wurde unter anderem entwickelt, um allein reisende Touristen, die in Schwierigkeiten geraten sind, orten und anschließend retten zu können. In den vergangenen Jahren verschwand insgesamt fast ein Dutzend ausländischer Trekkingtouristen in Nepal. Ich habe Mahabir geschrieben, um nähere Details zu seinem Projekt zu erfahren. Die Antwort kam prompt.
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Göttler: „Stück für Stück denken“
Für David Göttler ist es die erste Winterexpedition an einem Achttausender. Und dann gleich am Nanga Parbat. Der 8125 Meter hohe Berg und der K 2 sind die beiden einzigen in der kalten Jahreszeit noch unbestiegenen Achttausender. Der 35 Jahre alte Deutsche ist mit den Italienern Simone Moro und Emilio Previtali unterwegs. Sie versuchen, den Gipfel von der Rupal-Seite aus über die so genannte „Schell-Route“ zu erreichen. Moro gehört neben den Polen Jerzy Kukuczka, Krzysztof Wielicki and Maciej Berbeka zum erlauchten Kreis der Bergsteiger, die drei Achttausender erstmals im Winter bestiegen (Shishapangma 2005, Makalu 2009, Gasherbrum II 2011). Ich erreiche David im Basislager, wo sich das Team nach einigen Tagen am Berg erholt.
David, wie vertreibt ihr euch die Zeit?
Lesen, Emails schreiben, Interviews bearbeiten. Dann gibt es ja dreimal am Tag gutes Essen, und so gehen die Tage hier erstaunlich schnell herum. In meinem Zelt mache ich auch ein paar Yogaübungen, um nicht gänzlich zu degenerieren.
Für dich ist es die erste Winterexpedition an einem Achttausender. Ihr seid jetzt seit drei Wochen am Nanga Parbat. Wie fühlt es sich für dich bisher an? Alles wie erwartet?
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Wichtiges Etappenziel erreicht
Geduld ist nicht die schlechteste Tugend, wenn es gilt, einen Achttausender im Winter zu besteigen. David Göttler und Simone Moro kommen nach eigenen Angaben auf der Rupalseite des Nanga Parbat gut voran, überstürzen aber nichts. „Wir haben in den letzten Tagen bei perfektem Wetter die Route bis auf 6350 Meter versichert“, schreibt David auf Facebook. „Nun liegt der schwierige Teil hinter uns, aber natürlich haben wir noch einen weiten Weg vor uns.“
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Dujmovits kehrt zum Mount Everest zurück
Zwei Wochen sind vergangen, seitdem sich Ralf Dujmovits entschieden hat, seine Winterexpedition am Nanga Parbat wegen des zu großen Eisschlag-Risikos abzubrechen. Zwei Wochen, um sich noch einmal in Ruhe Gedanken über die Erlebnisse in Pakistan zu machen und auch den Blick in die Zukunft zu richten. Ich erreiche den 52 Jahre alten Bergsteiger daheim in Bühl zu Füßen des Schwarzwalds.
Ralf, wie fühlt sich der deutsche Winter für dich an im Vergleich zu dem in Pakistan, besonders am Nanga Parbat?
Ich stand in Frankfurt am Flughafen und dann in Mannheim und Karlsruhe beim Umsteigen am Bahnhof im kurzen Hemd, um mich herum dick eingepackte Leute. Ich habe mich erst mal wieder an die Wärme gewöhnen müssen. Wir haben hier einen sehr warmen Winter, und das ist schon ein krasser Gegensatz zu dem, was wir in Pakistan hatten. Trotz allem komme ich allmählich an und fühle mich auch in der Wärme wieder wohl.
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Hollywood goes Everest
Eine Winterexpedition zum Mount Everest? Die beiden Hollywood-Stars Jake Gyllenhaal und Josh Brolin haben jetzt in einem Fünf-Sterne-Hotel in Kathmandu eingecheckt. Ein Mitarbeiter der Regierung bestätigte, dass ein Filmteam des isländischen Regisseurs Baltasar Kormakur eine zweiwöchige Drehgenehmigung für Nepal erhalten habe. Gyllenhaal und Brolin, beide bereits je einmal für einen Oscar nominiert, spielen die Hauptrollen in einem Film über die Tragödie am Mount Everest im Jahr 1996. Nach einem Wettersturz hatten damals acht Bergsteiger im Gipfelbereich des höchsten Bergs der Erde ihr Leben verloren. Der 33 Jahre alte Gyllenhaal wird den US-Bergführer Scott Fisher spielen, der zu den Opfern gehörte. Der 45-jährige Brolin schlüpft in die Rolle von Beck Weathers, der für tot gehalten worden war, wie durch ein Wunder aber trotz schwerster Erfrierungen überlebte.
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Der andere Blick auf die Achttausender
Als kleiner Junge wollte ich Astronaut werden. Vielleicht lag es ja daran, dass die erste Mondlandung 1969 gleichzeitig mein erstes Fernseherlebnis war. Ich war damals sechs Jahre alt. Mehrere Familien drängten sich im Haus unserer Nachbarn um einen kleinen Schwarzweißapparat, den einziger Fernseher im Block. Neil Armstrong, Buzz Aldrin, Michael Collins – die Astronauten der Apollo 11 waren meine Helden. Ich träumte davon, ebenfalls über den Mond zu hüpfen und die Erde als blaue Kugel in der Ferne zu bestaunen. Bis heute hat das Weltall für mich nichts von der Faszination verloren, die ich schon als Kind verspürte.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA blickt nicht nur ins All, sondern auch von dort aus auf unsere gute, alte Erde. Einem ausführlichen Artikel mit den wichtigsten Fakten zu den 14 Achttausendern hat die NASA jetzt Satellitenbilder der höchsten Berge beigestellt, die ich euch nicht vorenthalten will. Damit ihr euch auch ein bisschen wie Astronauten fühlt.
