Leichter als auf der Highline
Über 27 Millionen Fernsehzuschauer sahen hierzulande am Sonntag zu, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihr EM-Spiel gegen Dänemark mit 2:1 gewann. Immerhin 10 Millionen waren am selben Tag in den USA live dabei, als der Sender ABC einen Drahtseilakt in die Fernsehstuben übertrug. „Das bestbesuchte nicht-sportliche Sommerprogramm seit 2006“, jubelte der Sender. Der 33 Jahre alte Nik Wallenda, Urenkel eines deutschen Zirkusakrobaten, balancierte in 60 Meter Höhe auf einem Stahlseil über die breiteste Stelle der Niagara-Fälle. 25 Minuten brauchte er für die Distanz von 550 Metern. „Ich finde die Idee gut. Lässig, dass er es gemacht hat, ein tolles Spektakel“, sagt Heinz Zak. „Aber ehrlich gesagt, eine Riesenleistung ist es – sportlich gesehen – nicht.“
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Eier (und Gipfelquatsch) mit Soße
Ich war in Nepal. Zumindest mit der Nase. Ich brauchte mich nur über den Topf zu beugen, die Augen zu schließen und fühlte mich schon in ein Restaurant in Kathmandu versetzt. Um die noch in Menge vorhandenen Ostereier einem sinnvollen Ende zuzuführen, hatte meine Frau ein Rezept des WDR-Kochs Helmut Gote ausprobiert: Indische Eier. Köstlich. Ich weiß, Kathmandu liegt nicht in Indien, aber die Zutaten Ingwer, Kurkuma und Curry sind auch in der nepalesischen Küche verbreitet. Ich habe nach Ostern ein paar Tage ausgespannt, daheim am Rhein. Ab und zu informierte ich mich, was an den höchsten Bergen los war. Eigentlich recht wenig. Die Bergsteiger sind vor Ort, akklimatisieren sich aber noch. Für ein mittleres Rauschen im Blätterwald sorgte ein schwaches Remake der Bergsteiger-Seifenoper „Gipfellüge“.
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Khitrikova tot
Die Ukraine trauert um ihren aufgehenden Stern am Bergsteigerinnen-Himmel. Maria genannt „Masha“ Khitrikova kam am Elbrus, dem mit 5642 Metern höchsten Berg Europas, ums Leben. Sie wurde nur 21 Jahre alt. Khitrikova hatte eine Gruppe von Bergsteigern auf den Gipfel geführt. Beim Abstieg wartete sie auf zwei Teammitglieder, die zurückgeblieben waren. Die Dreier-Seilschaft geriet bei Temperaturen von minus 20 Grad Celsius in Nebel und Sturm. Rettungskräfte fanden einen der Bergsteiger in einer Höhe von 4100 Metern. Er berichtete, dass das Trio während des Abstiegs dreimal abgerutscht sei. Beim letzten Mal habe er den Kontakt zu seinen beiden Gefährten verloren. Die Leiche Khitrikovas wurde auf 4700 Metern gefunden.
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Auf der ISPO gesehen
Fragt mich bitte nicht, was es an bahnbrechenden Neuigkeiten auf der ISPO gibt. In Erinnerung ist mir eigentlich nur ein Zelt ohne Stangen geblieben, zum Aufblasen (!). Die Sportartikelmesse in München ist viel zu groß, als dass du dir an einem Tag mehr als nur einen groben Überblick verschaffen könntest. Für mich ist die Veranstaltung eher eine Kontaktbörse. ISPO könnte auch stehen für „Internationaler Szenetreff von Profi-Bergsteigern – Offen“. Und nebenbei läuft mir noch der eine oder andere Spitzen-Wintersportler vor das Mikro. Ich habe also Material gesammelt, das ich in nächster Zeit peu á peu hier im Blog und auf unserer Sportseite aufarbeiten werde. Um euch neugierig zu machen, hier ein paar Bilder von der ISPO. Nur mit Ski-Doppelolympiasiegerin Maria Höfl-Riesch konnte ich nicht in Ruhe reden, der (Medien-)Rummel war zu groß. Aber über sie wird ja ohnehin genug geschrieben.
Schachspielen mit dem Tod
Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies?
