Ruhetag mit technischen Schwierigkeiten
(telefonisch übermittelt)
Für heute ist noch einmal ein Ruhetag angesetzt. Nach dem Frühstück landete der Hubschrauber mit dem noch ausstehenden Expeditionsmaterial, das unter anderem den Arztkoffer mit Notfallpräparaten enthielt. Wir wurden in den Umgang mit den Sauerstoffflaschen und dem Überdrucksack eingewiesen.
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Basislager erreicht!
Wir sind im Basislager auf 4940 Metern angekommen. Allen geht es gut. Das Wetter ist perfekt. Leider gibt es im Moment Schwierigkeiten mit der Datenübertragung über das Satellitentelefon. Wir arbeiten aber daran.
Durchbeißen auf der Königsetappe
„Vergesst nicht, dass wir einen Siebentausender besteigen wollen. So ein Berg zeigt eben ab und zu seine Zähne.“ So stimmt uns Expeditionsleiter Herbert nach dem Frühstück ein. „Am Ende aber haben hoffentlich wir das letzte Wort.“ Die heutige Etappe hat es in sich: 1300 Höhenmeter netto, acht bis neun Stunden werden wir unterwegs sein.
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Ruhe vor dem ersten Sturm
Gäbe es keine Ruhetage, man müsste sie erfinden. Der Mensch kann nicht immer Vollgas geben. Manchmal gehört er in die mentale Garage. Wir genießen die Muße am Lagerplatz in Kakkot auf 3300 Metern. Morgen stehen uns 1200 Meter im Aufstieg bevor. „Das wird einer der härtesten Tage auf dieser Expedition“, sagt Herbert. Denen, die über Husten oder Schnupfen klagen, legt der Expeditionsleiter ans Herz, sich auszukurieren. „Nur wer sich absolut fit fühlt und wirklich Lust dazu hat, sollte an unserer kleinen Akklimatisationswanderung teilnehmen.“
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Schwierige Leute
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Das gilt auch für die Bewohner von Kakkot, unserem letzten Lagerplatz in der Zivilisation, bevor wir in drei Etappen zum Putha-Hiunchuli-Basislager aufsteigen. „Die Leute sind sehr unangenehm“, erzählt Pemba. „Als ich das erste Mal hier war, haben sie mich ganz übel beschimpft.“ Bis Kakkot wurde unser Gepäck mit 36 Maultieren transportiert, von nun an übernehmen Träger und Yaks diese Arbeit. Die Bewohner des Dorfes beanspruchen darauf ein Monopol. Sie sehen nicht ein, dass die Regierung in Kathmandu Gebühren dafür nimmt, dass Bergsteiger den Putha Hiunchuli besteigen. Schließlich sei er doch ihr Berg.
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Mister Putha Hiunchuli
Möglicherweise ist er sogar der Rekordhalter an diesem Berg. Dreimal hat Pemba Jangbu schon den 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli bestiegen. Wenn das kein gutes Omen ist. Obwohl der Sherpa erst 25 Jahre alt ist, kann er bereits auf eine lange Karriere als Bergsteiger zurückblicken. Pemba durchlief die „klassische“ Sherpa-Laufbahn. Mit 13 Jahren heuerte er im Khumbu, der Region um den Mount Everest, als Träger an. Zwei Jahre später arbeitete er als Küchenjunge, dann als Hochträger und schließlich mit 17 Jahren als „Guide“, also als Bergführer.
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Ein Geheimtipp, der sich herumspricht
„Landungen in Juphal sind sehr knifflig“, sagt Kapitän Singh. Der Mann weiß, wovon er redet. Seit zehn Jahren fliegt er in die entlegenen Regionen Nepals. Der Propeller der einmotorigen Maschine, die zehn Passagieren Platz bietet, ist gerade zum Stillstand gekommen. Die Landepiste in Juphal liegt auf einem kleinen Plateau an einem Berghang, ist kurz und nicht asphaltiert. Als wir uns Juphal näherten, zappelte das Kleinflugzeug auf und ab. Nichts für schwache Nerven. „Es ist eine der schwierigsten Landungen in ganz Nepal“, findet Singh. Ich frage ihn, ob er nervös sei, wenn er auf die Sandpiste zusteuere. „Nein“, sagt der Pilot und lächelt. „Ich mache das schon so lange, das ist mein Job.“
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Der Vettel Nepals
Jedes Land hat seine Automobilsport-Talente. Der Sebastian Vettel Nepals steuerte unseren Kleinbus von Nepalgunj ins nördlich gelegene Surkhet. Der Bus war voll beladen. Innen drängten sich die Expeditionsteilnehmer mit ihren Rucksäcken, auf dem Dach stapelten sich die Packtaschen mit unserer Ausrüstung. Das hinderte den jungen Formel-Nepal-Piloten jedoch nicht daran, kräftig Gas zu geben. Wenn wir Straßensperren des Militärs passiert hatten, bekreuzigte sich der Fahrer, als suche er göttlichen Beistand für seine Raserei. Ich quetschte mich mit Expeditionsleiter Herbert auf der Vorderbank. Nicht angeschnallt, weil die Gurte fehlten. Ich kam mir vor, als befände ich mich in einem Formel-1-Computerspiel, bei dem ich die Geschwindigkeit unterschätze und die Zeche dafür in der nächsten Kurve bezahle.
