Ein (Un-)Glück kommt selten allein
„Das Glück war auf unserer Seite“, meint Simone nach der Rückkehr von der erfolgreichen Winterbesteigung des Gasherbrum II im Karakorum. Während der schnelle Aufstieg gewissermaßen nach Drehbuch verlief, wäre der Abstieg beinahe zu einem Fiasko geraten.
Am Gipfel: Denis Urubko, Simone Moro, Cory Richards (v.l.)
Bis zum Hals im Schnee
„Normalerweise braucht man 15-20 Minuten, um die gefährliche Passage unterhalb des Gasherbrum V zu queren. Weil wir aber eine Spur durch den tiefen Schnee treten mussten, hielten wir uns dort sehr lange auf. Plötzlich brach ein Serac in sich zusammen.“ Die Lawine erfasste die drei Bergsteiger und schleuderte sie etwa 150 Meter abwärts. Glücklicherweise konnten sie sich an der Oberfläche halten, Denis und Cory steckten jedoch bis zum Hals im Schnee fest. Simone grub seine beiden Gefährten wieder aus.
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Zurück im G II-Basislager
Das war noch ein richtig hartes Stück Arbeit. Zwei Tage brauchten der Italiener Simone Moro, der Kasache Denis Urubko und der Kanadier Cory Richards, um vom Gipfel des Gasherbrum II zurückzukehren. Nun haben sie es geschafft. „Wir sind im Basislager. Einfach glücklich, lebendig und wohlauf“, schreibt Denis in einer SMS per Satellitentelefon.
Stürmischer Abstieg
Das Trio hatte ein kurzes Wetterfenster genutzt, um in einem schnellen Vorstoß die erste Winterbesteigung eines Achttausenders in Pakistan zu vollenden. Am Mittwoch um 11.28 Uhr Ortszeit standen sie auf dem höchsten Punkt, 8034 Meter hoch. Kurz darauf verschlechterte sich das Wetter. Den ursprünglichen Plan, nach einer Nacht in Lager drei auf 6900 Metern am Donnerstag direkt ins Basislager abzusteigen, mussten Simone, Denis und Cory aufgeben.
Da war das Wetter am Gasherbrum II noch gut
„Ein extrem starker Sturm machte den Abstieg sehr schwer. Wir haben keine Kraft mehr, um weiter hinunterzugehen und werden die Nacht hier verbringen“, schrieb Denis aus Lager eins auf 5900 Metern an seine Frau. Die Sicherheit hatte für die Bergsteiger Vorrang. „Das Schlimmste ist nun vorbei“, berichtete Simone. „Aber wir müssen aufgrund der Gletscherspalten weiterhin vorsichtig absteigen.“ Fast 200 Fähnchen hatten sie im Aufstieg ins Eis gesteckt, um die Route auch bei Sturm wiederzufinden. Eine weise Entscheidung.
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Moro: Winterbesteigung des G II geglückt
Und wieder ein „Noch nie…“ weniger. Die erste Winterbesteigung eines der fünf Achttausender in Pakistan ist perfekt. Der Italiener Simone Moro, der Kasache Denis Urubko und der Kanadier Cory Richards erreichten nach eigenen Angaben heute den 8034 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum II im Karakorum. Simone informierte seine Frau Barbara per Satellitentelefon, dass der Gipfelversuch geglückt sei und das Team jetzt ins Basislager absteige.
Denis Urubko und Simone Moro im Aufstieg
Das Trio war am Sonntag nach Lager eins auf 5900 Metern aufgestiegen. Am Montag erreichten Moro, Urubko und Richards bei wolkigem Himmel und leichtem Schneefall Lager zwei auf 6500 Metern. Am Dienstag übernachteten sie in Lager drei auf 6900 Metern. „Wir sind ein bisschen müde, aber wohlauf“, hatte Simone Moro vor dem Gipfelvorstoß per SMS geschrieben.
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Bei Saukälte bergsteigen
Das ist ein Fall für die Profis. Noch nie wurde bisher einer der fünf in Pakistan gelegenen Achttausender im Winter bestiegen. Das könnte sich in den nächsten Tagen ändern. Denn sowohl am 8051 Meter hohen Broad Peak als auch am nicht weit entfernten, 8034 Meter hohen Gasherbrum II rüsten sich Teams für Gipfelversuche – und die klangvollen Namen der Bergsteiger versprechen durchaus, dass die Versuche erfolgreich enden könnten.
