Gläserne Everest-Bergsteiger
Es ist nicht nur die dünne Luft am Mount Everest, die Bergsteiger hecheln lässt. Inzwischen scheint auch ein Wettlauf um die hipste Nutzung der so genannten „sozialen“ Netzwerke entbrannt. Spitzenreiter in dieser Kategorie – berücksichtigt man das mediale Echo weltweit – sind in diesem Frühjahr ohne Frage die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards. Sie dokumentieren ihren Aufstieg ohne Flaschensauerstoff auf der tibetischen Nordseite auch via Snapchat – jenen Mitteilungs-Dienst für Smartphones und Tablets, bei dem die Einträge nach einer Weile automatisch verschwinden – und erzeugen damit bei den Couch potatoes für Schnappatmung. Unter #EverestNoFilter kann jeder quasi in Echtzeit und ungefiltert dabei sein, wenn Ballinger und Richards über den Nordostgrat aufsteigen. Die beiden wollen am Wochenende den 8850 Meter hohen Gipfel erreichen.
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Mehr als 150 Gipfelerfolge, ein Todesfall
Ein einsames Gipfelerlebnis sieht anders aus. Gyanendra Shrestha vom nepalesischen Tourismusministerium sagte der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“, seit dem Morgen hätten rund 150 Bergsteiger den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest erreicht. Die Zahl werde wahrscheinlich im Laufe des Tages auf über 200 steigen. Nachdem der starke Wind abgeflaut war, hatten sich viele Teams auf der nepalesischen Seite auf den Weg gemacht. Die zahlreichen Everest-Gipfelerfolge wurden von einem Todesfall am Nachbarberg Lhotse überschattet.
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Beck Weathers: „Ich würde es ohne Zögern wieder tun“
Die Everest-Gipfelwelle rollt. In diesen Tagen werden sowohl auf der tibetischen Nord-, als auch auf der nepalesischen Südseite des höchsten Bergs der Erde dutzende, wenn nicht gar hunderte Gipfelerfolge erwartet. Ob sich die Everest-Anwärter von heute noch an Beck Weathers erinnern? Möglicherweise. Schließlich hat 2015 der erfolgreiche Hollywood-Film „Everest“ seine Geschichte noch einmal aufgearbeitet. Vor 20 Jahren wollte auch Beck auf das Dach der Welt steigen. Wegen Sehproblemen musste der Pathologe aus den USA auf rund 8400 Metern seinen Gipfelversuch abbrechen. Später geriet er in jenen Sturm, der innerhalb von 24 Stunden acht Bergsteigern das Leben kostete.
Dass Weathers noch lebt, grenzt an ein Wunder. Eigentlich war er schon so gut wie tot, seine Gefährten hielten ihn jedenfalls dafür. Nach einer Nacht im Whiteout ließen sie Beck ^im Schnee liegen, auf rund 8000 Metern, unweit des Südsattels. Beck erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit und schleppte sich trotz schwerster Erfrierungen aus eigener Kraft ins Lager 4. Von dort brachte ihn ein Rettungsteam hinunter nach Lager 2 auf 6400 Metern. Von dort wurde Beck mit einem spektakulären Hubschrauber-Flug in Sicherheit gebracht. Weathers‘ rechter Arm musste bis knapp unterhalb des Ellenbogens amputiert werden. Beck verlor außerdem sämtliche Finger der linken Hand. Seine erfrorene Nase musste in zahlreichen Operationen rekonstruiert werden.
Ich habe anlässlich des 20. Jahrestags des Everest-Unglücks 1996 Kontakt zu Beck Weathers aufgenommen. Weil er auf Reisen war, konnte mir der 69-Jährige seine Antworten auf meine Fragen erst wenige Tage nach dem Jubiläum schicken.
Beck, das Unglück 1996 am Everest war für dich sicher eine der einschneidendsten Erfahrungen überhaupt. In welcher Weise hat es dein Leben verändert?
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Cool macht das Everest-Dutzend voll
Auch die ersten ausländischen Bergsteiger haben nun den Gipfel des Mount Everest erreicht. Nachdem am Donnerstag – wie berichtet – neun Sherpas den Weg zum höchsten Punkt auf 8850 Metern mit Fixseilen vorbereitet hatten, erreichten am Freitag auch die beiden Briten Kenton Cool (42 Jahre alt) und Robert Lucas (53) den Gipfel, begleitet von den beiden Sherpas Dorchi Gyalzen und Pemba Bhote. Cool stand bereits zum zwölften Mal auf dem Dach der Welt. Seinen sechsten Everest-Gipfelerfolg genoss, wenige Minuten nach den Briten, der Mexikaner David Liano Gonzalez (36), auch er in Begleitung eines Sherpas: Pasang Rita.
