Lebensretter Schokolade
Ohne Schokolade ist das Leben nicht nur ärmer, sondern unter Umständen auch arm dran, weil kürzer als mit Schokolade. Der 70 Jahre alte Bergsteiger aus Schmidmühlen in Bayern, der – wie hier berichtet – gestern nach sechs Tagen aus einer Gletscherspalte in den Stubaier Alpen befreit worden war, hat jedenfalls auch deshalb überlebt, weil er eine Tafel Schokolade im Gepäck hatte. Die habe er nach seinem Missgeschick sofort rationiert, erzählte der rüstige Senior den Ärzten in der Innsbrucker Klinik. Sein Überlebensrezept: Jeden Tag ein Stückchen Schokolade, dazu ab und zu ein Schluck Gletscherwasser und eine große Portion Hoffnung.
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Eine gute Nachricht
Ente oder Sensation? Wie auch immer – eine gute Nachricht, denn der Mann lebt: Ein etwa 70 Jahre alter deutscher Bergwanderer wurde heute in den Stubaier Alpen aus einer Gletscherspalte geborgen: unterkühlt, erschöpft, aber nur leicht verletzt. Andere Bergsteiger hatten seine Hilfeschreie gehört und die Rettungskräfte alarmiert. Mit einem Hubschrauber wurde der Mann in die Universitätsklinik Innsbruck geflogen. Er soll – höre und staune – fast eine Woche lang (!) in der Spalte überlebt haben.
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Tödlicher Absturz
Vor drei Wochen saß ich noch unterhalb des Klettersteigs und beobachtete zwei Kletterer, die sich an der „Direttissima“ versuchten, der schwierigsten Route an der Ottenalm, oberhalb von Walchsee in Tirol. Die beiden kamen kaum von der Stelle, schlicht überfordert. Warum bloß waren sie nicht in die mittelschwere Route rechts daneben eingestiegen? Erst im Juni 2011 war die „Kletterarena Kaiserwinkl“ eröffnet worden. Jetzt gab es den ersten Todesfall. An der „Direttissima“.
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Weder vor noch zurück
Bergsport ist Risikosport. Punktum. Natürlich begibt sich ein Bergsteiger, Kletterer, Skifahrer, Mountainbiker, Gleitschirm- oder Drachenflieger in Gefahr. Schließlich ist er in einer Natur unterwegs, die nicht hundertprozentig vorhersehbar ist. Deren Grenzen verbunden mit den persönlichen bestimmen das Abenteuer. Wie öde wäre Bergsport, wenn alles vorhersehbar wäre. Entscheidend ist, ob ein Bergsportler aufgrund seiner Fähigkeiten in der Lage ist, die Risiken richtig einzuschätzen, zu beherrschen oder ihnen aus dem Weg zu gehen. Selbstverantwortung muss der Standard sein – und zwar ein hoher. Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat jetzt seine Bergunfallstatistik für 2010 und 2011 vorgelegt und einige Trends ausgemacht.
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Kraftplatz
Man müsste die Berge in einen Koffer packen können. Oder wenigstens das Gefühl des „Bergelns“: oben zu stehen, Blicke und Gedanken schweifen zu lassen. Leider unmöglich. Aber vielleicht gelingt es ja, die Kraft der Berge mit ins Tal zu nehmen. Direkt vor unserem Urlaubsquartier steht ein etwa fünf Meter hoher Felsblock, mit einigen Laubbäumen bewachsen. Dort oben liegt ein großer bemooster Stein, dem magische Eigenschaften zugesprochen werden.
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Folgenlos
„Es können sich über den Bergen einige Quellwolken bilden. Sie bleiben aber folgenlos.“ Der Wetterbericht verspricht einen fast idealen Tag für Bergtouren. Nach einer sehr wechselhaften Periode sollen der Himmel aufklaren und die Temperaturen in fast sommerliche Höhen steigen: „Im Norden Tirols können sich einige Nebelfelder halten, die sich aber im Laufe des Vormittags auflösen.“ Wir beschließen, die 1997 Meter hohe Pyramidenspitze im Zahmen Kaiser zu besteigen und – was unserem Urlaubs-Biorhythmus entgegenkommt – nicht allzu früh aufzustehen. Schließlich wollen wir die Aussicht genießen und nicht im Frühnebel den Gipfel erreichen. Der Aufstieg „nur für Geübte“ auf einem gesicherten Steig durch die Felsen dauert rund vier Stunden, verkündet der Wegweiser im Tal.
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Mit wenig Sol in Nordtirol
Kaum für Sonnenanbeter taugte bisher der Juli in den Nordtiroler Alpen. Nichtsdestotrotz haben wir in den vergangenen beiden Wochen fast täglich „gebergelt“ (was darunter zu verstehen ist, habe ich ja zu Beginn meines Urlaubs erklärt). Die Bildergalerie vermittelt euch ein paar Eindrücke.
Neun Lawinentote im Mont-Blanc-Gebiet
Seit Tagen ist das Wetter hier in den Tiroler Bergen sehr wechselhaft. Für das Wochenende sagen die Wetterfrösche sogar einen Wintereinbruch in höheren Lagen voraus. Bei unserer heutigen Brotzeit auf einer Bank in etwa 1400 Metern Höhe bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack darauf. Plötzlich wurde es empfindlich kalt. Schnell kramten wir Pullover und Jacken heraus. Immerhin blieben wir diesmal trocken. Als wir nach unserer gut sechsstündigen Wanderung heimkehrten, erfuhr ich von dem schlimmen Lawinenunglück am Mont Blanc – wenige Tage nach der Tragödie am Lagginhorn in der Schweiz die nächste Hiobsbotschaft.
