Putha Hiunchuli
Unsere Lehrer hatten unrecht. „Es gibt keine dummen Fragen“, war einer ihrer beliebtesten Sprüche. Das war allerdings vor Einführung des Privatfernsehens. Dort gibt es ja kaum eine Sendung, bei der die Zuschauer nicht dazu animiert werden, anzurufen und selbstverständlich ein nagelneues Auto der gehobenen Preisklasse zu gewinnen. Dafür müssen sie Fragen auf Nobelpreis-Niveau beantworten. Vorgestern etwa lief das stinklangweilige Europa-League-Finale zwischen Porto und Braga. Ich musste nicht lange auf das unvermeidliche Gewinnspiel warten. Als die Frage „Wer ist in diesem Jahr portugiesischer Meister geworden?“ eingeblendet wurde, war ich ein paar Sekunden lang verblüfft. Ein Rätsel für echte Fußball-Experten? Doch dann flimmerten die beiden Lösungsvorschläge über den Bildschirm: „A) FC Porto oder B) SC Versandkostenfrei?“ Diese Frage ist wirklich so dumm, dass sie schon fast wieder genial ist. Ich war versucht, für den SC Versandkostenfrei anzurufen.
Der Siebentausender Putha Hiunchuli
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Traverse mit Atemmaske und Fixseil
Viele haben sich daran versucht, er hat es nach eigenen Angaben nun geschafft: Dem amerikanischen Bergführer Michael Horst gelang offenbar die erste Everest-Lhotse-Traverse. Nach der Schummelei von Christian Stangl am K 2 im letzten Jahr bin ich vorsichtig geworden, wenn es noch keine Bestätigung von unabhängiger Seite gibt.
Der kommerzielle Veranstalter Alpine Ascents, gab bekannt, Horst habe am 14. Mai um 9.30 Uhr Ortszeit zusammen mit seinem Kunden Rob Hart den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest bestiegen, sei dann zum Südsattel ab- und nach einer Pause dort zum Lhotse aufgestiegen. Den 8516 Meter hohen Gipfel habe er am 15. Mai um 5.50 Uhr erreicht. Damit hätte Horst also für die Traverse zwischen den höchsten Punkten des Everest und Lhotse 20 Stunden und 20 Minuten benötigt.
Rob und Michael (r.) stoßen im Basislager auf ihren Erfolg an
Der Bergsteiger benutzte nach Angaben von Alpine Ascents Flaschen-Sauerstoff. Der Veranstalter verschweigt auch nicht, dass zwei Sherpas, während Horst und Hart den Everest bestiegen, an der Lhotse-Aufstiegsroute gut 500 Meter Fixseile gelegt hätten.
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Apa auf dem Everest, die 21.
Eigentlich könnte ich eine Blanko-Meldung schreiben, die ich Jahr für Jahr in den Blog setze: „Apa Sherpa hat seinen Rekord am Mount Everest auf xx Besteigungen ausgebaut.“ Seit 1990 hat der ungefähr 51-Jährige sympathische Nepalese (so genau lässt sich sein Geburtsdatum nicht rekonstruieren) fast in jedem Jahr den höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern erreicht. Insofern hielt sich heute morgen meine Überraschung in Grenzen, als ich die Email von Ang Tshering Sherpa, Chef des Unternehmens Asian Trekking, las: „Apa Sherpa, der bergsteigerische Leiter der Eco Everest Expedition 2011 hat zum 21. Mal den Gipfel des Mount Everest erreicht – ein neuer Weltrekord, verbunden mit der Botschaft ‚Stoppt den Klimawandel’.“
Apa Sherpa 2010 auf dem Gipfel des Everest
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Gelesen: Cliffhänger
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ohne Grund die Mittagspause überziehen. Aber da saß ich nun in der Kantine und konnte mich nicht losreißen. Ich musste unbedingt noch das Kapitel „In München steht ein Sportkaufhaus“ zu Ende lesen. Darin beschreibt Georg Koeniger, wie er sich mit seiner Kletter- und Lebenspartnerin Petra durch das Angebot eines Outdoor-Einkaufstempels kämpft. Um sich den ausgiebigen Einkaufsbummel leisten zu können, habe die beiden zuvor einen Sponsorenabend mit zahlungskräftigen Verwandten veranstaltet. Jetzt kämpfen sie sich durch die Regale voller Funktionswäsche mit „Sweatmanager“und Kompressionskleidung „Techfit“. Georg versucht vergeblich, eine Diskussion mit einer Verkäuferin anzuzetteln, warum der Laden keine Yogahosen für Männer anbietet. Die Expedition ins Sportkaufhaus gipfelt im Erwerb eines Beziehungs-Navis, der Georg über das dünne Eis eines Gesprächs mit seiner reichlich genervten Freundin über seine späte Heimkehr am gestrigen Abend leitet.
