Bergmüll, Müllberg?
Leichen sind Müll – zumindest nach Lesart der nepalesischen Behörden. Jede Expedition zum Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde, muss bei der Abreise eine Müll-Kaution von 4000 US-Dollar hinterlegen. Erst wenn die Bergsteiger nachweisen, dass sie den wiederverwertbaren Müll zurückgebracht und Bio-Abfall verbrannt oder regelgerecht entsorgt haben, erhalten sie das Geld zurück. Leichen gehören zur letztgenannten Kategorie. Bleiben sie am Berg, behalten die Behörden die Kaution ein.
Jahr für Jahr sterben Bergsteiger beim Versuch, den Mount Everest zu besteigen. Auf aktuell mehr als 5000 Besteigungen kommen 220 Todesfälle. Lassen die Kletterer ihr Leben in der sogenannten „Todeszone“, also oberhalb von 8000 Metern, ist es schwer bis unmöglich, die Leichen zu bergen. Hannelore Schmatz war 1979 die erste Deutsche, die den Gipfel des Everest erreichte. Beim Abstieg starb sie an Erschöpfung. Jahrelang passierten Bergsteiger auf dem Weg zum höchsten Punkt die als „German woman“ bekannte, im Schnee sitzende Leiche, ehe sie vom Sturm weggeweht wurde.
weiterlesen
Rätsel wohl ungelöst
“Es klingt seltsam, aber ich konnte mir den Gedanken nicht verkneifen, dass der Berg sich bemühte, sein Geheimnis für sich zu behalten.“ So beschrieb der Australier Duncan Chessell seinen gescheiterten Versuch, auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest die Leiche des seit 1924 verschollenen Briten Andrew Irvine ausfindig zu machen – und natürlich dessen Fotoapparat. Die wohl meistgesuchte Kamera der Welt soll das Rätsel lösen, über das sich Generationen von Alpinhistorikern den Kopf zermartert haben. Was geschah wirklich am 8. Juni 1924, nachdem Irvine und George Leigh Mallory zu ihrem Gipfelversuch aufgebrochen waren? Die beiden kehrten nicht zurück. Mallorys Leiche wurde 1999 gefunden, seine Kamera nicht. Seitdem konzentrieren sich die Hoffnungen der Spurensucher auf die Leiche Irvines, wo immer sie auch liegen mag.
Nach seiner Rückkehr ins Basislager sagte Duncan Chessell, wie aus dem Nichts habe es zu schneien begonnen. Anderthalb Meter Schnee hätten sich über den Berg gelegt. Eine Suche nach Irvine sei unmöglich gewesen.
Der Australier Duncan Chessell
weiterlesen
Nicht ohne dich
Ich bin euch noch schuldig, wie es dem Bergsteigerpaar Alix von Melle und Luis Stitzinger am 8485 Meter hohen Makalu ergangen ist. Ein erster Gipfelversuch am 24. Mai scheiterte wegen Schneefalls. Alix und Luis legten auf rund 8000 Metern ein Materialdepot an, um am folgenden Tag einen weiteren Versuch zu starten. Als sie zu ihrem obersten Lager zurückkehrten, mussten sie zunächst zwei Ukrainer aus ihrem Zelt verscheuchen, die es sich dort bequem gemacht hatten.
Die geplante Aufstiegsroute
weiterlesen
Gipfelfoto
Da fröstelt es mich schon beim Hingucken. Ein Traumtag auf dem Mount Everest sieht sicher anders aus. Gerlinde hat heute dieses Gipfelfoto übermittelt. Noch am Montag stieg sie gemeinsam mit Ralf ins Basislager der Normalroute auf dem östlichen Rongbuk-Gletscher ab. Am Dienstag kehrten sie dann in ihr eigenes Lager auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher zurück. Dort warteten bereits – früher als geplant – die Yaks und ihre Treiber auf die beiden Bergsteiger. Schnell wurde alles für die Rückreise zusammengepackt. Sicher werden wir in den nächsten Tagen noch einen detaillierten Bericht Gerlindes und Ralfs über ihre Erlebnisse erhalten.
