Begegnungen im Nebel über Brixen
Frei nach Platon: Ich sehe, dass ich nichts sehe. „Das ist ja wie bei uns in London“, meint mein englischer Kollege Chris, nachdem wir uns vor dem dichten Nebel und dem kalten Wind in die auf 2446 Metern gelegene Plosehütte geflüchtet haben und durch das Fenster in die trübe Wolkensuppe blicken. Keine Spur von dem Panorama, das wir noch am Vortag bei der IMS-Wanderung zum selben Ziel, der Pfannspitze, genossen haben. Als wir auf den Bergrücken steigen, der zum Gipfel führt, bläst uns ein eisiger Wind ins Gesicht und mir meinen Tirolerhut beinahe vom Kopf. Gerade noch kann ich ihn vor dem Abflug ins graue Nichts bewahren. An Interviews mit den bekannten Bergsteigern, die uns heute begleiten, ist hier oben nicht zu denken. Und auch das Gipfelkreuz schenken wir uns diesmal.
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Berggespräche und ein Enzian
Das Schöne bei den Wanderungen während des International Mountain Summit in Brixen ist, dass du reich belohnt wirst: Mit tollen Fernblicken, anregenden Gesprächen mit bekannten Bergsteigern, aber auch mit den anderen Teilnehmern. In der Regel kehre ich von jedem IMS Walk mit mindestens einer Geschichte mehr ins Tal zurück, als ich vorher kalkuliert habe. Wieder einmal ist die 2505 Meter hohe Pfannspitze das Ziel, auf deren Gipfel du ein beeindruckendes 180-Grad-Panorama genießen kannst. Ich habe mich daran auch nach mittlerweile drei Aufstiegen noch nicht satt gesehen.
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Mit Bahnstreik zum IMS
Ich hatte die Rechnung ohne die italienischen Gewerkschafter gemacht. Eigentlich wollte ich in aller Ruhe mit dem Zug zum International Mountain Summit (IMS) nach Brixen in Südtirol fahren. Alles lief auch so weit nach Plan: Pünktlich erreichte ich in München meinen Anschlusszug. Ich erfreute mich im Inntal am schönen Wetter und dem Blick auf die Berge. Plötzlich aber ertönte eine Durchsage: „Wegen eines Streiks der italienischen Bahn fährt unser Zug heute nur bis Innsbruck. Es gibt keinen Schienenersatzverkehr. Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und bedanken uns dafür, dass sie mit der Deutschen Bahn gereist sind.“
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Das Annapurna-Video
Unter den Lesern meines Blogs ist eine kleine Diskussion darüber entflammt, ob Ueli Stecks Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand ausreichend belegt ist, da er seine Kamera – wie berichtet – beim Aufstieg verloren hatte. Ich zweifle nicht an Uelis Angaben. Bei seiner Klasse hat er es nicht nötig, etwas vorzuflunkern. Expeditionsgefährte Don Bowie hat nach eigenen Worten den Schweizer noch dabei beobachtet, wie er auf 6500 Metern einen Platz für sein Zelt vorbereitete. Dann habe die Dunkelheit Ueli verschluckt, schreibt Don. Er sei dann schlafen gegangen, habe aber in der Nacht immer wieder mal aus dem Zelt in die Wand geschaut. Die Wolken hätten sich verzogen und Wind und Spindrift nachgelassen. Am nächsten Morgen, so Don, habe er Ueli erstmals wieder gesehen, beim Abstieg unterhalb der Headwall. Das Video, das Ueli und Don auf ihre Homepages gestellt haben, ist eher atmosphärisch gehalten:
Lawine am Everest
Auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest sind bei einem Lawinenunglück vier Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua handelt es sich bei den Opfern um drei Tibeter und einen 60 Jahre alten australischen Urlauber. Sie hätten zu einer Trekkinggruppe von vier Australiern und sechs Tibetern gehört. Nach Angaben von Xinhua waren sie ohne Genehmigung in einem eigentlich gesperrten Gebiet unterwegs. Australische Medien berichten, der 60-Jährige sei ebenso wie seine Frau sechs Stunden lang von Schneemassen begraben gewesen, habe sich dann aber daraus befreit und dabei geholfen, seine Frau und andere Teammitglieder auszugraben. Erst nach der Rückkehr zum Fuße des Bergs sei er gestorben.
