Dramen am Broad Peak und am Gasherbrum I
Thomas Lämmle brachte es auf den Punkt. „Ich glaube nicht, dass noch einer der drei Vermissten lebt“, sagte der Bergführer aus dem Allgäu. Lämmle, der vor wenigen Tagen eine Gruppe von Bergsteigern auf den Gipfel des Achttausenders Gasherbrum II geführt hatte, leitete eine dreitägige Rettungsaktion, bei der mit einem pakistanischen Armeehubschrauber nach den seit über einer Woche vermissten Iranern Aidin Bozorgi, Pouya Keivan und Mojtaba Jarahi gesucht worden war. Das letzte Lebenszeichen per Funk hatte es am Samstag gegeben. „Ich denke, sie wurden Opfer der großen Höhe und der Dehydrierung“, sagte Lämmle. Die Iraner werden auf einer Höhe von 7500 Metern vermutet, weit abseits der Normalroute.
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Siegrist: Eiger-Nordwand fast ausgereizt
Hinterstoißer-Quergang, Bügeleisen, Todesbiwak. Mit dem Fernglas saß ich als Zehnjähriger in Grindelwald am Fenster, die Eiger-Nordwand hatte mich in ihren Bann gezogen. Auslöser war „Die weiße Spinne“, Heinrich Harrers Buch, das ich förmlich verschlang. Ich war so fasziniert, dass ich nachts regelmäßig aufstand und die Route nach Biwak-Lichtern absuchte. Am Mittwoch jährt sich die Erstdurchsteigung der Nordwand zum 75. Mal. Die Pioniere leben nicht mehr. Als Letzter der erfolgreichen deutsch-österreichischen Mannschaft, die erst am Berg zusammengefunden hatte, starb Harrer im Jahr 2006.
Ich läute Stephan Siegrist an. Der 40 Jahre alte Extrembergsteiger aus der Schweiz hat eine besondere Beziehung zur Eiger-Nordwand. 29 Mal hat er sie bereits durchstiegen, mit seinem Landsmann Ueli Steck zwei extrem schwere neue Routen eröffnet – und war auch auf den Spuren des Quartetts von 1938 unterwegs.
Stephan, vor 75 Jahren haben die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die beiden Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erstmals die Eiger-Nordwand durchstiegen. Wie beurteilst du diese Leistung?
Das ist für mich nach wie vor etwas vom Größten, das jemals in den Alpen gemacht wurde. Man muss sich vorstellen, dass die Belastung sehr groß war. Sie wussten, dass vor ihnen viele umgekommen sind. Dazu mit diesem Material die Wand zu durchsteigen, war wirklich heldenhaft.
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Sorge um iranische Bergsteiger
Am Achttausender Broad Peak in Pakistan schwindet die Hoffnung, drei vermisste iranische Bergsteiger zu retten. Nach Angaben der pakistanischen Behörden wurde die Suche nach dem Trio vorerst eingestellt. Weder Suchmannschaften am Berg, noch die Besatzung eines Armeehubschraubers hätten die Vermissten entdeckt, teilte Manzoor Hussain mit, der Präsident des Alpine Club of Pakistan. Nach seinen Angaben hatten die Iraner einen Hilferuf abgesetzt und berichtet, dass sie erschöpft seien und nichts mehr zu essen hätten.
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Todesfälle und Gipfelerfolge im Karakorum
In meinen beiden Urlaubswochen ist im Karakorum einiges geschehen. Wieder ist einer der ganz Großen für immer am Berg geblieben. Der Pole Artur Hajzer stürzte am 8080 Meter hohen Gasherbrum I in den Tod. Wegen schlechten Wetters hatten der 51-Jährige und sein Landsmann Marcin Kaczkan zuvor ihren Gipfelversuch abbrechen müssen. Beim Abstieg verlor Hajzer den Halt und stürzte durch das so genannte „Japaner-Couloir“ rund 500 Meter tief ab. Über diese Rinne in der Nordflanke führt die Normalroute am G I. Als Kaczkan seinen Gefährten fand, war dieser bereits tot.