Gerlindes 13. Streich
Gerlinde Kaltenbrunner hat ohne Atemmaske den Gipfel des Mount Everest erreicht. Das berichtete der italienische Bergsteiger Silvio Mondinelli, der ebenfalls am höchsten Punkt war.
Ralf musste wegen Erkältung passen
(Update 17.30 Uhr) Inzwischen ist Gerlindes Gipfelerfolg auch von Amical Alpin, der Firma von Gerlindes Ehemann Ralf Dujmovits, bestätigt worden. Danach hatte Ralf in der Nacht entschieden, im letzten Lager auf 8300 Metern Höhe auf seine Frau zu warten. Der 48-Jährige hatte sich eine Erkältung zugezogen, die für ihn einen Gipfelversuch unmöglich machte.
Gerlinde bei einer Akklimatisierungstour oberhalb der tibetischen Orts Nyalam
weiterlesen
Der reale Wahnsinn
Auf dem Gipfel des Mount Everest geht es in diesen Tagen zu wie am ersten Tag des Sommerschlussverkaufs. Allein der Veranstalter International Mountain Guides hat 30 Expeditionsmitglieder auf den höchsten Punkt gebracht. Der beinamputierte Kolumbianer Nelson Cardona hat auf einer Prothese den Gipfel erreicht. Oder auch Khalid Sulaiman Alsiyabi als erster Bergsteiger des Sultanats Oman. Apa Sherpa hat seinen Rekord auf nun 20 Everest-Besteigungen gesteigert.
weiterlesen
Paarweise
Vor ein paar Tagen auf der Heimfahrt vernahm ich im Radio eine mir vertraute Stimme. Reinhold Messner gab eines seiner – geschätzt – fünf Interviews pro Tag. Ich amüsierte mich über die (wie so oft vergeblichen) Versuche der Moderatorin, den Redefluss der lebenden Bergsteigerlegende zu unterbrechen. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwer das ist. Dann horchte ich auf. Reinhold war kurz angebunden. Die Frage: Ob er jemals seine Partnerin auf einen schwierigen Berg mitgenommen habe? „Nein, nur bis ins Basislager. Bei meiner Frau, mit der ich seit mehr als 20 Jahren zusammenlebe, waren die Rollen klar verteilt. Sie kümmerte sich um die Erziehung der Kinder.“ Und Messner schob noch nach, dass er es toll finde, dass Gerlinde Kaltenbrunner gemeinsam mit ihrem Ehemann Ralf Dujmovits am Mount Everest eine schwierige Route versuche. „Ich hatte nie eine solche Partnerin.“ Fast klang der 65-Jährige ein bisschen neidisch.
Gerlinde und Ralf
weiterlesen
Liebesbeweis
Der Traum von der Durchsteigung der Nordwand des Mount Everest ist für Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits geplatzt. Schweren Herzens und nach langer Diskussion entschied sich das Ehepaar, vom zentralen Rongbukgletscher zum Nordsattel aufzusteigen und von dort aus auf dem tibetischen Normalweg zu versuchen, den 8850 Meter hohen Gipfel zu erreichen. Selbstverständlich ohne Atemmaske, aber eben doch auf einer sportlich weniger anspruchsvollen Route. Was war geschehen?
Abschied von der „Supercouloir“-Route
weiterlesen
Pasabán besteigt ihren 14. Achttausender
Die Zahl 17 hat ihr Glück gebracht. Am 17. April bestieg die Spanierin Edurne Pasabán in Nepal die Annapurna, ihren 13. Achttausender. Am heutigen 17. Mai erreichte sie mit ihrem Team um 07.30 Uhr MESZ den höchsten Punkt der Shishapangma in Tibet, 8027 Meter hoch. Es sei ein sehr emotionaler Augenblick gewesen, schreibt die 36 Jahre alte Baskin in ihrem Blog. Sie habe ihre Teamkameraden umarmt und Freudentränen geweint.