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Gelesen (und mit dem Autor gesprochen): Das größere Wunder
Für einen guten Roman bin ich immer zu haben – und wenn er dann noch am Everest spielt! Dass beides zusammen kommt, ist selten. Ich möchte euch „Das größere Wunder“ aus der Feder von Thomas Glavinic ans Herz legen. Romanheld Jonas will als Kunde einer kommerziellen Expedition den Mount besteigen. Seine Erlebnisse am höchsten Berg der Erde bilden den Rahmen für eine starke Geschichte, in der gelebt, geliebt und auch gestorben wird. Mehr verrate ich nicht. Immerhin: Glavinics Roman gehörte zu den 20 Werken, die für den Deutschen Buchpreis 2013 nominiert wurden. Ich habe den 41 Jahre alten Österreicher auf der Frankfurter Buchmesse getroffen.
Thomas Glavinic, zunächst einmal Glückwunsch! Ich glaube, das ist das erste Everest-Buch, das es auf die Kandidatenliste des Deutschen Buchpreises geschafft hat.
Ich glaube, es gibt auch nicht so wahnsinnig viele Romane, die am Everest spielen. Da gab es nicht so viel Konkurrenz.
Wie hoch war der höchste Berg, den Sie bestiegen haben?
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Ueli Stecks großer Annapurna-Coup
Jetzt ist es heraus: Ueli Steck hat wirklich die Annapurna-Südwand solo durchstiegen und damit ein weiteres Glanzstück abgeliefert. Nur 28 Stunden brauchte der Topbergsteiger aus der Schweiz für Auf- und Abstieg. Während einige schon vom „Aufstieg des Jahrzehnts“ schwärmen, hält Ueli den Ball flach: „Ich hatte Glück, war gut vorbereitet und hatte die Bedingungen des Jahrhunderts!“ Es war die erste Solobegehung der stark lawinengefährdeten Wand direkt zum Hauptgipfel hinauf. Der Slowene Tomaz Humar war 2007 im Alleingang am östlichen Rand der Wand zum niedrigeren Ostgipfel aufgestiegen. Steck vollendete jetzt die Route, die 1992 von Pierre Beghin and Jean-Christophe Lafaille bis auf eine Höhe von 7400 Metern eröffnet worden war. Dort hatten die beiden Franzosen wegen schlechten Wetters umkehren müssen, Beghin war auf 7200 Metern in den Tod gestürzt. Wie schon bei seiner Solodurchsteigung der Shishapangma-Südwand 2011 ergab sich relativ spontan Stecks Beschluss, allein durch die Annapurna-Südwand zu klettern. „Don Bowie, mein Partner, hat am Bergschrund entschieden, nicht einzusteigen“, schreibt Ueli auf seiner Homepage. „Er meinte, es sei ihm technisch zu anspruchsvoll, um seilfrei zu klettern. Das ist die Grundvoraussetzung für eine solche Route. Ich bin vom Bergschrund alleine weiter geklettert.“
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Noch keine Entscheidung über „neue” Achttausender
Nepal muss sich noch mindestens ein weiteres Jahr lang gedulden. Der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) hat bei seiner Generalversammlung in Pontresina in der Schweiz die Entscheidung darüber vertagt, ob er zusätzliche Achttausender anerkennt oder nicht. Nach Informationen des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA) hatte eine Kommission der UIAA vorgeschlagen, sechs Nebengipfel zu eigenständigen Achttausendern zu erklären: den Kangchendzönga-Westgipfel (alias Yalung Kang, 8505 m), Mittel- (8473 m) und Südgipfel (8476 m), den Lhotse-Mittelgipfel (8410 m) und den Lhotse Shar (8382 m) sowie den Broad