Instant-Expedition zum Cho Oyu
Wer stoppt die Grauen Herren? Die Zeitdiebe, die Michael Ende 1973 in seinem Roman „Momo“ ihr Unwesen treiben ließ, scheinen auch im Himalaya eingefallen zu sein. Westliche Veranstalter registrieren seit Längerem, dass die Chance, Expeditionen zu verkaufen, umso höher ist, je kürzer die Reisen nach Asien dauern. Es gibt nicht allzu viele Arbeitgeber, die den Urlaubsantrag eines Angestellten über zwei volle Monate genehmigen, nur weil der auf Achttausender-Expedition gehen will.
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Shishapangma, die letzte!
Ein Kaugummi wird nicht besser dadurch, dass man endlos auf ihm herumkaut. Irgendwann sollte man ihn ausspucken. Ähnlich ist es auch mit Geschichten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist einfach alles durchgekaut. Dann sollte man den Mut haben, einen Schlussstrich zu ziehen, ehe daraus eine unendliche Geschichte wird, die nur noch nervt. Dies wird mein letzter Artikel zur Lawine an der Shishapangma am Samstag vor genau zwei Jahren sein. Vielleicht ist noch nicht alles gesagt, aber aus meiner Sicht doch genug, um das Kapitel zu schließen. Und hoffentlich daraus zu lernen.
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Billi Bierling am Cho Oyu: 3 Fragen, 3 Antworten
Jeder, der mehr als einmal auf Expedition in Nepal war, dürfte ihr wohl schon in Kathmandu begegnet sein. Billi Bierling arbeitet seit vielen Jahren als Assistentin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley. Die inzwischen 92 Jahre alte US-Amerikanerin sieht in Billi ihre Nachfolgerin als Leiterin der Himalayan Database. Was viele nicht wissen: Bierling befragt nicht nur ankommende und abreisende Expeditionsmitglieder in den Hotels von Kathmandu für die Chronik, sondern ist selbst eine ambitionierte Höhenbergsteigerin. Die 49 Jahre alte Deutsche hat bereits vier Achttausender bestiegen: 2009 den Mount Everest, 2011 den Lhotse und den Manaslu (diesen Gipfel erreichte sie ohne Flaschensauerstoff) sowie 2014 den Makalu. In diesem Herbst versucht sich Billi am 8188 Meter hohen Cho Oyu in Tibet.
„Ich habe mich in diesem Jahr für den Cho Oyu entschieden, da ich vor elf Jahren hier war und nur bis Lager 2 (auf 7200 Metern) gekommen bin“, schreibt mir Billi aus dem vorgeschobenen Basislager. „Es war mein erster Achttausender, und damals war ich überzeugt dass ich für solche hohen Berge nicht stark genug bin. Jetzt bin ich noch einmal hier. Und ich hoffe ganz arg, dass mich der sechsthöchste Berg dieses Mal akzeptiert. Und genauso wie am Manaslu möchte ich gerne ohne zusätzlichen Sauerstoff auf dem Gipfel stehen.“
Billi, der Cho Oyu könnte dein fünfter Achttausender werden? Du hast als Training Hunderte von Berglauf-Kilometern in den Beinen. Wie hoch schätzt du deine Chancen ein?
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Polnische Winterexpedition zum K 2 offenbar verschoben
Der K 2 wird wohl ein weiteres Jahr lang der einzige im Winter noch unbestiegene Achttausender bleiben. Die ursprünglich für nächsten Winter geplante polnische Expedition zum zweithöchsten Berg der Erde werde erst 2017/2018 über die Bühne gehen, berichtet „Taternik“, die Zeitschrift des Polnischen Bergsteigerverbands PZA. Die Zeit, um die Expedition logistisch vorzubereiten, sei zu knapp geworden. Immerhin, so „Taternik“, stehe jetzt die Finanzierung durch zwei staatliche Unternehmen. Anfang September hatte der designierte Expeditionsleiter Krzysztof Wielicki in einem Interview mit dem polnischen Rundfunk noch beklagt, dass ein Loch von 700.000 polnischen Zloty (gut 160.000 Euro) im Etat klaffe und dass die Zeit davonlaufe.
