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Nicht sonderlich berührt
Unter Sprintern gilt: Der Zweite ist der erste Verlierer. Doch bei einem 100-Meter-Lauf würde niemals zugelassen, dass ein Athlet von Helfern ins Ziel geführt wird oder dass er sich eine Atemmaske umhängt, um mehr Sauerstoff schnaufen zu können. Insofern war der sogenannte „Wettlauf“ um die Krone der ersten Frau, die alle 14 Achttausender bestiegen hat, kein Wettbewerb im klassischen sportlichen Sinn. Die Koreanerin Oh Eun Sun, die als Erste das Ziel erreichte, war stets mit großen Teams und Hochträgern unterwegs und benutzte bei mehreren Aufstiegen auch Flaschen-Sauerstoff. Der Stil Edurne Pasabans, die als Zweite den Zielstrich überquerte, war sauberer, aber nicht makellos. Auch die Spanierin war mit großen Mannschaften unterwegs, zweimal griff sie beim Abstieg zur Atemmaske.
Gerlinde, nach dem Mount Everest, vor dem K 2
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Sekundenschlaf
Bergsteiger sind Reisende, Extrembergsteiger Dauerpendler. In der Expeditionssaison sehen sie ihr Zuhause nur auf der Durchreise. Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits sind eben erst vom Mount Everest zurückgekehrt, da wartet am 20. Juni bereits der nächste Trip zum zweithöchsten Berg der Erde, dem K 2 in Pakistan. Der Terminkalender für die Sandwich-Tage zwischen den beiden Expeditionen quillt über: Interviews geben, Sponsorentermine wahrnehmen, organisieren, packen.
Gerlinde und Ralf am Frankfurter Flughafen
Ich freue mich, dass sich die beiden Zeit nehmen, um mir von ihren Erlebnissen am Everest zu erzählen. Wir treffen uns am Frankfurter Flughafen, vor ihrem Abflug zu einer Sponsor-Veranstaltung auf Island. Beide wirken topfit, die Strapazen ihrer Expedition zum höchsten Berg der Erde sieht man ihnen nicht an. „Viel Zeit auszuspannen, hatten wir aber bisher nicht“, sagt Ralf.
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Gipfelfoto
Da fröstelt es mich schon beim Hingucken. Ein Traumtag auf dem Mount Everest sieht sicher anders aus. Gerlinde hat heute dieses Gipfelfoto übermittelt. Noch am Montag stieg sie gemeinsam mit Ralf ins Basislager der Normalroute auf dem östlichen Rongbuk-Gletscher ab. Am Dienstag kehrten sie dann in ihr eigenes Lager auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher zurück. Dort warteten bereits – früher als geplant – die Yaks und ihre Treiber auf die beiden Bergsteiger. Schnell wurde alles für die Rückreise zusammengepackt. Sicher werden wir in den nächsten Tagen noch einen detaillierten Bericht Gerlindes und Ralfs über ihre Erlebnisse erhalten.
Gerlindes 13. Streich
Gerlinde Kaltenbrunner hat ohne Atemmaske den Gipfel des Mount Everest erreicht. Das berichtete der italienische Bergsteiger Silvio Mondinelli, der ebenfalls am höchsten Punkt war.
Ralf musste wegen Erkältung passen
(Update 17.30 Uhr) Inzwischen ist Gerlindes Gipfelerfolg auch von Amical Alpin, der Firma von Gerlindes Ehemann Ralf Dujmovits, bestätigt worden. Danach hatte Ralf in der Nacht entschieden, im letzten Lager auf 8300 Metern Höhe auf seine Frau zu warten. Der 48-Jährige hatte sich eine Erkältung zugezogen, die für ihn einen Gipfelversuch unmöglich machte.
Gerlinde bei einer Akklimatisierungstour oberhalb der tibetischen Orts Nyalam
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Paarweise
Vor ein paar Tagen auf der Heimfahrt vernahm ich im Radio eine mir vertraute Stimme. Reinhold Messner gab eines seiner – geschätzt – fünf Interviews pro Tag. Ich amüsierte mich über die (wie so oft vergeblichen) Versuche der Moderatorin, den Redefluss der lebenden Bergsteigerlegende zu unterbrechen. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwer das ist. Dann horchte ich auf. Reinhold war kurz angebunden. Die Frage: Ob er jemals seine Partnerin auf einen schwierigen Berg mitgenommen habe? „Nein, nur bis ins Basislager. Bei meiner Frau, mit der ich seit mehr als 20 Jahren zusammenlebe, waren die Rollen klar verteilt. Sie kümmerte sich um die Erziehung der Kinder.“ Und Messner schob noch nach, dass er es toll finde, dass Gerlinde Kaltenbrunner gemeinsam mit ihrem Ehemann Ralf Dujmovits am Mount Everest eine schwierige Route versuche. „Ich hatte nie eine solche Partnerin.“ Fast klang der 65-Jährige ein bisschen neidisch.
Gerlinde und Ralf
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Liebesbeweis
Der Traum von der Durchsteigung der Nordwand des Mount Everest ist für Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits geplatzt. Schweren Herzens und nach langer Diskussion entschied sich das Ehepaar, vom zentralen Rongbukgletscher zum Nordsattel aufzusteigen und von dort aus auf dem tibetischen Normalweg zu versuchen, den 8850 Meter hohen Gipfel zu erreichen. Selbstverständlich ohne Atemmaske, aber eben doch auf einer sportlich weniger anspruchsvollen Route. Was war geschehen?
