Fall für eine Psycho-Expedition
Der Everest ist ein Serienmörder. Wow, dachte ich, als ich diese Formulierung auf einer kanadischen Internetseite entdeckte. Ein Serienmörder, obwohl er schon seit Jahren regelmäßig in (Fixseil-) Fesseln gelegt wird? Die Unschuldsvermutung gilt offenbar nicht für Berge: Zehn tote Bergsteiger in einer Frühjahrssaison am Mount Everest, davon sechs an einem Tag – ein medialer Aufschrei ging um die Welt. Ich beschließe, meinen Freund Chomolungma einmal wieder auf seinem Handy anzuläuten und mich nach seinem Befinden zu erkundigen.
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Alte Leichen am Mount Everest freigelegt
Der Verdacht klang ungeheuerlich: Wurden Todesfälle von Sherpas am Mount Everest tot geschwiegen? Der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck hatte in einem Interview mit der Zeitung „Tages-Anzeiger“ gesagt, es habe am ersten Everest-Gipfelwochenende in diesem Frühjahr nicht nur sechs, sondern zehn Tote gegeben, „weil niemand von den vier zusätzlichen toten Sherpas sprach“. Das wollte ich genauer wissen. Ich hakte bei Ueli nach. „Ich war zum Glück nie live dabei“, schrieb mir der 35-Jährige zurück. „Da weiß ich zu wenig genaue Details aus erster Hand.“ Die holte ich mir in Nepal.
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„Was tun?“, spricht nicht nur Zeus
„Sag’ mal, was ist da eigentlich los am Mount Everest?“, wurde ich in den vergangenen Tagen häufig gefragt. „Am ersten Gipfel-Wochenende mit mindestens sechs Toten hat sich kein Drama, erst recht keine Katastrophe, sondern nur ein Unglück mit Ansage ereignet“, antwortete ich und schilderte die Umstände. Prompt kam dann meistens die Nachfrage, ob man die kommerziellen Expeditionen am Everest nicht schlicht verbieten solle. Das hatte schließlich auch Reinhold Messner gefordert, der – gefühlt – beinahe reflexartig befragt wird, sobald nur das Wort Himalaya fällt. Doch schon der amerikanische Schriftsteller und Satiriker Henry Louis Mencken (1880-1956) erkannte: „Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.“
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Der ganz normale Wahnsinn
Die Frühjahrssaison am Mount Everest ist so gut wie beendet. Die letzten Bergsteiger packen ihre Sieben(hundert)sachen und verlassen die Basislager auf der nepalesischen Süd- und der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde. Am Freitag und Samstag erreichten noch einmal rund 180 Bergsteiger den 8850 Meter hohen Gipfel – diesmal offenbar ohne die chaotischen Zustände, die am vergangenen Wochenende geherrscht hatten. Unter den Erfolgreichen war auch der Brite Kenton Cool, der eine Goldmedaille der Olympischen Winterspiele 1924 auf den Gipfel trug und damit ein 88 Jahre altes Versprechen einlöste.
In diesem Frühjahr wurden mehr als 530 Besteigungen des Mount Everest vermeldet. Zehn Todesfälle sind bestätigt. Diese Zahl wird sich nach den Worten des Schweizer Topbergsteigers Ueli Steck noch erhöhen, „weil niemand von den vier zusätzlichen toten Sherpas sprach“.
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Weitere Tote am Everest
Nicht nur auf der Südseite des Mount Everest hat das vergangene Gipfel-Wochenende Menschen das Leben gekostet. Auch von der Nordseite werden jetzt mindestens zwei Todesfälle vermeldet. Bei einem der beiden Toten handelt es sich nach übereinstimmenden Berichten um den bayrischen Bergsteiger Ralf D. Arnold. Angeblich stürzte er beim Rückweg vom Gipfel am „Second Step“, einer Felsstufe auf 8600 Metern. Er habe sich dabei ein Bein gebrochen und sei gestorben, heißt es. 2010 war Arnold am Achttausender Cho Oyu die erste Besteigung der Herbst-Saison gelungen. Da er alleine unterwegs war und niemand ihn kannte, war ihm der Spitzname „Mystery climber“, der geheimnisvolle Kletterer, verliehen worden.