Der Broad Peak im Karakorum
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Neue Routen
Roraima Tepuis, ein Tafelberg im Grenzgebiet Venezuelas
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Seven Summits
Ralf Dujmovits hat gemeinsam mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner und allen Mitgliedern der von ihm geleiteten Expedition den 4884 Meter hohen Gipfel der Carstensz Pyramide in Indonesien erreicht, des höchsten Bergs von Ozeanien. Glückwunsch!
Gerlinde und Ralf
Damit hat Ralf nun die „Seven Summits“ komplett, die höchsten Gipfel aller Kontinente. Einige davon bestieg er mehrfach wie den Denali in Alaska, auch bekannt als Mount McKinley, oder den Aconcagua in Argentinien. Apropos Gipfel, ich fahre morgen zum International Mountain Summit nach Brixen in Südtirol, einem großen Treffen von Bergsteigern aus aller Welt. Von dort werde ich mich melden.
Joe Puryear
Ganz ehrlich, bis vor vier Tagen hatte ich von Joe Puryear noch nie etwas gehört. Sein Name fiel mir erstmals auf, als ich auf der Suche nach Bildern des Sherpas Chhewang Nima war. Er hatte das Portrait fotografiert, das ich schließlich im ersten Bericht über das Lawinenunglück am Baruntse verwendete. Ich fand heraus, dass Puryear in der US-Bergsteigerszene eine echte Nummer war. Und dass er auch im Himalaya seine Spuren hinterlassen hatte: Mit seinem Kletterpartner David Gottlieb gelangen ihm drei Erstbesteigungen von Sechstausendern in Nepal, in Tibet standen sie als Erste auf vier bis dahin unbestiegenen Fünftausendern.
Joe Puryear 2007 auf dem Gipfel des erstbestiegenen „Peak 5965“ in Tibet
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Nachhaltig
Nachhaltig finde ich gut. Das Adjektiv ist eindeutig positiv besetzt und daher auf dem besten Weg zum Modewort. Immer mehr Redner benutzen es für ihre Zwecke. Dabei entstehen dann aber auch so abenteuerliche Wortschöpfungen wie „nachhaltige Chemie“, was in meinen Ohren klingt wie „harmlose Waffe“. Aber was ist eigentlich genau mit Nachhaltigkeit gemeint? Die Vereinten Nationen haben eine brauchbare Definition geliefert. Danach ist eine Entwicklung dann nachhaltig, wenn sie „den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“.
Auf die Berge übertragen heißt das nach Ansicht von Stefan Glowacz: „Wir sollten die Bergwelt für die nachfolgenden Generationen so erhalten, wie wir sie jetzt vorfinden.“
Stefan Glowacz plädiert für nachhaltigen Bergsport
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Drei-Pol-Mann Eric Larsen
Ein Magnet hat zwei Pole, die Erde auch. Eigentlich. Doch die Abenteurer sprechen noch von einem „dritten Pol“. Der deutsche-schweizerische Bergsteiger und Himalaya-Experte Günter Oskar Dyhrenfurth (1886-1975) hat den Begriff als Synonym für den Mount Everest, den höchsten Berg der Erde, geprägt. Erst knapp 20 Abenteurer haben ihren Fuß auf alle drei Pole gesetzt, wobei hier nur gewertet wird, wenn sie Nord- und Südpol vom Land aus erreicht haben. Der Norweger Erling Kagge war 1994 der erste, dem dieses Kunststück gelang.
Eric Larsen: Nordpol, Südpol, Mount Everest innerhalb von neuneinhalb Monaten
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Vierter 8000er für Alix
Wie uns die tödlichen Unfälle der vergangenen Tage wieder vor Augen geführt haben, ist und bleibt Extrembergsteigen ein Risikosport. Doch an dieser Stelle will ich dem vielleicht entstandenen Eindruck entgegentreten, fast jedes Projekt ende mit einem Unglück. Allein am Cho Oyu, wo vorgestern Walter Nones ums Leben kam, waren und sind in diesem Herbst rund 450 Bergsteiger unterwegs, die meisten natürlich auf der Normalroute.
