Die leidige Sache mit dem (Expeditions-) Geld
„Expeditionsgeld ist scheu wie ein Blauschaf im Himalaya“, könnte man in Abwandlung eines Ausspruchs des einstigen bayrischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß („Geld ist geil wie ein Bock, aber scheu wie ein Reh“) sagen. Nicht selten erweist sich die Suche nach Sponsoren als so stark überhängende Wand, dass Bergsteiger den Halt verlieren und hart auf dem Boden der finanziellen Tatsachen landen. Anfang des Jahres habe ich mir selbst die Zähne daran ausgebissen, Geldgeber für ein – wie mir alle unisono versicherten – äußerst interessantes Projekt zu finden. Material hätte ich haben können, Bares jedoch nicht. Schweren Herzens musste ich für die Expedition absagen. Auch Profis scheitern zuweilen beim Versuch, ein finanzielles Blauschaf einzufangen – wie jetzt die beiden russischen Bergsteiger, die eine neue Route in der Everest-Ostwand erschließen wollten.
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Dawa Steven Sherpa: Everest gehört uns allen
Mount Sherpa. Das wäre eigentlich der passendere Name für den höchsten Berg der Erde, der stattdessen nach Sir George Everest benannt wurde, einem britischen Chef der Landvermesser in Indien im 19. Jahrhundert. Die Geschichte des Mount Everest ist auch eine Geschichte der Sherpas. Schon bei den ersten britischen Expeditionen in den 1920er Jahren wurden die „Ost-Menschen“, die einst aus Tibet nach Nepal geflohen waren, als Hochträger eingesetzt. Einer der beiden Erstbesteiger 1953 war ein Sherpa: Tenzing Norgay. Spätestens seit das kommerzielle Bergsteigen am Mount Everest Einzug gehalten hat, sind die Sherpas dort schlicht unverzichtbar. Ohne ihre Unterstützung hätten die meisten zahlenden Kunden nicht den Hauch einer Chance, den Gipfel zu erreichen.
Diese Rolle hat den Sherpas nicht nur zu einem weltweit guten Ruf, sondern auch zu bescheidenem Wohlstand verholfen. Heute gibt es Sherpas, die erfolgreiche Geschäftsleute sind, Ärzte oder auch Piloten. Sie wissen, was sie dem Everest zu verdanken haben. „Als Nepalese steht der Mount Everest für meine Identität in der Welt. Als Sherpa ist der Mount Everest der Grund, warum wir Bildung, ein Gesundheitswesen und Wohlstand haben“, schreibt mir Dawa Steven Sherpa. „Als Bergsteiger ist der Mount Everest für mich die Spielwiese, auf der ich lernte, mich selbst zu entdecken, meine Grenzen und meine persönlichen Fähigkeiten.“
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Dawa Steven Sherpa: Everest belongs to all of us
Mount Sherpa. That would be a better suited name for the highest mountain of the world, which instead was named after Sir George Everest, a Surveyor-General of India in the 19th century. The history of Mount Everest is also a history of the Sherpas. The „eastern people” who had fled from Tibet to Nepal in earlier times were engaged for the early British expeditions in the 1920s. One of the two climbers who scaled Everest first in 1953 was a Sherpa: Tenzing Norgay. At the latest since commercial climbing was established on Everest sherpas have become indispensable. Without their support most of the clients wouldn’t have any chance to reach the summit.
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Drama am Broad Peak bleibt unklar
Wie ein Schatten liegt der Tod von Maciej Berbeka und Tomasz Kowalski über der polnischen Winterexpedition zum Broad Peak. Das sportliche Ziel hatte das Team unter Leitung der Himalaya-Legende Krzysztof Wielicki erreicht. Die erste Winterbesteigung des Achttausenders in Pakistan war geglückt. Doch dann kehrten zwei der vier Gipfelstürmer nicht zurück. Schweren Herzens musste Wielicki die beiden für tot erklären. Fragen waren offen geblieben. Nach der Rückkehr nach Polen haben die Bergsteiger zumindest versucht, das Drama am Broad Peak zu erklären.