Peak-Mittelgipfel (8011 m). „Die Delegierten des nepalesischen und des chinesischen Bergsteigerverband begrüßen und unterstützen den Vorstoß der UIAA“, schreibt mir der Nepalese Ang Tshering Sherpa, Ehrenmitglied der UIAA, nach seiner Rückkehr aus der Schweiz. „Auch die Gesandten des pakistanischen und indischen Verbands standen der Initiative sehr positiv gegenüber, benötigen aber mehr Zeit, um die Zustimmung ihrer Verbände bei ihren anstehenden Mitgliederversammlungen im Dezember 2013 bzw. Januar 2014 einzuholen.“
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Uelis erfolgreiche Annapurna-Mission
Ueli hat es getan. Nur was genau? Der Schweizer Ueli Steck spannt uns nach seinem Abenteuer an der Annapurna weiter auf die Folter. „Mission erfolgreich!“, heißt es wieder einmal äußerst knapp auf seiner Homepage. „Don (Bowie) und Ueli sind auf dem Weg nach Pokhara. Updates folgen in den nächsten Tagen.“ Ganz ehrlich, wenn ich könnte, würde ich den beiden auf dem Trekkingpfad entgegenlaufen. Ich platze vor Neugier. Ist Ueli wirklich solo auf direktem Weg durch die Südwand zum 8091 Meter hohen Gipfel der Annapurna gestiegen? Stimmt das Gerücht, dass der Schweizer, der vor einer Woche an dem Achttausender seinen 37. Geburtstag feierte, für Auf- und Abstieg nur 28 Stunden benötigte?
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Ueli solo auf der Annapurna?
Die Nachricht verbreitet sich im Internet wie ein Lauffeuer. Ueli Steck hat angeblich die gefährliche Südwand des Achttausenders Annapurna im Alleingang durchstiegen. Er habe seinen Sponsoren eine kurze SMS geschickt mit den Worten „Summit, alone, South Face (Gipfel, alleine, Südwand)“, heißt es in übereinstimmenden Berichten. Einer von Uelis Sponsoren bestätigte die Nachricht via Facebook. Auf der Homepage des Schweizer Topbergsteigers gibt es noch keine Meldung über den vermeintlichen Coup. Das wäre ein echter Paukenschlag. Die 1970 erstmals von den Briten Dougal Haston und Don Whillans durchstiegene Südwand ist noch niemals zuvor solo bewältigt worden – jedenfalls nicht zum Hauptgipfel hin. (Der Slowene Tomaz Humar kletterte 2007 alleine durch die Südwand zum 8013 Meter hohen Ostgipfel.) Da werden Erinnerung wach an Ueli Stecks Meisterstück an der Shishapangma im April 2011. Damals hatte er im Alleingang in nur zehneinhalb Stunden die Südwand des Achttausenders in Tibet durchstiegen. „Eine der schönsten Begehungen, die ich je gemacht habe“, hatte Ueli diese Besteigung mir gegenüber genannt. Auch bei diesem Projekt war der Schweizer – wie jetzt an der Annapurna – mit dem gebürtigen Kanadier Don Bowie aufgebrochen. Damals hatte sich Don nicht gut gefühlt, Ueli war deshalb alleine geklettert. Ob es sich diesmal genauso verhalten hat, ist eine der spannenden Fragen, auf die wir sicher bald Antworten erhalten werden.
Alles nach Plan an der Annapurna
Die Gegensätze könnten kaum größer sein. Im Frühjahr musste sich Ueli Steck das Basislager zu Füßen des Mount Everest noch mit Hunderten von Bergsteigern teilen. Jetzt dürfte der Schweizer an der Südseite der Annapurna mit seinem Expeditionsgefährten Don Bowie und dem Küchenteam der beiden allein auf weiter Flur sein. Mir ist jedenfalls keine weitere Annapurna-Expedition in dieser Herbstsaison bekannt.