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Ex-Außenminister Nepals stirbt am Everest
Der frühere nepalesische Außenminister Shailendra Kumar Upadhyay ist beim Abstieg von Lager eins zum Basislager auf der Südseite des Mount Everest ums Leben gekommen sei. Der Ex-Politiker sei auf 5800 Metern zusammengebrochen, wahrscheinlich in Folge von Höhenkrankheit, berichten nepalesische Medien. Der 82-Jährige wollte als ältester Everest-Besteiger in die Geschichte eingehen. Den Seniorenrekord hält derzeit der Nepalese Min Bahadur Sherchan, der 2008 mit 76 Jahren den Mount Everest.
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Vor 15 Jahren: Everest-Tragödie mit Ansage
Unbestritten war es eine Tragödie, aber eine Katastrophe? Nein, dazu bedarf es anderer Ausmaße als das, was sich heute vor 15 Jahren am Mount Everest zugetragen hat. 27 Bergsteiger erreichen am 10. Mai 1996 den Gipfel des höchsten Bergs der Erde. Am nächsten Morgen sind acht Menschen tot – erfroren, an Erschöpfung gestorben oder abgestürzt.
Es war eine Verkettung von fatalen Umständen und schweren Fehlern, die zu dem Unglück führten. Unter den zahlenden Kunden der kommerziellen Expeditionen waren einige, die bei weitem nicht über die nötige Erfahrung am Berg verfügten, um am Mount Everest eine heikle Situation zu überstehen. Es gab Staus an den Schlüsselstellen. Bergsteiger und -führer ignorierten vereinbarte Umkehrzeiten. Dann schlug das Wetter um. Wäre der russische Bergführer Anatoli Boukreev nicht noch einmal vom Südsattel aus aufgebrochen, um völlig erschöpfte und orientierungslose Bergsteiger zum Lager zu lotsen, wären noch mehr Tote zu beklagen gewesen.
Beck Weathers, schwer gezeichnet, aber lebendig
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Wie heißt der Berg?
Kennt ihr dieses Gefühl beim Joggen? Kaum losgelaufen, weiß ich, dass heute nicht mein Sporttag ist. Habe ich in den Schuhen die Einlagen für meine O-Beine vergessen? Nein, daran liegt es nicht. Aber im Nu ist mir klar: Aller Voraussicht nach werde ich abk….., sprich den Verdauungsweg alles nicht Verwertbaren gehen. Die Beinmuskeln kribbeln, die Pumpe rast. Ich frage mich, wann das Knie streikt oder die Wade krampft. Irgendwie mogele ich mich dann doch noch über die Strecke und kehre mit hängender Zunge zurück. Das ging gerade noch einmal gut. Aber die Botschaft ist klar: Ich muss das Pensum steigern.
Strecke geschafft, Läufer geschafft
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Loretan und Steck
Freud’ und Leid’ liegen in der Extrembergsteiger-Szene eng beieinander. Die Schweizer durchlebten zuletzt ein Wechselbad der Gefühle. Der derzeit wohl beste Bergsteiger der Alpenrepublik, Ueli Steck, sorgte mit einer Speed-Solobesteigung der Shishapangma-Südwand für Furore und bestieg jetzt auch noch den Cho Oyu. Mit dem Schweizer Erhard Loretan starb einer der ganz großen Bergsteiger des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Erhard Loretan, 1959-2011
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Auf Hillarys Spuren
Als wir mit dem Forschungsschiff „Sonne“ im Hafen von Auckland anlegten, musste ich an Sir Ed denken. Ich hatte das Glück, Edmund Hillary, dem Erstbesteiger des Mount Everest, zweimal zu begegnen. Er war ein charismatischer Mann. Ich bewunderte ihn nicht nur für seine Pionierleistung 1953 (gemeinsam mit Tensing Norgay) am höchsten Berg der Erde, sondern vor allem dafür, dass er sich in den gut fünf Jahrzehnten danach selbstlos und unermüdlich für die Sherpas in Nepal einsetzte. Als Hillary 2008 starb, wurde er verbrannt. Ein kleiner Teil seiner Asche wird, von nepalesischen Mönchen mit Lehm zu Buddha-Bildnissen geformt, bald in einem Stupa, einer buddhistischen Gedenkstätte, untergebracht. Die meiste Asche jedoch wurde nach Eds Willen im Hafen von Auckland verstreut.
Erinnerung an Sir Ed: ein von ihm unterschriebener Fünf-Dollar-Schein
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Höhlensause
Ich bin abgetaucht, 65 Meter unter die Erde. Black Water Rafting nennt sich das dreistündige Abenteuer, das ich heute mit neun Taiwanesen und zwei Neuseeländern geteilt habe. Seit 23 Jahren bietet ein Veranstalter in Waitomo ein Höhlenerlebnis der besonderen Art an.