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Entschleunigt
Diese „Expedition“ war weitgehend risikofrei. Lediglich die Gefahr eines Sonnenbrands lauerte. Zwei Wochen lebte ich auf Kuba analog. Ich mied Internet, Fernsehen, selbst Zeitungen und konzentrierte mich auf das Naheliegende: Sonne, Meer, Siesta, Musik, Cocktails (gewissermaßen „Rum Doodles“) und natürlich die lieben Menschen. Ich habe euch einige Bilder mitgebracht, Impressionen einer tiefenentspannten Reise.
P.S. Apropos entschleunigt: Anlässlich der heutige Tour-de-France-Etappe hier noch einmal zum Mithören und Mitleiden mein Rad-Aufstieg nach Alpe d’Huez von 2003.
Stefans Auffahrt nach Alpe d’Huez
P.P.S. „Abenteuer Sport“ hat es dank eurer Stimmen bei der Publikumswahl zum Onlinestar 2013 unter die Top Ten der „Private blogs“ geschafft. 🙂 Tausend Dank dafür! Jetzt geht es um die Wurst, sprich die Plätze eins bis drei. Dazu wird unter den zehn Blogs noch einmal neu abgestimmt. Die Hauptwahl läuft bis zum 28. Juli. Also bitte auf ein Neues!
Und tschüss …
Ihr müsst mal zwei Wochen ohne mich auskommen. Es wird Zeit, wieder mal die Seele baumeln zu lassen: Sonne, Meer, einfach in den Tag hineinleben. Schon Johann Wolfgang, der Goethe, wusste: „Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.“
Vor 60 Jahren: Buhl auf dem Nanga Parbat
Hermann Buhl ist ein Dickkopf. Es schert ihn in diesen ersten Juli-Tagen 1953 nicht, dass unten im Nanga-Parbat-Basislager der Expeditionsleiter Karl Maria Herrligkoffer mehrfach zur Umkehr bläst. Der Deutsche mag ja als Geldbeschaffer und Organisator von Expeditionen taugen, aber nicht als Bergsteiger. Im Gegensatz zu Buhl, der mit 28 Jahren in Topform ist: 1952 hat der Österreicher in den Alpen die Nordostwand des Piz Badile als Erster im Alleingang durchstiegen, im Februar die Watzmann-Ostwand, ebenfalls solo und im Winter. Und jetzt sieht er eine gute Chance, dem Nanga Parbat auf Haupt zu steigen, diesem Achttausender in Pakistan, den die Nazis zum „deutschen Schicksalsberg“ er- und verklärt hatten. 1225 Höhenmeter und über sechs Kilometer Distanz liegen noch zwischen dem höchsten Lager und dem Gipfel. Als sein Zeltpartner Otto Kemptner nicht zur vereinbarten Zeit zum Aufbruch bereit ist, stapft Buhl alleine los. „Es ist sternenklar, die Mondsichel leuchtet herunter und wirft silbernes Licht auf den vor mir aufstrebenden Grat, es ist windstill, doch klar“, schreibt Buhl später.
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Saison am Nanga Parbat beendet?
Es ist schon dunkel. Stundenlang sind wir im Kleinbus über den Karakorum Highway nach Norden gedonnert. Höchste Zeit, sich mal kurz die Beine zu vertreten. Nahe der Stadt Chilas halten wir an einer Teestube. Davor stehen einige langbärtige Männer. Ich komme mit ihnen ins Gespräch. Smalltalk, nicht mehr: „Wie geht es?“ „Woher, wohin?“ Plötzlich gestikuliert mein Bergführer wild. Ich solle schleunigst wieder einsteigen. Im Bus frage ich ihn, warum er so aufgeregt sei. „Bad men, dangerous!“, antwortet mein pakistanischer Begleiter. Böse Männer, gefährlich? Bis heute denke ich, dass er damals, im Sommer 2004, überreagiert hat. Und doch musste ich jetzt wieder an diese Episode denken, als ich vom Mordanschlag auf elf Bergsteiger im Nanga-Parbat-Basislager erfuhr. Schon vor neun Jahren galt die Region um den Achttausender in Pakistan als politisch heikel.