Bei der Zeitungslektüre an diesem Sonntagmorgen stolperte ich über ein Zitat. Es fand sich in einer Reportage über den italienischen Rennarzt Claudio Costa. Seit 38 Jahren flickt der Chirurg aus Italien bei Motorrad-Rennen gestürzte Fahrer wieder zusammen. 600 bis 700 Sturzopfer landen pro Saison in der mobilen Klinik Costas direkt an der Strecke. Einige der Fahrer verdanken Costa ihr Leben. Der 69-Jährige wurde nun nach dem Sinn des gefährlichen Sports gefragt. „Die Piloten spielen Schach mit dem Risiko des Todes“, antwortete Costa, „wahrscheinlich, um in sich selbst die Fragmente des verlorenen Paradieses zu finden”. Gilt das nicht auch für andere Risiko-Sportler?
Sieger der rheinischen Herzen
Die beiden „Rheinsteiger“ haben das Ziel des Transalpine-Run in Sexten in den Dolomiten erreicht. Auch auf der letzten Etappe über 33,4 Kilometer mit 1269 Höhenmetern im Aufstieg ließen sich Jochen und Gert nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Mit ihrer Zeit von 4:00.36 Stunden landeten die Kölner auf dem Schluss-Stück in ihrer Altersklasse auf dem 24. Rang.
Das Training im Siebengebirge hat sich für Gert (l.) und Jochen ausgezahlt
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Balsam auf die Männer-Seele
Die „Rheinsteiger“ haben Witterung aufgenommen. „Das Ziel kommt in Reichweite und jetzt muss das Ding auch eingetütet werden“, schreibt Gert nach der sechsten Etappe. 4:37.25 Stunden brauchten er und Jochen für die 39,7 Kilometer von Sand in Taufers durch das Ahrntal hinauf zum 2275 Meter hohen Kronplatz und dann hinunter nach St. Vigil. Auf die wieder Schnellsten (die Namen lasse ich diesmal weg, ihr wisst schon wer) verloren die beiden Kölner gut 70 Minuten. In der Tageswertung ihrer Altersklasse bedeutete das Platz 24, im Gesamtklassement rückten sie auf den 22. Rang vor. Unter allen Teams schoben sich die „Rheinsteiger“ auf Platz 42.
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Gereizte Sehnen, zwitschernde Knie
Fünf Lauftage in den Alpen haben Spuren hinterlassen. Nach der fünften von acht Etappen des Transalpine-Runs klagte Gert über eine Sehnenreizung am linken Fuß. In den Tagen zuvor war eher Jochen, der andere Läufer des „Rheinsteigerteams“ der Geplagte gewesen: Blasen an den Füßen, Rückenprobleme.
Angesichts der Belastungen der vergangenen Tage kann das kaum verwundern. So war der fünfte Tagesabschnitt von Prettau im Südtiroler Ahrntal nach Sand in Taufers zwar mit 34,5 Kilometern im Vergleich zu vorhergehenden Etappen relativ „kurz“, doch das Höhenprofil hatte es in sich. Hinauf zur 2537 Meter hohen Bretterscharte, dann insgesamt 2408 Meter bergab. Da zwitschern die Knie.
Fünf Etappen, fünfmal Tagessieger: die Schotten Symonds und Owens
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Bergfest beim Transalpine-Run
2700 ist eine Zahl, die in Publikationen über die Höhenkrankheit immer wieder auftaucht. Ab rund 2700 Metern, 9000 Fuß nach englischer Messart, können lebensgefährliche Höhenhirnödeme. Das Risiko ist in dieser Höhe noch überschaubar, dokumentiert aber, dass die Luft auf 2700 Metern schon ziemlich dünn ist.
Die „Rheinsteiger“ Jochen und Gert mussten gestern genau diese Höhe überwinden. Die vierte Etappe führte über die Birnlücke, das Dach des diesjährigen Transalpine-Run. „Im Aufstieg und auch später im Abstieg wurde sehr deutlich, dass hier vor ein paar Tagen so ein Lauf nicht machbar gewesen wäre“, schreibt Gert im Blog der beiden Läufer aus Köln. „Viel Restschnee, immer wieder auch auf den schmalen Trails, erforderten viel Konzentration.“ Das Thermometer zeigte nur knapp über null Grad Celsius.
Nichts für Warmduscher
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Wie Amöbe oder Schmittchen Schleicher
Im Gebiet rund um den Hahnenkamm habe ich einst das Skilaufen gelernt. Immer um die Osterzeit machten wir, von Kirchberg in Tirol aus, die Pisten unsicher. Hahnenkamm, Ehrenbachhöhe, Pengelstein – das waren damals unsere Fixpunkte, zwischen denen wir Kinder vom ersten bis zum letzten Lift die Bretter laufen ließen, was das Zeug hielt. Die Eltern trafen wir, wenn überhaupt, zur Brotzeit auf einer Hütte. Auch im Sommer habe ich das Gebiet mehrfach erwandert. Ich wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, die Anstiege laufend hinter mich zu bringen.