Höhlen-Abenteurer
Pünktlich finde ich mich im Büro ein und muss zunächst einmal einen Handzettel ausfüllen, auf dem ich ein Restrisiko akzeptiere und verneine, dass ich unter Klaustrophobie (umgangssprachlich Platzangst, obwohl diese eigentlich die Angst vor großen Räumen ist) oder schweren Krankheiten leide. „Du musst relativ fit, agil und mindestens zwölf Jahre alt sein“, heißt es im Prospekt. Das sollte passen. Viermal so viele Lenze zähle ich, und mit dem Zusatz „relativ“ hat mir der Anbieter sämtliche Türen offen gehalten.
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Ins Wasser gefallen
Die Frau hatte Recht. Wie mir die Dame des Informationsbüros in Turangi gestern vorhergesagt hatte, regnete und stürmte es die ganze Nacht über. Um mein Wohnmobil herum bildete sich eine große Pfütze, der Kleinbus wurde durchgeschüttelt. Sekunden, nachdem ich mir morgens im Ortszentrum am Automat Geld gezogen hatte, fiel überall der Strom aus. Glück gehabt, nichts wie weg hier!
My home is my castle – mit Wassergraben
Der Nachrichtensprecher im Radio sagte, dass die Straße zum Taupo-See, die ich noch am Vortag befahren hatte, wegen umgestürzter Bäume unpassierbar sei. Die Böen hätten Geschwindigkeiten von knapp hundert Stundenkilometern erreicht. Oberhalb des Taupo-Sees steuerte ich noch eine Aussichtsplattform an. Auf dem kleinen Metallturm hätte es mich fast weggeweht, ungelogen. Definitiv kein Wetter für eine Trekkingtour.
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Das Tor zur Hölle
Eigentlich sollte das Wetter in Neuseeland im April stabil sein. Ist es auch. Stabil schlecht. Die Prognose für die nächsten Tage verspricht jedenfalls, das, was der heutige Ostermontag geboten hat: Regen, Regen und noch einmal Regen. Und das, wo ich mich doch zur Stunde im alpinen Herzen der Nordinsel befinde, im Tongariro Nationalpark. Ich wollte den legendären „Tongariro Crossing“ wandern, vorbei an den Vulkanen Mount Tongariro (1987 Meter), Mount Ngauruhoe (2291 Meter) und Mount Ruapehu (2797 Meter). „Da musst du wohl ein andermal wiederkommen“, sagte die freundliche Dame im Informationszentrum in Turangi. „Für die nächsten Tage ist Dauerregen, Schneefall und Sturm vorhergesagt. Du würdest dein Leben riskieren und von den Vulkanen doch nichts sehen.“ Na toll! Das war es dann wohl.
Ein Vulkänchen
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Frohe Ostern!
Leider kann ich euch diesmal nicht mit einem Osterei dienen. Dieser Brauch hat es offenbar nicht bis Neuseeland geschafft. Dafür streckt euch ein echter Maori aus Whakarewarewa die Zunge heraus. Die kriegerischen Ureinwohner erschreckten mit dieser Geste früher ihre Gegner. Heute ist es nur noch Folklore.
Zurück an Land, Neuseeland
Das Abenteuer Forschungsschiff habe ich mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Wenn ihr es nicht verfolgt haben solltet, könnt ihr es hier nachlesen. Ein Seebär ist aus mir Landratte nicht geworden, aber viele unvergessliche Erlebnisse habe ich doch auf dem Forschungsschiff ‚Sonne‘ sammeln können. Jetzt werde ich für ein paar Tage in Neuseeland Landluft schnuppern. Mehr ist leider nicht möglich. In Auckland verbrachte ich eine Nacht in einem Hotel direkt im Schatten des Sky Towers. Das Gebäude wiegt so viel wie 6000 Elefanten. Angeblich. Unbestritten misst der Fernsehturm 328 Meter und ist damit das höchste Gebäude der Südhalbkugel.
Kommt ein Mensch geflogen …
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Große Fahrt
Ich gehe fremd. Nicht meiner Frau, sondern den Bergen. Zumindest vorübergehend. Für zweieinhalb Wochen werde ich nämlich ein Seemann. Wenn das mal gut geht! Eigentlich habe ich immer ein flaues Gefühl in der Magengrube, wenn ich mich an Bord eines Schiffes begebe. Ich fühle mich dann so ausgeliefert, fremdbestimmt. Mein erster Blick geht stets zum Rettungsboot, verbunden mit der bangen Frage, ob auch alle Passagiere hineinpassen oder wie einst auf der Titanic gesiebt werden muss: Frauen und Kinder zuerst.
Mein Zuhause für zweieinhalb Wochen
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