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Aller Anfang ist schwer
Vier Jahre lang haben wir uns nicht mehr gesehen. In dieser Zeit ist viel im Leben des Mahesh Kumar Budha geschehen. Er ist zum vierten Mal Vater geworden – und sein eigener Chef. Im Frühjahr eröffnete er mit einem Partner eine Trekkingagentur. „Ich habe lange überlegt, ob ich in einen der Golfstaaten auswandern sollte, um meine Familie über Wasser zu halten“, erzählt Mahesh. Er entschied sich gegen den Abschied aus Nepal und für das Wagnis, ein eigenes Unternehmen zu gründen. „Ich bin seit 20 Jahren im Tourismusgeschäft. So viel Erfahrung sollte sich doch auszahlen.“
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Blickkontakt
Liebe auf den ersten Blick? Heute konnten wir das Ziel unserer Expedition erstmals in Augenschein nehmen. Eine Viertelstunde vor der Landung in Kathmandu öffnete sich über den Wolken der Blick auf die westlich in Nepal gelegenen Achttausender Dhaulagiri, Annapurna und Manaslu. Der Putha Hiunchuli gehört zum Dhaulagiri-Massiv und wird deshalb auch Dhaulagiri VII genannt. Joachim und ich diskutierten, welcher der Gipfel „unser Berg“ sei. Schnell wurden wir uns einig: Der mit dem großen schneebedeckten Gipfelplateau muss es sein. Mein Puls beschleunigte sich. Nicht, dass ich den Berg schon ins Herz geschlossen hätte. Es war vielmehr so, dass für mich in diesem Augenblick der Startschuss für die Expedition fiel. Die Zeit der Planungen und Vorbereitungen war abgehakt, das Abenteuer konnte beginnen.
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Verpatzte Generalprobe
Eigentlich kann unsere Expedition nur erfolgreich enden. Die Generalprobe ging nämlich gründlich daneben. Erst zerbrach meine Lesebrille und hinterließ mich blind wie einen Maulwurf. Gott sei Dank gibt es inzwischen sogenannte Lesehilfen. Ein solches Billig-Nasenfahrrad half mir, die Zeit bis zur Reparatur der Brille zu überbrücken. Anschließend verabschiedete sich der Teil eines Backenzahns, als ich voller Genuss in eine gebrannte Mandel biss. Mit einem schnellen „Werkstatt-Termin“ half mir die Zahnärztin meines Vertrauens aus der Patsche. Das dickste Ding aber wartete noch auf mich.
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Steigung und Risiko gemäßigt
Ich falle immer wieder darauf herein. „30 Prozent Steigung, wow!“, denke ich und male mir einen Winkel von 30 Grad aus. Quatsch! Eine 30-prozentige Steigung bedeutet, dass es auf 100 Metern in der Horizontale 30 Meter in die Höhe geht. Das entspricht aber nur einem Winkel von 16,7 Grad. Eine 100-prozentige Steigung heißt demzufolge 45 Grad aufwärts. Keine Angst, ihr seid nicht im Lexikon der populären Irrtümer gelandet. Ich will nur, dass ihr nachvollziehen könnt, wie steil oder nicht steil unsere Route auf den Putha Hiunchuli ist, die ich euch jetzt vorstellen werde.
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Das Expeditionsteam
Es hat etwas von Glücksspiel. Die Mitglieder einer kommerziellen Expedition wie unserer zum 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli in Nepal kennen sich in der Regel nicht. Lediglich der Wunsch, einen bestimmten Berg unter der Leitung eines erfahrenen Bergführers zu besteigen, hat sie zusammengewürfelt. Mitte August trafen wir uns einen Nachmittag lang in Bühl im Schwarzwald und „beschnupperten“ einander. Für mehr fehlte die Zeit. Wird diese Mannschaft auf Zeit zu einem echten Team zusammenwachsen? Eine spannende Frage, die erst in den kommenden Wochen am Berg beantwortet wird. Hier stelle ich euch kurz in alphabetischer Reihenfolge meine Mitstreiter vor.
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Herbert Wolf, der bergsteigende Polizist
Eine Polizeieinheit namens Cobra? Da denken die meisten wohl an eine Fernsehserie: die älteren Zuschauer an „Kobra, übernehmen Sie!“ aus den 1960er Jahren, die jüngeren an die Autobahn-Cops von „Alarm für Cobra 11“. In Österreich jedoch ist Cobra nicht Polizei-Fiktion, sondern Realität. Der Name steht für eine etwa 450 Mann starke Anti-Terroreinheit, vergleichbar mit der GSG 9 der Bundespolizei in Deutschland. „Ich habe dort eine intensive Freundschaft zwischen Kollegen erlebt, wie ich sie vorher nicht gekannt habe“, sagt Herbert Wolf. „Die drei Jahre möchte ich nicht missen.“ Doch das Kapitel Cobra ist abgeschlossen. Aus dem Verbrecherjäger ist ein Bergsammler geworden. Herbert leitet unsere Expedition zum Siebentausender Putha Hiunchuli, die heute in einer Woche beginnt.
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Putha-Hiunchuli-ABC
In den nächsten Wochen werde ich euch in meinem Blog mit nach Nepal nehmen, auf eine Expedition zum Siebentausender Putha-Hiunchuli. Ich versuche natürlich, meine Berichte so zu schreiben, dass auch Nicht-Bergsteiger sie verstehen können. Nobody is perfect. Möglicherweise rutsche ich doch ab und zu in die alpine Fachsprache ab. Dann könnt ihr in diesem Glossar nachsehen, was gemeint ist. Neben Erklärungen der Fachbegriffe findet ihr hier auch einige Informationen zu Land und Leuten.
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