Zum Genießen bleibt den Läufern wenig Zeit
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Rheinflachler
Herrliches Spätsommerwetter, Sonne, mit 22 Grad Celsius eine angenehme Temperatur, ein klein wenig Wind. Da konnte ich doch gar nicht anders, als meine Laufschuhe zu schnüren. Meine Haus-Joggingstrecke führt über einen Spazierweg am Rhein entlang, dann auf einen Deich mit einem fürs Laufen optimal geeigneten Schotterbelag, schließlich über einen kleinen Ackerweg direkt am Fluss vorbei wieder zurück. Insgesamt knapp zehn Kilometer, mit einer Gesamtsteigung von sage und schreibe etwa 15 Höhenmetern. Als ich ein bisschen aufwärts trabte, musste ich an Jochen und Gert denken, die am Samstag die erste Etappe des Transalpine-Run von Ruhpolding in Oberbayern nach St. Ulrich am Pillersee hinter sich gebracht haben: 36,3 Kilometer, mit 1223 Höhenmetern im Anstieg. Dagegen war mein Sonntagmorgenlauf nur ein „Jöggli“.
Rauf und runter, über Stock und Stein
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(Rh)einsteiger beim Transalpine-Run
Treffpunkt Petersberg, 331 Meter hoch, im Siebengebirge, das eigentlich Siebenhügel heißen müsste. Einige Touristen sind heraufgekommen, um ein bisschen historische Luft zu schnuppern. Schließlich haben sich in dem feinen Hotel auf dem Petersberg früher die Staatschefs die Klinke in die Hand gegeben. Der frühere US-Präsident Bill Clinton joggte hier herum. Jetzt sind es Jochen Dembeck und Gert Fischer, die mir entgegenlaufen. Anderthalb Stunden lang haben sie trainiert, vom Petersberg hinunter, dann hinauf auf den 321 Meter hohen Drachenfels und wieder zurück.
Jochen (r.) und Gert, links hinten der Drachenfels
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Segel-Wahnsinn
Leinen los, grenzenlos verantwortungslos! Finde ich jedenfalls. Die Niederländerin Laura Dekker hat vom Hafen Gibraltars aus ihre Solo-Weltumseglung begonnen. Das würde kaum Schlagzeilen machen, wäre Laura nicht erst 14 Jahre alt.
Laura allein an Bord
Schon mit 13 wollte sie zum Törn um die Welt aufbrechen. Damals stoppten die niederländischen Behörden die junge Seglerin noch. Den Eltern wurde vorübergehend das Sorgerecht eingeschränkt. Begründung damals: Ein so langes, einsames und gefährliches Abenteuer auf See könne „Lauras Gesundheit und ihre geistige Entwicklung gefährden“. Ein Justizmarathon begann, der Ende Juli damit endete, dass die Vormundschaft der Behörden für Laura gekippt wurde. Damit war die letzte Hürde für ihre Weltumseglung gefallen. Laura will den Briten Mike Perham ablösen, der mit 17 Jahren als bisher jüngster Mensch geführt wird, der solo die Welt umsegelte.
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Dr. Abenteuermann
Der Mann ist der lebende Beweis dafür, dass jemandem ein Doktortitel nicht anzusehen sein muss: Dreitagebart, die wenigen noch verbliebenen Haare zum Mini-Zopf geflochten, Jeans und T-Shirt. So treffe ich Dr. Frank Hülsemann an seinem Arbeitsplatz im Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln an. Eigentlich verwunderlich, dass wir uns in einem Büroraum verabredet haben. „Zwischendurch muss ich ja auch mal arbeiten“, sagt der 38-Jährige mit einem breiten Grinsen. Hülsemann ist Chemiker und entwickelt unter anderem neue Dopingtestverfahren. Einmal im Jahr aber macht er sich auf Achse. Die Liste seiner Expeditionen, nachzulesen auf seiner Homepage, kann sich sehen lassen. So radelte er im Jahr 2000 auf den Spuren der historischen Seidenstraße von Xian in China nach Istanbul in der Türkei, 12800 Kilometer in vier Monaten. 2008 durchquerte er zu Fuß die Atacama-Wüste im Norden Chiles, 600 Kilometer in 24 Tagen.
Frank Hülsemann am Arbeitsplatz in der Sporthochschule Köln
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