P.S. Ich habe die Berge zur Abwechslung einmal nicht nach der Höhe, sondern nach dem Todesrisiko sortiert. Die Prozent-Angabe (Stand Herbst 2013) gibt wieder, wie viele Todesfälle es an dem Berg gerechnet auf 100 Gipfelerfolge gab.
Glück gehabt
Sein ungutes Gefühl hat Ralf Dujmovits nicht getrogen. Einen Tag nachdem er und sein polnischer Gefährte Darek Zaluski sich entschlossen hatten, ihre Winterexpedition auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat abzubrechen, entkamen sie nur knapp einer Eislawine. Die beiden Bergsteiger hatten gerade ihr Lager 1 auf 4900 Metern unterhalb der Kinshofer-Route geräumt und befanden sich im Abstieg, als sich die Lawine löste. „Wir hatten solches Schwein!“, schreibt mir Ralf. Der 52-Jährige und Darek erreichten unversehrt das Basislager. Dujmovits hatte – wie berichtet – seinen Plan aufgegeben, den Nanga Parbat über die Messner-Route zu besteigen, weil ihm das Eisschlag-Risiko zu groß erschien.
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Dujmovits bricht Nanga-Parbat-Expedition ab
Ralf Dujmovits hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Nach genauem Abwägen der Situation habe ich mich heute Morgen – wir sind im Tiefschnee noch einmal zwei Stunden zum Gletscher aufgestiegen – zu einem Abbruch der Expedition entschlossen“, schreibt Ralf im Abschlussbericht seiner Winterexpedition zum Nanga Parbat. Sein polnischer Gefährte Darek Zaluski unterstütze die Entscheidung. „Mit einem gewissen Risiko hatte ich beim Aufstieg im Winter auf der Diamir-Seite – speziell auf der Messner-Route – gerechnet. Nicht aber mit unabsehbaren Risiken, die ich nicht bereit bin einzugehen. Der schwere Unfall am K2 oberhalb des Flaschenhalses im Jahr 2008 wegen eines abbrechenden Teils des großen Seracs ist eines von vielen Beispielen von vermeidbaren Eisschlag-Unfällen.“ Bei dem Unglück am zweithöchsten Berg der Erde waren elf Bergsteiger ums Leben gekommen.
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Schwierige Entscheidung
Die Wolkendecke hat aufgerissen über dem Nanga Parbat. Der Schneefall habe – wie von Charly Gabl vorausgesagt – in der Nacht aufgehört, schreibt Ralf Dujmovits per Mail aus dem Basislager. 40 Zentimeter Neuschnee seien zusammengekommen. Die Sonne habe zwei Stunden lang geschienen. Zum ersten Mal seit Tagen hätten Darek Zaluski und er die gesamte Diamir-Wand einsehen können. „Als wir sie studierten, wurde unsere Furcht bestätigt, dass wir auf der Messner-Route mit ziemlich großem Risiko klettern: Auf der riesigen Eisbarriere thronen zwei einzelne, große Eistürme. Und sie sehen nicht sehr stabil aus.“
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Ein frohes neues Jahr!
Ich wünsche euch allen ein tolles, erlebnisreiches und gesundes Jahr 2014 – in den Bergen oder sonstwo!
Zeitraubend und Furcht einflößend
Umsonst gespurt. „Es hat heute den ganzen Tag über geschneit“, berichtet Ralf Dujmovits aus dem Basislager auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat. „Wir haben sicher zwischen 35 und 40 Zentimeter Neuschnee.“ Auf dem Weg zum Toilettenzelt sei er in eine Schneewehe gerutscht und habe Mühe gehabt, wieder herauszukommen. Ralf und sein polnischer Gefährte Darek Zaluski wissen, dass sie ihren Weg hinauf zum gestern angelegten Depot auf 5500 Metern wieder komplett neu spuren müssen. Der Neuschnee erhöht zudem die Lawinengefahr. „Wenn der Wind den Schnee nicht rausbläst, ist da gar nichts zu machen.“
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Saugefährlich
Das war nichts für schwache Nerven. „Wir haben zwei große Schneebretter abgetreten“, erzählt Ralf Dujmovits via Satellitentelefon nach seiner Rückkehr ins Basislager. Dann sei auch noch eine große Lawine abgegangen. „Das hat Darek den Rest gegeben.“ Sein polnischer Freund Dariusz Zaluski sei ziemlich bedient, er habe sich direkt ins Zelt zurückgezogen. Nach der Zeltnacht auf 4900 Metern waren die beiden durch den Eisbruch in die Messner-Route eingestiegen. „Wir sind gut vorangekommen“, sagt Ralf. „Auf 5500 Metern haben wir ein Depot angelegt, die Stelle taugt auch als Lagerplatz.“
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Stürmische Zeiten
Schon bevor Ralf das erste Wort ins Satellitentelefon spricht, weiß ich, in welchem Wetter er und Darek stecken. Der Wind rüttelt und zerrt am kleinen Zelt. Ein Hintergrundgeräusch, das niemand vergisst, der es schon einmal erlebt hat. Ralf Dujmovits und Darek Zaluski haben ihr Zelt auf einer Höhe von etwa 4900 Metern aufgeschlagen, unterhalb vom üblichen Lagerplatz eins der Kinshofer-Route, dort wo der Weg auf die Messner-Route abzweigt. „Es war gar nicht so leicht, das Zelt bei diesem Sturm aufzubauen“, sagt Ralf. „Da kam uns unsere Erfahrung aus vielen Expeditionen zugute.“
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