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George Lowe ist tot
Berühmt wurde George Lowe, weil ihm die ersten Worte galten. Als Edmund Hillary am 29. Mai 1953 mit dem Sherpa Tenzing Norgay vom Gipfel des Mount Everest zurückkehrte, lief ihnen Lowe vom Lager am 8000 Meter hohen Südsattel aus entgegen. Der Neuseeländer fragte seinen Freund Ed, wie es denn gelaufen sei. Hillarys berühmte Antwort: „Well George, we knocked the bastard off!“ Frei übersetzt: „Tja George, dem Mistkerl haben wir tüchtig eins aufs Maul gegeben!” George Lowe ist, wie jetzt bekanntgegeben wurde, bereits am Mittwoch in einem Pflegeheim in Ripley in der mittelenglischen Grafschaft Derbyshire gestorben. Der letzte Überlebende aus dem Everest-Team von 1953 wurde 89 Jahre alt.
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Miss Hawley: Keine Everest-Zirkusmätzchen
Möglicherweise habe ich es ein wenig übertrieben. Als ich Elizabeth Hawley um ihre Sicht auf den Mount Everest 60 Jahre nach der Erstbesteigung bitte, schreibt mir die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens zurück: „Ihre Fragen scheinen den Mount Everest zu vermenschlichen, so sehe ich ihn aber keinesfalls.“ 89 Jahre hat die US-Amerikanerin bereits auf dem Buckel. Seit mehr als einem halben Jahrhundert dokumentiert Miss Hawley in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu die Expeditionen zu den hohen Bergen des Himalaya. Ein ungeschriebenes Gesetz unter Bergsteigern lautet: Erst wenn Miss Hawley bestätigt hat, dass du am Gipfel warst, warst du auch wirklich oben.
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Miss Hawley: No circus antics on Everest
Perhaps I have exaggerated. Following my request to send her comments on Mount Everest 60 years after the first ascent Elizabeth Hawley replied: „Your questions seem to anthropomorphize Everest, and I don’t see it that way at all.” The world’s preeminent chronicler of Himalayan mountaineering is already 89 years old. For more than half a century the Amercian, living in the Nepalese capital Kathmandu, has been documenting expeditions to high Himalayan mountains. It’s an unwritten law that you haven’t been on the summit until Miss Hawley has confirmed that you really have been on the top.
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Straßenblick auf Everest-Basislager
Der Mount Everest scheint Google nicht sonderlich zu mögen. Jedenfalls hat er sich nicht in die Wände schauen lassen, als der Street-View-Fotograf kürzlich ins Basislager einrückte. Nebel, nichts als Nebel ist oberhalb der Zelte auf dem Panorama-Bild zu sehen, das jetzt über die Street-View-Funktion von Google Maps abrufbar ist. Und auch beim Panoramaschwenk vom nahe gelegenen Aussichtsberg Kala Pattar verschwindet der höchste Berg der Erde in der Wolkensuppe.
Neben dem Everest hat der US-Konzern mit dem Aconcagua, dem Elbrus und dem Kilimandscharo drei weitere der Seven Summits, der höchsten Berge aller Kontinente, ins Programm aufgenommen – diese drei bei deutlich besserer Sicht. „Auch wenn es keine Alternative dazu gibt, auf einem Berg zu stehen, kannst du dich mit Google Maps sofort auf diese Gipfel begeben und den Ausblick genießen – ohne Lawinen, Steinschlag, Gletscherspalten und die Gefahren durch große Höhe und Wetter, denen sich Bergsteiger gegenüber sehen“, heißt es im offiziellen Google-Blog. Doch eben das Wetter scheint beim Besuch der Google-Leute im Khumbu-Gletschertal nicht mitgespielt zu haben. Da ist noch deutlich Luft nach oben, wörtlich wie im übertragenen Sinne. Vielleicht hat der Mount Everest sein Haus ganz einfach unkenntlich gemacht. Soll ja vorkommen.
Urubko: Viel hängt von Wetter und Glück ab
Nicht nur der vormals französische Schauspieler Gerard Depardieu ist unlängst Russe geworden, auch Denis Urubko. Der 39-Jährige schreibt mir, dass er Kasachstan verlassen und nun einen russischen Pass habe. In diesem Frühjahr will Denis – zusammen mit seinem neuen Landsmann Alexei Bolotov – den Mount Everest über eine neue Route (seht hier) durch die Südwestwand besteigen. Urubko hat bereits alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Zusammen mit seinem Freund Simone Moro aus Italien glückten Denis zudem die ersten Winterbesteigungen des Makalu (2009) und des Gasherbrum II (2011). 2010 wurden Denis und der Kasache Boris Dedeshko mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar“ des Bergsteigens, geehrt, für ihre neue Route durch die Südwand des Cho Oyu. Ich habe mich bei Urubko nach seinem neuen Everest-Projekt erkundigt.