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Expeditionsmitglied Tod
Vier Tote am Mount Everest an einem Tag, darunter auch ein Deutscher. Die Folge: Sich überschlagende Schlagzeilen im deutschen Blätterwald. Die Fakten: Eberhard Schaaf, ein 61 Jahre alter Arzt aus Aachen, ist am Samstag beim Abstieg vom Gipfel des höchsten Bergs der Erde gestorben. Vermutlich an den Folgen eines Höhenhirmödens, etwa auf Höhe des Hillary-Steps auf knapp 8800 Metern. Drei weitere Bergsteiger kamen oberhalb des Südsattels ums Leben: Ein Koreaner, ein Chinese und eine in Nepal geborene Kanadierin. Auch bei ihnen wird vermutet, dass sie an den Folgen der Höhenkrankheit starben. Todesfälle mit Ansage?
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Nie mehr Everest – versprochen!
Ralf hat die Schublade Mount Everest für immer verschlossen. „Ich werde für alle Zukunft auf eine Besteigung des Everest ohne künstlichen Sauerstoff und ohne Sherpa-Unterstützung verzichten. Ich habe es Gerlinde versprochen“, schreibt Ralf Dujmovits auf seiner Internetseite. Seine Frau Gerlinde Kaltenbrunner räumt ein, dass sie über diesen Entschluss „unheimlich erleichtert“ sei. Zum dritten Mal nach 2005 und 2010 brach Ralf einen Versuch ab, den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen. Der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger hatte den Gipfel des Mount Everest 1992 erreicht, dabei aber auf Flaschensauerstoff zurückgegriffen. Die anderen 13 Achttausender bestieg Ralf allesamt „oben ohne“. Zu gerne hätte der 50-Jährige diese Scharte noch ausgewetzt. Doch es sollte nicht sein. Dabei hatte es so gut ausgesehen.
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Über ihnen nur der Himmel
Exklusiv, und doch so nahe am Trubel. Während sich auf den Normalrouten am Mount Everest die Gipfelanwärter stauten, haben Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler am Donnerstag (17. Mai) den 7861 Meter hohen Hauptgipfel des Nuptse erreicht. Außer ihnen war niemand an diesem formschönen Berg unterwegs, der zusammen mit Everest und Lhotse das berühmte „Hufeisen“ rund um das „Tal des Schweigens“ formt. „Dort oben am Nuptse-Gipfel, zusammen mit Gerlinde, bei absolut super Wetter, warm, kein Wind, auf diesem winzigen Punkt, ein Ausblick gefühlt über die ganze Welt!“, schwärmt David auf seiner Internetseite. „ Ein Moment, der alle Anstrengung vergessen lässt!“ Gerlinde und David gelang die erst sechste Besteigung des Nuptse-Hauptgipfels.
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Eilmeldung: Richie hat es geschafft!
Freudige Nachricht: Richie hat den Mount Everest bestiegen! Darüber hat mich eben die Frau von Richard Stihler informiert. „Richie und Pasang haben heute, Samstag, 19.05. um 10:00 Uhr Ortszeit bei Sonne, aber starkem Wind den Gipfel des Mount Everest erreicht“, schreibt Felicitas. Richie habe sie aus Lager 3 auf gut 7000 Metern per Satellitentelefon angerufen. Morgen wolle er zum Basislager absteigen. Ich ziehe meinen Hut ganz tief vor meinem alten Kumpel vom Manaslu. Für den 43 Jahre alten Architekten aus Lahr ist es der vierte Achttausender. Herzlichen Glückwunsch! Chapeau!
Richtige Nase
Meine Nase hat mich nicht getrogen. Ueli Steck stand wirklich gestern auf dem Gipfel des Mount Everest. Auf seiner Internetseite wurde bestätigt, dass der 35-jährige Schweizer Topbergsteiger zusammen mit seinem Kletterpartner, dem 21 Jahre alten Sherpa Tensing, den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreicht habe: „Beide waren ohne Flaschensauerstoff unterwegs.“ Ein Bericht samt Fotos wurde für die nächsten Tage angekündigt. Derweil tröpfeln stetig neue Meldungen über Everest-Gipfelerfolge ein. Kein Wunder, haben sich doch insgesamt wohl deutlich mehr als 200 Bergsteiger auf beiden Normalrouten auf den Weg gemacht, um das erste Schönwetter-Fenster für einen Gipfelversuch zu nutzen.