Abschied von der „Supercouloir“-Route
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Schlaflos in Innsbruck
Wer einen Achttausender besteigen will, muss nicht nur das Bergsteigen beherrschen, sondern auch geduldig sein. Tagelang, manchmal wochenlang warten die Gipfelanwärter auf das kleine Wetterfenster, das eine Chance für einen Gipfelversuch bietet. Auch Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) müssen sich im vorgeschobenen Basislager auf dem zentralen Rongbukgletscher auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest in Geduld üben. Starker Wind und extreme Kälte im Gipfelbereich lassen es noch nicht zu, dass die beiden wie geplant in die Nordwand einsteigen. „Die ersten Tage nach unserer Rückkehr (von einer Akklimatisierung-Tour auf der Normalroute bis auf eine Höhe von 7600 Metern) waren notwendig, um auszurasten und uns zu regenerieren nach den Tagen und Nächten in der Höhe“, schreibt Gerlinde in ihrem Tagebuch. „Nun aber wären wir mehr als erholt und warten sehnlich auf gute Nachrichten von Charly Gabl.“
Karl Gabl an seinem Arbeitsplatz in Innsbruck
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Schrecksekunde am Mount Everest
Die letzte Nachricht von Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) liegt schon einige Zeit zurück. Jetzt haben sich die beiden wieder von ihrer Expedition zur tibetischen Nordwand des Mount Everest gemeldet. Zur weiteren Akklimatisierung stiegen sie vom Wandfuß zum Nordsattel auf 7100 Metern auf.
Auf dem Weg zum Nordsattel
Dabei erlebten sie eine Schrecksekunde. Ein tellergroßer Stein knallte auf Gerlindes Eisgerät. „Ich schrie zu ihr hinauf, ob alles in Ordnung sei. Gerlinde zitterten ziemlich die Knie, sonst passte alles“, schreibt Ralf in ihrem Expeditionstagebach. „Wahrscheinlich hatte ein Bergsteiger knapp oberhalb des Nordcols den Stein abgetreten.“
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Oh oben
Nein, ich stottere nicht. Und die Überschrift ist auch nicht Ausdruck meiner Verwunderung. Vor wenigen Minuten wurde es gemeldet: Die Südkoreanerin Oh Eun-Sun hat es tatsächlich geschafft, als erste Frau alle 14 Achttausender zu besteigen. Die 44-Jährige steckte eine südkoreanische Fahne in den Schnee auf dem Gipfel der 8091 Meter hohen Annapurna in Nepal, des letzten Achttausenders, der ihr noch in der Sammlung fehlte.
Bergsteigen live als „Straßenfeger“ in Südkorea
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Bergsteigen nach Sendeplan
Der Wettlauf um den Titel „Erste Frau auf allen Achttausendern“ geht in die entscheidende Phase. Die Koreanerin Oh-Eun Sun ist an der 8091 Meter hohen Annapurna zu ihrem ersten Gipfelversuch aufgebrochen. Für das Wochenende wird stabiles Wetter erwartet. Begleitet von zwei Kameraleuten will „Miss Oh“ am Sonntag den höchsten Punkt erreichen. Nicht irgendwann, sondern zur besten Sendezeit in ihrer Heimat. Der südkoreanische Fernsehsender KBS hat von 13 bis 15.20 Uhr Ortszeit (6 bis 8.20 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit) eine Live-Übertragung von der Annapurna angesetzt. Achttausender-Bergsteigen nach Sendeplan, bizarr!
Oh Eun Sun fast am Ziel
Doch irgendwie passt es auch zu Ohs „Projekt 14“, das seit 2007 generalstabs- mäßig geplant und durchgeführt wurde. Damals bestieg sie zwei Achttausender, 2008 drei, 2009 vier. Auf sauberen Stil wurde kein Wert gelegt, es zählte allein, die Gipfel abzuhaken.
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13. Achttausender für Edurne Pasaban
Die Spanierin Edurne Pasabán hat am gestrigen Samstag (17.04.2010) die 8091 Meter hohe Annapurna in Nepal bestiegen, ihren 13. Achttausender. Nach ihrer Rückkehr vom Gipfel sagte die 36 Jahre alte Baskin: „Es war hart, sehr hart. Aber am Ende hat es sich ausgezahlt.“ Insgesamt erreichten neun Bergsteiger den höchsten Punkt. Unter ihnen war auch Joao Garcia, der als erster Portugiese alle 14 Achttausender bestiegen hat, allesamt ohne Atemmaske.
Pasabán am Gipfel der Annapurna
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Kein Ort für einen Wettlauf
Ich halte nichts von Wettläufen am Berg oder im Eis. Pionierleistungen ja, doch Wettläufe erhöhen die ohnehin schon reichlich vorhandenen Risiken unnötig. Die sogenannte „Eroberung“ der Pole und der höchsten Berge der Welt sollten Warnung genug sein. Viele Abenteurer haben mit ihrem Leben dafür bezahlt. In diesen Tagen wird erneut viel über einen „Wettlauf im Himalaya“ geredet: Wer wird die erste Frau sein, der es gelingt, alle 14 Achttausender zu besteigen?
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Keine Expedition wie jede andere
Rätsel gelöst? Genau, auf dem Osterei war die – selbstverständlich detailgetreue – Abbildung der Mount-Everest-Nordwand zu sehen. Sie liegt auf der tibetischen (Viele Grüße an den chinesischen Zensor!) Seite des mit 8850 Metern höchsten Bergs der Erde. Vor fünf Jahren verbrachte ich dort im Basislager am zentralen Rongbuk-Gletscher auf 5500 Metern rund drei Wochen. Nach drei Trekkingtouren im Himalaya und Karakorum war es war meine erste Expedition, die ich als Reporter begleitete.
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