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Bergeln
Ich bergle. Ihr braucht jetzt nicht im Duden nachzuschlagen. Das Verb „bergeln“ kam mir heute in den Sinn. Und wenn es dereinst doch als allgemein übliches Wort Eingang ins Standardwerk der deutschen Sprache finden sollte, dann wisst ihr, wo ihr es erstmals gelesen habt. Es heißt übrigens: du bergelst, er bergelt und ich habe gebergelt. Was das Ganze soll? Ich war auf der Suche nach einem Wort, das meinen Gefühlszustand treffend beschreibt: Wenn ich aufgestiegen bin, die Waden leicht brennen, wenn sich dann der Blick in die Ferne und nach unten öffnet, meine Seele daraufhin Sprünge macht, die Glückshormone wirbeln, wenn der Geist freigespült wird. Dann bergle ich.
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„Seil vermittelt falsche Sicherheit“
Ein Vater muss hilflos zusehen, wie seine beiden Kinder in den Tod stürzen. Dieses Bild verfolgt mich seit den Meldungen über das Unglück am Lagginhorn im Wallis. Ähnlich dürfte es wohl allen gehen, die selbst Kinder haben. Der Absturz von gleich fünf Bergsteigern aus Deutschland hat bei mir Fragen aufgeworfen. Ich habe zum Telefonhörer gegriffen und mit Robert Mayer gesprochen. Der Bergführer ist Sicherheitsexperte und Ausbildungsleiter beim Deutschen Alpenverein (DAV).
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Fünf Tote am Lagginhorn
Jeder Berg ist nur so leicht wie die Verhältnisse am Gipfeltag. Das 4010 Meter hohe Lagginhorn im Schweizer Kanton Wallis gilt eigentlich als leicht zu besteigender Viertausender. Die Normalroute über den Westgrat ist technisch nicht besonders anspruchsvoll. Und doch wurde sie gestern fünf deutschen Bergsteigern zum Verhängnis. Sie stürzten 400 Meter tief in den Tod. Nach Angaben eines Schweizer Bergführers geschah das Unglück etwa 100 Meter unterhalb des Gipfels. Ein weiterer Bergsteiger der Gruppe aus Deutschland, der sich nicht wohl gefühlt und deshalb auf den Aufstieg zum höchsten Punkt verzichtet hatte, alarmierte die Rettungskräfte. Doch die konnten nur noch die Leichen abtransportieren. Die Schweizer Polizei teilte mit, bei den Opfern handle es sich um die 14-jährige Tochter und den 20-jährigen Sohn des Überlebenden, einen 44 Jahre alten Mann und dessen 17-jährigen Sohn sowie einen 21 Jahre alten Mann.
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Gletscherleichen, Leichengletscher
Unterwegs auf einem Gletscher beschleicht mich meist ein komisches Gefühl: Die Spaltenangst. Wenn das eisige Ungeheuer nun sein Maul aufreißt und mich verschlingt, könnte ich verloren sein. Seitdem ich im vergangenen Jahr einen Spaltenbergungskurs absolviert habe, weiß ich zumindest theoretisch, wie ich mich aus einer misslichen Gletscherlage befreien kann. Doch ein Restrisiko bleibt natürlich immer. „Wenn du reinfällst, tauchst du ein paar Jahre später als Leiche wieder am anderen Ende auf.“ So munterte mich 2004 mein pakistanischer Bergführer Akbar Syed auf, während wir ohne Seil (!) über den schneebedeckten Vigne-Gletscher im Karakorum liefen. Daran erinnerte ich mich, als ich heute die Berichte über den Leichenfund am Aletschgletscher in der Schweiz las.
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Zahlen, die nachdenklich machen sollten
Nicht umsonst gilt Bergsport als Risikosport. Immer wieder sind nicht nur Verletzte, sondern auch Tote zu beklagen. Wie jetzt in Japan. Ein Wettersturz kostete in den japanischen Alpen (die nennt man wirklich so) auf der Insel Honshu mindestens acht Bergsteigern das Leben. Nach japanischen Presseberichten starben die Wanderer im Seniorenalter an Unterkühlung. Sie waren bei schönem Wetter aufgebrochen, wurde dann aber von einem Sturm mit heftigem Regen überrascht. Viele Japaner nutzen traditionell Anfang Mai die so genannte „Goldene Woche“ mit einer Serie von Feiertagen zu ersten Bergwanderungen. – Auch in den europäischen Alpen ist Wandern und Bergsteigen Trendsport. Die Kehrseite der Medaille: Mehr Tote und Verletzte als früher.
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Gesundgewandert
Berge sind Medizin. Letzte Woche fühlte ich mich wirklich übel. Wie ein Plastiksack voll Dreck, der nicht heraus kann. Eine Erkältung hatte mich kalt erwischt. Doch dann kam das Wochenende samt Brücken- und Feiertag, lange geplant, unaufschiebbar. Einer meiner besten Freunde feierte sein halbes Jahrhundert – in Oberammergau. Je näher wir den Bergen kamen, desto mehr schien sich der Infekt zu verstecken. Drei Tage lang verwöhnte uns die Sonne. Wir stiegen auf und ab, wanderten und genossen beinahe sommerliche Temperaturen. Als wir heimkehrten, war ich gesund. An Leib und Seele. Danke, Berge!
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