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Die höchste Skischule der Welt
Sie werden höchstwahrscheinlich nicht die elegantesten Skifahrer am Mera Peak sein, aber an Motivation und Begeisterung wird es ihnen ganz sicher nicht fehlen. Sechs nepalesische Bergführer haben sich vorgenommen, im September von dem 6476 Meter hohen „Trekkinggipfel“ in Nepal abzufahren. Begleitet werden sie von zwei Skilehrern aus Europa, dem Deutschen Julius Seidenader und dem Österreicher Michael Moik. Das Ungewöhnliche daran: Die Nepalesen standen im Februar zum ersten Mal auf Skiern. „Ich traue es ihnen zu, dass sie mit uns herunterfahren können“, sagt Julius.
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Thomas Huber: „Ich fahre mit lachendem Herzen“
Unglaublich – das beschreibt das derzeitige Leben Thomas Hubers ziemlich treffend. Kein Wunder, dass der 49 Jahre alte deutsche Topkletterer dieses Wort sehr häufig verwendet, als wir miteinander telefonieren. Thomas hatte, wie er selbst sagt, „unglaubliches Glück“, als er am 5. Juli seinen 16-Meter-Sturz aus einer Felswand überlebte. Er ist so „unglaublich schnell“ wieder auf die Beine gekommen, dass er in Kürze sogar – wie vor dem Absturz geplant – mit einer „unglaublichen Freude“ auf Expedition nach Pakistan gehen kann. Wirklich unglaublich! Ziel ist die Nordseite des 7145 Meter hohen Granitriesen Latok I im Karakorum. Zu Hubers Team gehören Toni Gutsch – der schon 1997 mit den Huberbuam und dem US-Kletterer Conrad Anker an der Westwand des Latok II (7108 Meter) erfolgreich war – und Sebastian Brutscher.
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Lindic und Cesen erreichen Gasherbrum IV-Nordgipfel
Schöner Erfolg für Luka Lindic und Ales Cesen im Karakorum: Die beiden slowenischen Bergsteiger erreichten nach Informationen der Internetseite Altitude Pakistan am Dienstag den Nordgipfel des Gasherbrum IV, der rund 20 Meter niedriger ist als der 7932 Meter hohen Hauptgipfel. Luka und Ales benötigten drei Tage, um über den Nordwestgrat aufzusteigen. Es war erst die vierte Begehung der Route, die 1986 von den Australiern Greg Child und Tim Macartney-Snape sowie dem US-Amerikaner Tom Hargis eröffnet worden war. Laut Altitude Pakistan erschwerte heftiger Schneefall den Abstieg der beiden Slowenen. Sie hätten gestern „glücklich, erschöpft und ausgezehrt“ das Basislager erreicht.
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Gipfelerfolge im Karakorum
Der Karakorum bleibt unberechenbar. Die Bergsteiger-Saison in Pakistan neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu – und die Zahl der Gipfelerfolge ist überschaubar. Am Nanga Parbat erreichten der Spanier Ferran Latorre, der Franzose Hélias Millerioux und der Bulgare Bojan Petrow den höchsten Punkt auf 8125 Metern. „Sieben intensive Tage, aber es hat sich gelohnt“, twitterte Latorre (siehe auch Video unten). Für ihn war es der 13. Achttausender, allesamt bestieg er ohne Flaschensauerstoff. Jetzt fehlt dem 45-Jährigen in seiner Sammlung nur noch der Mount Everest. Ferran will ihn im Frühjahr 2017 angehen. Bojan Petrov stand bisher auf acht der 14 höchsten Berge der Welt. Der Nanga Parbat war nach der Annapurna und dem Makalu bereits sein dritter Achttausender in diesem Jahr.
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Auch der Praqpa Ri bleibt unbestiegen
Es regnet – und das abends um 21 Uhr auf 5000 Metern im Karakorum. „Es ist unglaublich warm hier“, erzählt mir Ralf Dujmovits, Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger, per Satellitentelefon aus dem Basislager zu Füßen des Praqpa Ri. „Wir haben bis weit in den Abend bei offenem Zelt zusammengesessen.“ Das ungewöhnlich warme Wetter hat für schwierige Verhältnisse an dem Siebentausender gesorgt, dessen Gipfel weiter unbetreten bleibt. Wie zuvor schon am ebenfalls unbestiegenen Siebentausender Gasherbrum VI mussten der 54 Jahre alte Deutsche und seine 47 Jahre alte kanadische Partnerin Nancy Hansen ihren Gipfelversuch abbrechen. „Wir haben um jeden Meter im Aufstieg gekämpft“, sagt Ralf. Vergeblich.