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Urubko: Much depends on weather and luck
Not only formerly French actor Gerard Depardieu has become a Russian, but also Denis Urubko. The 39 years old climber wrote me that he had left Kazakhstan and had now a passport of Russia. This spring Denis – together with his new countryman Alexei Bolotov – wants to climb Mount Everest on a new route (look here) via the southwest face. Urubko has already climbed all fourteen 8000ers without supplementary oxygen. Together with his friend Simone Moro from Italy Denis succeeded the first winter ascents of Makalu(2009) and Gasherbrum II (2011). In 2010 Denis and Kazakh Boris Dedeshko were awarded with the Piolet d’Or, the ‚Oscar‘ of mountaineering, for their new route via the south face of Cho Oyu. I asked Urubko about his new plan on Everest.
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Billi, die schreibende Bergsteigerin
Sie ist viel mehr als nur rechte Hand. Häufig wird Barbara Bierling, die alle nur „Billi“ nennen, auf ihre Rolle als Assistentin der legendären Elizabeth Hawley reduziert, jener 89 Jahre alten US-Amerikanerin, die seit einem halben Jahrhundert das Bergsteigen an den Himalaya-Riesen dokumentiert. Dabei blickt Billi Bierling schon jetzt mit 45 Jahren auf ein ziemlich bewegtes Leben als Journalistin und Bergsteigerin zurück. Sie hat nicht nur für die Chronistin Miss Hawley gearbeitet, sondern auch für die Vereinten Nationen in der israelischen Hauptstadt Jerusalem und in Pakistans Kapitale Islamabad. Billie hat Expeditionen in Nepal geleitet und bis jetzt drei Achttausender bestiegen.
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Fragen bleiben
Die erste Winterbesteigung des Broad Peak, aber insgesamt drei vermisste Bergsteiger, die inzwischen für tot erklärt wurden. Das ist die Bilanz der fünf Winterexpeditionen in Pakistan. Wie immer lohnt es sich, genauer hinzusehen. Bei den vier Gruppen am Nanga Parbat handelte es sich um kleine Teams von maximal drei Bergsteigern. Am weitesten kam der Pole Tomasz Mackiewicz, der immerhin, zuletzt im Alleingang, eine Höhe von 7400 Metern erreichte. Die anderen blieben bei eisiger Kälte in den Schneemassen stecken. Ein Rätsel bleibt für mich das Soloprojekt von Joel Wischnewski.
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Questions remain open
The first winter ascent of Broad Peak, but a total of three missing climbers who have been declared dead. That is the result of the five winter expeditions in Pakistan. As always, it’s worth having a look to the details. All the four groups on Nanga Parbat were small teams with a maximum of three climbers. Tomasz Mackiewicz from Poland made the greatest progress, reaching 7400 meters, finally climbing alone. The others got stuck in the deep snow, in icy cold conditions. For me the solo project of Joel Wischnewski remains mystifying.
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Erfolg und Drama am Broad Peak
Die Freude über die erste Winterbesteigung des Broad Peak währte nur kurz. Vier polnische Bergsteiger erreichten am frühen Dienstagabend den Gipfel des Achttausenders im Karakorum, zwei von ihnen bezahlten den Erfolg mit ihrem Leben. „Wenn ich alle Umstände, die äußeren Bedingungen, meine Erfahrung, die Geschichte des Himalaya-Bergsteigens, das Wissen um Physiologie und Höhenmedizin und meine Beratungen mit Ärzten und Co-Organisatoren der Expedition in Polen berücksichtige, muss ich Maciej Berbeka und Tomasz Kowalski für tot erklären“, schreibt Expeditionsleiter Krzysztof Wielicki. Das Team werde das Basislager abbauen und den Heimweg antreten.
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Papa alpinista
Ob auch der nächste Papst wieder ein Bergsteiger ist? Das hat ja fast schon Tradition. „Der Herr ruft mich, auf den Berg zu steigen, um mich noch mehr dem Gebet und der Meditation zu widmen.“, sagte Benedikt XVI. am vergangenen Sonntag bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte in Rom. Zugegeben, er bezog sich damit auf den Text des Tagesevangeliums. Und doch wählte Benedikt sicher nicht zufällig dieses Bild, um seine Zukunft als Papst im Ruhestand zu beschreiben. Denn Joseph Ratzinger kennt sich in den Bergen aus.
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