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Hamilton will auf den Everest
Lewis Hamilton will ganz hoch hinaus. Zum Sieg beim Großen Preis von Südkorea hat es für den Formel-1-Weltmeiser von 2008 mal wieder nicht gereicht. Der Brite wurde in Yeongam Fünfter, während Sebastian Vettel seinen vierten Grand-Prix-Sieg in Folge feierte und den vierten WM-Gesamtsieg hintereinander so gut wie sicher in der Tasche hat. Aber Hamilton hat am Rande des Rennens doch für eine Schlagzeile gesorgt. Der 28-Jährige will nach dem Ende seiner Formel-1-Karriere den Mount Everest besteigen – sagt er jedenfalls.
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Alpenverein wieder im UIAA-Boot
Der Weg ist frei. Der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Verband Alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) machen eine Rolle rückwärts und kehren in den Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) zurück. Dessen Mitglieder billigten bei der Generalversammlung in Pontresina in der Schweiz einstimmig einen entsprechenden Antrag. „Wir sind begeistert, dass sich unsere deutschen und österreichischen Bergsteiger-Freunde wieder der UIAA-Kletterfamilie anschließen“, sagte der Niederländer Frits Vrijlandt, der Präsident des Weltverbands. „Wir haben viele Dinge gemeinsam, darunter die Leidenschaft für die Berge und unseren Wunsch, die Berge für künftige Generationen zu schützen.“ Nicht Eintracht, sondern Zwietracht hatte Ende 2007 dazu geführt, dass die Alpenvereine Deutschlands und Österreichs die Brocken hingeworfen hatten und mit Wirkung zum Jahr 2009 aus dem Weltverband ausgetreten waren.
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Alpine Mentoren
„Ausbildung ist der beste Reiseproviant für die Reise zum hohen Alter“, hat schon der alte Aristoteles gewusst. Dass der Philosoph als Felskletterer die Klippen der Ägäis unsicher gemacht hätte, wäre neu. Aber sein weiser Spruch gilt auch für Bergsteiger und Kletterer: Wer gut ausgebildet ist, lebt länger. Steve House, der Topkletterer aus den USA, hat sich nach einem Sturz 2010, der ihn fast das Leben gekostet hätte, der Ausbildung junger, talentierter Kletterer verschrieben. Er gründete die gemeinnützige Organisation „Alpine Mentors“, um – so Steve – „dem Klettern etwas zurückzugeben und der heutigen Kletterjugend ein Mittel an die Hand zu geben, dass ich nicht hatte“. Der 43-Jährige hat internationale Topkletterer als Mentoren gewonnen, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten am Berg an die nächste Generation weiterzugeben. Mit am Seil sind dieser Tage auch die deutschen Spitzenbergsteiger Ines Papert und David Göttler.
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Vor 100 Jahren: Paul Preuß stürzt in den Tod
Sein Name klingt wie ein Schimpfwort aus den Bergen. Doch der „Preuß“ ist keiner. Paul Preuß kommt 1886 in Altaussee zur Welt – im Salzkammergut, wo seine Eltern aus Wien und später er selbst und die beiden Schwestern die Sommermonate verbringen. Mit elf beginnt Paul bergzusteigen und sammelt Gipfel wie andere Briefmarken. Als Jugendlicher verblüfft er durch eine sehr spezielle Übung: Preuß stellt zwei Gläser mit der Öffnung nach unten auf einen Schrank und macht an ihnen Klimmzüge. Von 1908 an werden Pauls Touren immer extremer. Preuß klettert schwierigsten Touren in den Westalpen, den Dolomiten und im Wilden Kaiser. „Sein Klettern war am ehesten dem Tanzen zu vergleichen, so schwerelos, so ohne Mühe, so durchaus lustbetont ist es erfolgt“, erinnert sich später sein Freund Alexander Hartwich.
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