Pasabán auf dem Gipfel der Shishapangma
weiterlesen
Weil sie da sind
Der Mount Everest liegt in Fesseln. Auf der nepalesischen Südseite des höchsten Bergs der Erde haben Sherpas bis zum höchsten Punkt Fixseile gelegt. Und auch auf der tibetischen Nordseite dürfte es kaum anders aussehen. Alles ist bereitet für den Massenansturm. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Wetterverhältnisse, wann und wie viele zahlende Kunden den Gipfel erreichen. Eine Kanadierin war bereits, begleitet von ihrem Sherpa, oben auf 8850 Metern. Hunderte andere werden folgen.
Basislager auf der Südseite des Mount Everest
weiterlesen
Schrecksekunde am Mount Everest
Die letzte Nachricht von Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) liegt schon einige Zeit zurück. Jetzt haben sich die beiden wieder von ihrer Expedition zur tibetischen Nordwand des Mount Everest gemeldet. Zur weiteren Akklimatisierung stiegen sie vom Wandfuß zum Nordsattel auf 7100 Metern auf.
Auf dem Weg zum Nordsattel
Dabei erlebten sie eine Schrecksekunde. Ein tellergroßer Stein knallte auf Gerlindes Eisgerät. „Ich schrie zu ihr hinauf, ob alles in Ordnung sei. Gerlinde zitterten ziemlich die Knie, sonst passte alles“, schreibt Ralf in ihrem Expeditionstagebach. „Wahrscheinlich hatte ein Bergsteiger knapp oberhalb des Nordcols den Stein abgetreten.“
weiterlesen
Tod an der Annapurna
Die Kameras an der Annapurna sind wieder ausgeschaltet. Das Drama am zehnthöchsten Berg der Erde wurde nicht mehr live übertragen. Tolo Calafat, ein spanischer Bergsteiger, der wie die Südkoreanerin Oh Eun-Sun am Dienstag den Gipfel erreicht hatte, kehrte nicht mehr zurück. Auf 7600 Metern war Calafat so erschöpft, dass er nicht mehr weiter absteigen konnte. Außerdem zeigten sich Symptome eines lebensbedrohlichen Hirnödems. Der Sherpa, der Calafat begleitete, ließ einen Biwaksack da und stieg ins oberste Lager auf 7200 Metern Höhe ab, um Unterstützung zu holen. Per Satellitenhandy schickte Tolo einen verzweifelten Hilferuf: „Um meiner Kinder willen, kommt und holt mich hier runter!“
Auf jede dritte Besteigung der Annapurna kommt ein Todesfall
weiterlesen
Merk und die Schöpfung
Markus Merk ist wieder aufgetaucht und aufgetaut. Der dreimalige frühere Fußball-Weltschiedsrichter hat einen aufregenden Trip zum Nordpol hinter sich. „Das Erlebnis in der Arktis war so toll, so einzigartig, viel mehr als ich mir davon versprochen hatte“, sagt der 48-Jährige, als wir miteinander telefonieren. Die Bedingungen seiner Last-Degree-Expedition waren komplett anders als unsere vor einem Jahr. Während uns stets Temperaturen unter -30 Grad Celsius das Leben schwer machten, wir dafür aber sonniges Wetter und wenig Drift vorfanden, war es in diesem Frühjahr außergewöhnlich mild: – 15 Grad. Es schneite und stürmte.
Ex-Schiri im Eis
Die Drift trieb das Expeditionsteam zunächst vom Pol weg. „In den ersten vier Tagen haben wir über Nacht immer wieder unsere tagtäglich gegangene Wegstrecke verloren“, erzählt Merk. Zwei Expeditionsmitglieder waren von den schwierigen Verhältnissen überfordert und warfen das Handtuch. Sie wurden per Hubschrauber zurück zur Eisstation Borneo geflogen.