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Doppel-Absturz an der Königsspitze
Dass eine Seilschaft abstürzt, kommt leider immer wieder vor. Dass aber gleich zwei Mannschaften innerhalb weniger Stunden fast an der selben Stelle eines Bergs zu Tode stürzen, geschieht eher selten. An der 3851 Meter hohen Königsspitze in Südtirol passierte am vergangenen Sonntag genau das. Vormittags erwischte es drei Bergsteiger aus der Lombardei. Vor den Augen zweier Freunde verlor das angeseilte Trio oberhalb des Königsjochs in etwa 3500 Meter Höhe plötzlich den Halt und stürzte 500 Meter tief die Ostrinne hinab. Die Bergretter konnten nur noch die Leichen bergen. Am Abend mussten sie erneut ausrücken, nachdem ein Hüttenwirt Alarm geschlagen hatte.
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Am Nanga Parbat kein Risiko gehen
Der Mordanschlag am Nanga Parbat hinterlässt selbst Pakistan-Kenner fassungslos. „Wir sind davon kalt erwischt worden“, sagt mir Eberhard Andres, beim Trekking-Veranstalter Hauser Exkursionen für Reisen nach Pakistan zuständig. „Es war wirklich das allererste Mal, dass so etwas vorgefallen ist.“ Terroristen der Taliban hatten das Basislager an der Westflanke des Nanga Parbat angegriffen und nach neuen Informationen elf Bergsteiger erschossen: drei Ukrainer, drei Chinesen, zwei Slowaken, einen Litauer, einen Nepalesen und einen Pakistaner. Der Anschlag habe „eine komplett neue Qualität“, meint Dominik Müller, Chef der Agentur Amical Alpin. Auch der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler ist geschockt: „Man hat schon gewusst, dass Pakistan ein heißes Pflaster ist. Aber doch nicht im Norden.“ Alle rechnen mit negativen Folgen für den Bergtourismus in Pakistan, der nach mageren Jahren in Folge der unsicheren Lage gerade erst wieder auf die Füße gekommen war.
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Mordanschlag am Nanga Parbat
„Killer Mountain“ steht auf dem Schild am Karakorum Highway, dort, wo du einen Blick auf den majestätischen Achttausender Nanga Parbat werfen kannst. Eigentlich soll das Schild an die zahlreichen Tragödien am „Nackten Berg“ im letzten Jahrhundert erinnern, etwa an die von 1937, als 16 Mitglieder einer deutschen Expedition bei einem Lawinenunglück ums Leben kamen. Doch jetzt hat das Schild eine neue, beklemmende Bedeutung erhalten. Ein Killerkommando drang ins Basislager auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat ein und erschoss mindestens zehn Menschen. Die pakistanische Regierung teilte mit, bei den Opfern handele es sich um fünf Bergsteiger aus der Ukraine, vier Chinesen und einen pakistanischen Bergführer.
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Everest barrierefrei
2000 Dollar kostet die Genehmigung, vom Gipfel des Mount Everest aus mit dem Smartphone ein Video-Live-Interview zu geben. Das wissen wir, seitdem der Brite Daniel Hughes auf 8850 Metern als Erster auf diese Weise der BBC Rede und Antwort stand – schwarz, wie sich später herausstellte. Das fand das nepalesische Tourismusministerium gar nicht witzig. Im schlimmsten Fall drohen Hughes ein Einreiseverbot für fünf Jahre oder eine zehnjährige Sperre für die genehmigungspflichtigen Bergriesen Nepals. Doch inzwischen haben sich beide Seiten sicher gütlich auf einen speziellen Everest-Smartphone-Tarif geeinigt. Wie gut, dass ich meinen alten Freund Chomolungma aus 50 Metern Meereshöhe anrufe. Ganz legal, nur die NSA hört mit. Erst im dritten Anlauf bin ich erfolgreich.