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Ueli oben?
Die ersten Bergsteiger in diesem Frühjahr haben den Gipfel des Mount Everest erreicht. Eine chilenische Expedition meldet, eine von Rodrigo Jordan geführte Gruppe von zehn Chilenen und zehn Sherpas habe um 13:50 Uhr Ortszeit (10.05 Uhr MESZ) den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreicht. Es gibt einen ersten (zarten) Hinweis, dass auch der Schweizer Ueli Steck mit oben war. In einem Kommentar zu einem Bericht in einem US-Bergsteigerblog schreibt ein gewisser „Juan“: „Das gesamte chilenische Team steht am Gipfel, zusammen mit Ueli und einer Iranerin.“ Bei dem Verfasser könnte es sich um Juan Diaz handeln, der sich von Lager 2 aus um die Kommunikation mit dem chilenischen Gipfelteam gekümmert hatte. Eine Bestätigung dafür steht noch aus.
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Im (Everest-) Westen nichts Neues
Wenn Berge Muskelkater bekommen könnten, würde sich der Mount Everest vor Schmerzen krümmen. Er wird nämlich sehr einseitig beansprucht auf seinen beiden Seiten. 19 Routen wurden seit der Erstbesteigung im Jahr 1953 auf den 8850 Meter hohen Gipfel eröffnet, doch Hunderte von Bergsteigern nutzen Jahr für Jahr fast ausschließlich nur zwei: die beiden Normalwege (auf der tibetischen Everest-Seite über den Nordost-, auf der nepalesischen über den Südostgrat). In diesem Frühjahr sah es aus, als erhielte eine andere meist verwaiste Kante des Bergs endlich wieder Besuch: der Westgrat. Doch die Chancen dafür schwinden.
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Bereit für den höchsten aller Gipfel
Es ist angerichtet. „Die Großwetterprognose für den Everest sagt zwischen dem 17. bis 21. Mai die schon fast traditionell windstille Phase voraus. Mögen die Wetterfrösche dieser Welt recht behalten!“, schreibt Richard Stihler. Mein alter Kumpel vom Manaslu hat seine Akklimatisierungsphase abgeschlossen. Zusammen mit dem Sherpa Pasang ist Richie bis zu Lager 3 auf gut 7000 Metern aufgestiegen: „Beide sind wir schwer beladen, wir haben das gesamte Material, das für einen späteren Gipfelgang erforderlich ist, in unseren Rucksäcken. Bereits nach den ersten senkrechten Eispassagen wird mir klar, dass die natürliche Auslese genau jetzt begonnen hat. Das Gelände ist so steil, dass man sich eher anseilen sollte, um auszutreten.“
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Vollgas mit Handbremse
Alle werden älter. Auch Extrembergsteiger. „Ich spüre, dass ich mich verändere“, schreibt Ueli Steck. „Die wildeste Phase in meinem Leben – so glaube ich zumindest – habe ich hinter mir.“ Der Topkletterer aus der Schweiz gehört zu den 337 Bergsteigern aus aller Welt, denen die nepalesische Regierung die Genehmigung erteilt hat, in diesem Frühjahr den Mount Everest von der Südseite aus zu besteigen. Ursprünglich wollte der 35-Jährige (den ich euch hier im Blog im Februar vorgestellt hatte) den 8850 Meter hohen Gipfel ohne Flaschensauerstoff über den selten begangenen Westgrat erreichen.
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Russells offene Worte
Eingepackt und weg! Der Neuseeländer Russell Brice, der wohl erfahrenste Veranstalter von Expeditionen zum Mount Everest, hat seine Zelte am höchsten Berg der Erde abgebrochen. „Die Gefahr liegt deutlich über dem, was ich verantworten kann“, sagt der 59 Jahre alte Chef des Veranstalters Himalayan Experience, der seit 1974 Expeditionen in den Himalaya führt. Schon zu Beginn der Saison hätten die Sherpas erklärt, dass es im Basislager zu warm sei. „Sie arbeiteten in T-Shirts.“ Inzwischen hätten sich dort kleine Seen gebildet.
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