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Erste Everest-Gipfelerfolge auf der Südseite seit drei Jahren
Die Arbeiter waren die ersten. Neun Sherpas erreichten heute als Erste in diesem Frühjahr den Gipfel des Mount Everest. Das teilte Ang Tshering Sherpa mit, Präsident des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA. Die Sherpas gehörten zu einem Team mehrerer Expeditionsveranstalter, das Fixseile bis zum höchsten Punkt auf 8850 Metern legte. Es waren die ersten Gipfelerfolge auf der nepalesischen Seite des Everest seit drei Jahren.
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Rettungsaktion am Mount Everest
Everest auf die harte Art. So hatten die beiden slowakischen Bergsteiger Zoltan Pál und Vladimir Štrba ihre Expedition auf der Südseite des höchsten Bergs der Erde getauft. Sie wollten den 8850 Meter hohen Gipfel über die schwierige Route durch die Südwestwand erreichen, die von Doug Scott und Dougal Haston erstmals 1975 durchstiegen wurde. Im Gegensatz zu Briten planten die beiden Slowaken, die Route in der Wand wenn möglich im Alpinstil zu klettern, also ohne Sherpa-Unterstützung, Fixseile, feste Hochlager und auch ohne Flaschensauerstoff. In der Wand gerieten die beiden jetzt in Bergnot.
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Dujmovits: „Geht auf die Everest-Nordseite!“
Noch hat sich das Schönwetterfenster am Mount Everest nicht geöffnet. „Im Augenblick heftiger Schneefall im Basislager“, twitterte heute der US-Amerikaner Dan Mazur, Expeditionsleiter des Veranstalters Summit Climb von der nepalesischen Südseite des Bergs. „Hoch oben am Berg arbeiten unsere Sherpas. Sie tragen Flaschensauerstoff, Seile, Zelte, Lebensmittel.“ Auf der Nordseite stiegen die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards heute bis auf eine Höhe von rund 7600 Metern auf. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Cory und ich heute höher waren als alle anderen Menschen auf diesem Planeten“, schrieb Adrian auf Instagram. „Bedeutet das irgendetwas? Natürlich nicht. Aber es war ein besonderes Gefühl.“ Die beiden, die in diesem Frühjahr den Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen wollen, kehrten zum Nordsattel zurück, „als es am Nachmittag so aussah, als ob die Wolken von Nepal nach Tibet ziehen“. Die Wetterfrösche erwarten für die nächsten Tagen weitere Schneefälle am Everest. Vielleicht greift ja der eine oder andere Bergsteiger in den Basislagern im Norden und Süden noch einmal zu Jon Krakauers Bestseller „In eisige Höhen“. Das dort beschriebene Unglück am Everest im Frühjahr 1996 jährt sich am kommenden Dienstag zum 20. Mal.
Ich habe über den Everest damals und heute mit Ralf Dujmovits gesprochen. Der 54-Jährige ist der erste und bisher auch einzige Deutsche, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hat.
Ralf, du hast in diesem Jahr ein Everest-Sabbatjahr eingelegt. Wolltest du – wie viele andere auch – gucken, wie sich die ganze Situation rund um den Everest entwickelt?
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Normal, und das ist gut so
Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, lernt jeder angehende Journalist. Dabei ist es doch eigentlich eine gute Nachricht, wenn es keine schlechten gibt. Das gilt in diesem Frühjahr besonders für den Mount Everest, nach den Unglücken der vergangenen beiden Jahre. Im Frühjahr 2014 endete die Saison auf der nepalesischen Seite vorzeitig, nachdem eine Eislawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger das Leben gekostet hatte. 2015 wurde wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal sogar zu einem Jahr ohne Gipfelerfolge auf beiden Seiten des Bergs. Auf der Südseite kamen 19 Menschen ums Leben, als eine durch das Beben ausgelöste Lawine das Basislager traf. Danach reisten alle Bergsteiger ab. Auf der Nordseite sperrten die chinesischen Behörden nach dem Erdbeben im Nachbarland alle Achttausender. In diesem Jahr verläuft die Saison nach meinem Eindruck bisher weitgehend normal.
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Schweigeminute im Everest-Basislager
Um 11:56 Uhr brach die Hölle los. Ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschütterte heute vor genau einem Jahr den Himalaya-Staat Nepal. Etwa 9000 Menschen kamen ums Leben, 23.000 wurden verletzt. Das sind jedoch nur die von der Regierung registrierten Opfer, wahrscheinlich waren es mehr. Auch am Mount Everest starben am 25. April 2015 viele Menschen. Das Beben löste am nahegelegenen Siebentausender Pumori eine riesige Lawine aus. Sie traf das Everest-Basislager, 19 Menschen kamen ums Leben. Am heutigen Jahrestag der Katastrophe trafen sich die Bergsteiger und die Mitarbeiter der Krankenstation „Everest ER“ zu Füßen des höchsten Bergs der Erde zu einer Schweigeminute – um 11:56 Uhr.