Alix auf dem Gipfel des Cho Oyu
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Achttausender mit Trauerflor
Die Nachmonsun-Saison im Himalaya läuft – und hat ihre ersten Opfer gefordert. Beim Versuch, den 8188 Meter hohen Gipfel des Cho Oyu in Tibet über die Südwestwand zu erreichen, kam gestern der Südtiroler Walter Nones ums Leben. Der 38 Jahre alte Bergführer aus Südtirol hatte bei schwierigen Verhältnissen versucht, den Berg alleine zu besteigen, nachdem zwei Expeditionskameraden umgekehrt waren. Als die beiden kein Lebenszeichen mehr von Nones erhielten, stiegen sie erneut auf. Sie fanden seine Leiche in einer Spalte auf rund 7000 Metern.
Walter Nones, 1971-2010
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Stangls Gipfellüge: „Unerklärlich, enttäuschend, schädlich“
Ich habe mal bei Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) nachgefragt, was sie von Christian Stangls Fuschnummer am K 2 halten.
Gerlinde und Ralf daheim in Bühl
Schließlich hatten die beiden zur gleichen Zeit wie Stangl mehrere Wochen im Basislager des K 2 verbracht. Allerdings befanden sie sich bereits auf der Heimreise, als der 44-Jährige zu seinem letzten Versuch aufbrach.
Hier Gerlindes und Ralfs Antwort, die kurz und bündig ausfiel: „Christian Stangl haben wir persönlich gekannt, sein Verhalten ist uns unerklärlich. Die Lüge über seinen Gipfelerfolg finden wir äußerst enttäuschend und schadet dem Alpinsmus und der Profi-Alpinszene.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Stangl am K 2: „In Trance“ gelogen
Vor zehn Tagen hatte ich an dieser Stelle mit aller Vorsicht über die Zweifel an Christians Stangls Besteigung des K 2 berichtet und angeregt, er solle doch eindeutigere Fotos vorlegen, um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Jetzt ist die Bombe geplatzt. Stangl hat eingeräumt, dass er den Gipfel des K 2 nicht erreicht hat. Der 44 Jahre alte Österreicher gab zu, dass sein Gipfelfoto auf etwa 7500 Metern entstanden sei, also etwa auf Höhe von Lager drei, gut 1000 Meter unterhalb des höchsten Punktes. Kritiker hatten das anhand von Vergleichen mit anderen Fotos vom K 2 bereits rekonstruiert. Die Schlinge zog sich immer weiter zu. Stangl blieb nur die Flucht nach vorn.
Christians Fusch-Gipfelfoto
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Neid oder berechtigte Zweifel?
War Oh Eun Sun wirklich die erste Frau, die auf allen 14 Achttausendern stand? Hat Christian Stangl tatsächlich als einziger Bergsteiger in diesem Jahr den K 2 bestiegen? Über diese Fragen wird derzeit in der Szene diskutiert.
Ende März wurde Oh in Südkorea noch gefeiert
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Stangl besteigt K 2
Einer hat es doch noch geschafft. Der Österreicher Christian Stangl erreichte nach eigenen Angaben am 12. August den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2. Der 44-Jährige war allein unterwegs. Ihm gelang die erste Besteigung des zweithöchsten Bergs der Erde seit 2008, die einzige in diesem Jahr.
Christians Gipfelfoto
„Die Sicht war nicht besonders gut, aber brauchbar“, sagte Stangl per Satellitentelefon nach der Rückkehr ins Basislager. „Ich hatte gar keine Freude am Gipfel – es war komisch. Wahrscheinlich realisiere ich das erst in ein paar Tagen! Der Berg ist so saugefährlich!“ Wie zuvor auch Gerlinde und Ralf berichtete auch Christian über Steinschlag in der Route.
Stangl blieb nur kurz am Gipfel und kehrte dann schnellstmöglich wieder ins Basislager zurück. Ingesamt brauchte er für Auf- und Abstieg knapp drei Tage. „Wenn Bergsteigen immer so wäre wie die letzten 70 Stunden hier am K2 würde ich sofort damit aufhören“, sagte Christian anschließend.
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