Namasté, Chomo! Hier ist Stefan! Wo hast du denn gesteckt?
Auch Namasté! Ich war unter der Schneedusche! Herrlich, dieser Monsun!
Hattest du die Dusche nach dieser Frühjahrssaison so nötig?
Na, du machst mir Spaß. Lebst du eigentlich hinter dem Mond?
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Gelesen: Die Besteigung des Rum Doodle
Ich gestehe, dass ich die Bar eher kannte als das Buch. Das „Rum Doodle“ in Thamel, dem Touristenviertel Kathmandus, ist ein beliebter Treffpunkt für Bergsteiger aus aller Welt. Dort kannst du die Unterschriften vieler Everest-Helden bewundern. Wer den höchsten Berg der Erde bestiegen hat, speist im „Rum Doodle“ lebenslang umsonst. Ihren Namen hat die Bar von einem echten Klassiker unter den Bergbüchern, den es jetzt endlich auch in deutscher Übersetzung gibt. 1956, drei Jahre nach der Erstbesteigung, erschien „The Ascent of Rum Doodle“. Der Autor hieß William E. Bowman und war ein englischer Bauingenieur, der gerne auf der Insel wanderte und dem die damals üblichen heroisierenden Expeditionsberichte ziemlich auf den Senkel gegangen sein müssen. In seinem Buch zog Bill nämlich alles, was den Himalaya-Bergsteigern seiner Zeit als heilig galt, gnadenlos durch den Kakao: Heldenmut, Kameradschaft, political correctness.
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Was das Auge über das Gehirn verrät
Gabriel Willmann hat schon Everest-Geschichte geschrieben. Mit einem Rekord der besonderen Art: Vor fünf Jahren trug der Mediziner im Rucksack acht Mäuse bis auf eine Höhe von 8400 Metern. Weil die Käfigheizung nicht richtig funktionierte, musste Willmann gut 400 Meter unter dem Gipfel umkehren, der Mäuse willen. Für sein Experiment war es wichtig, dass die Tiere lebten. Im Auftrag der Welt-Antidoping-Agentur WADA untersuchte der bergsteigende Wissenschaftler 2008, wie sich der extreme Sauerstoffmangel auf die Steuerung von Genprozessen auswirkt. Die WADA erhoffte sich von den Ergebnissen, Gen-Dopern auf die Schliche zu kommen. Damals arbeitete Willmann in einer Forschungsgruppe der Universität Pennsylvania. Heute ist der 35-Jährige als Augenarzt an der Universitätsklinik Tübingen beschäftigt – und ist der Höhenmedizin treu geblieben, nur dass er jetzt sein wissenschaftliches Auge vor allem auf das menschliche Auge wirft. Willmann hatte die Idee zu einer neuen Studie, deren Ergebnisse auch international Wellen schlagen.
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Everest de luxe
Einen Tata Nano gibt es nicht unter den Expeditionen zum Mount Everest, wohl aber einen Rolls Royce. So billig wie der indische Kleinwagen – der Tata Nano kostete 2009 bei seiner Markteinführung umgerechnet 1700 Euro, erwies sich aber trotzdem als Ladenhüter – ist das Abenteuer am höchsten Berg der Erde eben nicht zu haben. Nach oben aber scheint es kaum Grenzen zu geben. Bislang hielt ich eigentlich schon das Angebot eines Veranstalters aus den USA für extrem teuer, der in diesem Frühjahr für eine „Elite Expedition“ 85.000 Dollar pro Person verlangte und dafür mit Zeitersparnis und Komfort warb: „Du kletterst niemals mit mehr als einem Tagesrucksack.“ Doch dieser Preis ist – um einen früheren Deutsche-Bank-Chef zu zitieren – geradezu eine Erdnuss im Vergleich zu dem, was jetzt der britische Bergsteiger Kenton Cool verlauten ließ.
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