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Hubschrauber-Materialtransport ins Everest-Hochlager
Die Zeit bleibt nicht stehen, auch nicht im Khumbu. Zwei Dinge haben sich in dem Gebiet rund um den Mount Everest zwischen meinem ersten Besuch im Jahr 2002 und dem letzten im vergangenen März gravierend verändert. Zum einen sind die sanitären Anlagen – im Schnitt – deutlich moderner und auch sauberer als vor 14 Jahren. Zum anderen hat der Fluglärm erheblich zugenommen. Bei klarer Sicht fliegen, gefühlt regelmäßig, Hubschrauber durch das Tal von Lukla nach Namche Bazaar und dann auch weiter Richtung Everest-Basislager.
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Sieg der Vernunft
Ausnahmsweise muss ich mal die Chinesen loben. Die Behörden des Landes verweigerten Tyler Armstrong die Besteigungsgenehmigung für den Mount Everest. Der inzwischen 12 Jahre alte US-Amerikaner wollte – wie berichtet – in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde über die Nordseite besteigen. Tyler und seine Eltern hatten gehofft, wie schon 2012 bei der Besteigung des Kilimandscharo (5895 Meter, höchster Berg Afrikas) und 2013 bei der Besteigung des Aconcagua (6962 Meter, höchster Berg Südamerikas) ein „Special Permit“ zu erhalten. Doch die Chinesen blieben diesmal hart, für mich ganz eindeutig ein Sieg der Vernunft. Kinder gehören nicht auf den Everest, egal wie fit sie auch sein mögen.
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Zehn populäre Everest-Irrtümer
Die Everest-Saison nimmt Fahrt auf. Das Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest füllt sich. Nach Angaben der Regierung in Kathmandu haben sich 279 Bergsteiger aus 38 Ländern für den höchsten Berg der Erde angemeldet. Die Icefall Doctors haben inzwischen die Route bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern vorbereitet. Auch die Teams, die den Everest von der tibetischen Nordseite aus besteigen wollen, haben inzwischen ihre Permits von den chinesischen Behörden erhalten. Dort kann es also ebenfalls losgehen. Bevor auch die mediale Everest-Saison beginnt, möchte ich mit ein paar immer wieder auftauchenden Irrtümern aufräumen.
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Miss Hawley: „Ich bin einfach nur eine Chronistin“
Als ich den Käfer sah, wusste ich, dass ich richtig war. Ich kannte die Straße, hatte aber keine Hausnummer, nur eine grobe Beschreibung, wo Miss Hawley in Kathmandu wohnt. Doch da stand er im Hof: der hellblaue VW-Käfer, Baujahr 1963. „Klar fährt er noch. Diese Käfer sind wirklich unglaublich langlebig“, sagt die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens. Seit Jahrzehnten fährt die US-Amerikanerin mit dem hellblauen Auto vor den Hotels Kathmandus vor, um Bergsteiger zu ihren Himalaya-Expeditionen zu befragen. Die 92-Jährige sitzt allerdings nicht mehr selbst am Steuer, sondern lässt sich in ihrem Käfer chauffieren. „Ich kann doch mit Gehhilfe kein Auto fahren“, sagt Elizabeth Hawley und lacht verschmitzt. Seitdem sie sich die Hüfte gebrochen habe, sei sie nicht mehr ganz so mobil wie früher.
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Everest-Jobs der Zukunft sichern
Er gehört zu den Sherpas, die in diesem Jahr einen Bogen um den Mount Everest machen. „Ich habe einfach keine Zeit”, sagt Dawa Gyaljen Sherpa, als ich ihn während meines Nepalbesuchs in einem Kaffee in Kathmandu treffe. Der 29-Jährige arbeitet für einen Veranstalter, der Trekkingreisen organisiert. „Vielleicht klappt es ja 2017 wieder. Ich bin gefragt worden, ob ich dann ein Everest-Team leite. Mal sehen, ob ich so viel Urlaub nehmen kann.“ Viermal stand der Sherpa, der im Khumbu-Gebiet in einem kleinen Dorf westlich von Namche Bazaar geboren wurde, bereits auf dem höchsten Punkt der Erde: 2005, 2007, 2008 und 2009. Die anstehende Frühjahrssaison könnte die Weichen für die Zukunft stellen, glaubt Dawa.
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Neue Everest-Castingshow: GNEC
Die Schlange vor dem Studio in Hürth-Kalscheuren vor den Toren Kölns ist lang. „Ich bin schon seit gestern Abend hier“, sagt Heinz aus Duisburg. Mit leichten Ringen unter den Augen schält sich der 20 Jahre alte Student gerade aus seinem Expeditionsschlafsack. „Da schlage ich doch zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich bin einer der Ersten beim Casting und kann gleichzeitig schon einmal einen kleinen Materialtest durchziehen.“ Kandidaten werden gesucht, für die neue TV-Show „Germany‘s Next Everest Climber“. Das klingt nicht zufällig nach Heidi Klums Quotenbringer, hinter der Idee stecken dieselben Macher.
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