Magischer Moment
Das verbliebene Trio aus Merk, der Journalistin Birgit Lutz-Temsch und Expeditionsleiter Thomas Ulrich entschloss sich zu einem Kraftakt: Kurze Pausen, lange Wegstrecken. Das Blatt wendete sich. Die Drift ließ nach, ebenso der Sturm. Das Team, so Merk, erlebte einen magischen Moment. Innerhalb weniger Minuten habe sich ein kleiner roter Fleck am Horizont in einen strahlend blauen Himmel verwandelt. „Wir standen mitten in der Sonne in diesem arktischen Licht auf einem riesigen Eisfeld und es war Schweigen. Das erste, was ich da gedacht habe, war, so muss es gewesen sein. Das ist die Schöpfungsgeschichte, als Gott sprach: Es werde Licht und es ward Licht.“
Am 13. April, um 1.58 Uhr erreichten die drei doch noch den Pol. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf begann es wieder zu stürmen. 56 Stunden harrte das Trio im Zelt aus, bis das Wetter die Landung eines Hubschraubers zuließ. In dieser Zeit waren Merk und Co. wieder 41,5 Kilometer vom Nordpol weggetrieben.
Warten auf den Heli: Merk und Lutz-Temsch im Zelt
Der Südpol lockt
Auch die Heimreise nach Deutschland gestaltete sich schwierig. Erst saß das Expeditionsteam wegen der Aschewolke über Europa auf Spitzbergen fest. Dann endete die Flugreise in Oslo. Von dort aus schlug sich Merk „mit allen Verkehrsmitteln, die ich irgendwie kriegen konnte“, nach Kaiserslautern durch. Gerade rechtzeitig zu einem wichtigen beruflichen Termin traf der Ex-Schiri zu Hause ein. Ein paar Frostbeulen im Gesicht hat sich Merk während der Tage auf dem Eis zugezogen. „Man macht dann doch einige Fehler, die man letztendlich büsst.“ Doch die Spuren der Kälte sind inzwischen verheilt. Und Markus Merk juckt es bereits wieder in den Füßen. „Sofern Gott will und ich auch gesund bleibe, ist es durchaus ein Ziel, irgendwann einmal auch ganz unten auf der Erde zu stehen.“
Oh oben
Nein, ich stottere nicht. Und die Überschrift ist auch nicht Ausdruck meiner Verwunderung. Vor wenigen Minuten wurde es gemeldet: Die Südkoreanerin Oh Eun-Sun hat es tatsächlich geschafft, als erste Frau alle 14 Achttausender zu besteigen. Die 44-Jährige steckte eine südkoreanische Fahne in den Schnee auf dem Gipfel der 8091 Meter hohen Annapurna in Nepal, des letzten Achttausenders, der ihr noch in der Sammlung fehlte.
Bergsteigen live als „Straßenfeger“ in Südkorea
weiterlesen
Satz mit x
War wohl nix. Der Fernsehsender KBS hat am heutigen Sonntag wohl doch eher über ein Tanzturnier in Südkorea berichtet als über die Landsfrau an der Annapurna. Die von den Koreanern erhofften Live-Bilder von Oh Eun-Suns Aufstieg zum Gipfel gab es jedenfalls nicht. Starker Wind stoppte die 44-Jährige und ihre beiden Kameramänner. Jetzt wollen sie den Sturm erst einmal im dritten von vier Lagern auf 6400 Metern aussitzen. Der nächste Vorstoß zum höchsten Punkt auf 8091 Metern ist für Dienstag geplant. Im Oktober vergangenen Jahres war „Miss Oh“ an der Annapurna gescheitert. Sturm und schlechte Sicht hatten damals einen Gipfelgang unmöglich gemacht.
Schön aber gefährlich: Die „Göttin der Fülle“ (Annapurna), hier die Südwand
weiterlesen
Feedback
Comments deactivated