Ralf, wie hoch seid ihr diesmal gekommen?
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Kontroverse um Lawine an der Shishapangma
24. September 2014, 6:55 Uhr: Fünf Bergsteiger steigen auf einer Höhe von rund 7900 Metern dem Gipfel des Achttausenders Shishapangma entgegen, als sich eine Lawine löst. Die beiden Deutschen Sebastian Haag und Martin Maier sowie der Italiener Andrea Zambaldi werden mehrere hundert Meter den Hang hinuntergespült. Der Deutsche Benedikt Böhm und der Schweizer Ueli Steck haben Glück und entkommen den Schneemassen. Der 36 Jahre alte Haag und der 32-jährige Zambaldi kommen ums Leben. Maier überlebt wie durch ein Wunder und kann sich aus eigener Kraft ins Hochlager retten. Die Nachricht über das Unglück erscheint zuerst in meinem Blog. Auch die ersten Interviews über die Lawine mit Bene Böhm und Martin Maier sind auf „Abenteuer Sport“ zu lesen.
„Die Zeit heilt nicht alles“
Mehr als anderthalb Jahre danach hat Martin mit einem Interview in der Zeitschrift „Bergsteiger“ eine Debatte über das Unglück losgetreten. Der 41 Jahre alte Wirtschaftsingenieur leidet nach eigenen Worten noch immer an den Spätfolgen, nicht nur gesundheitlicher Art: „Die Zeit heilt nicht alles – weder Verletzungen, die bis heute geblieben sind, noch die Traurigkeit und Erbitterung darüber, dass Menschen ihren Selbstwert auf Kosten anderer steigern möchten.“ Maier wirft den beiden anderen Überlebenden der Lawine, Böhm und Steck, zum einen vor, die Unwahrheit gesagt zu haben, zum anderen, dass sie ihn zu schnell aufgegeben hätten.
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Dujmovits: „Ziemlich von den Socken“
„Blöd, dass mir das gleich am Anfang passiert ist!“ Ralf Dujmovits, Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger, ärgert sich, dass er sich beim Trekking über den Baltoro-Gletscher erst eine Durchfall-Erkrankung und dann noch eine starke Erkältung zugezogen hat. „Es geht mir zwar schon besser, aber ich merke, dass mir noch die Leistung fehlt“, erzählt mir Ralf, als ich ihn während einer Erkundungstour am Satellitentelefon erreiche. Der 54-Jährige und seine Freundin, die 47 Jahre alte kanadische Bergsteigerin Nancy Hansen, sind in den Karakorum gereist, um sich an gleich zwei unbestiegenen Bergen zu versuchen: zunächst am Gasherbrum VI (die Höhenangabe schwankt zwischen 6973 und 7004 Meter), dann nicht weit entfernt am Praqpa Ri (auch hier gibt es noch keine exakte Höhenangabe: 7134 bzw. 7152 Meter). Die beiden haben inzwischen ihr Basislager zu Füßen des Gasherbrum VI bezogen.
Ralf, wie habt ihr Pakistan bisher erlebt? Nach wie vor gilt das Land ja als Risikogebiet.
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Viel Andrang am König der Achttausender
Wäre ich ein Straßenverkehrsplaner, würde ich sagen: Das riecht nach Stau. Mehr als 100 Bergsteiger aus acht Expeditionen haben sich in diesem Sommer für den K 2 angemeldet, den mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Es dürfte also ziemlich voll werden, nicht nur im Basislager zu Füßen des „Königs der Achttausender“, sondern auch am Berg. Allein der nepalesische Veranstalter Seven Summit Treks ist mit 44 (!) Bergsteigern unterwegs.
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Italiener stürzt am Laila Peak in den Tod
Die Sommer-Saison im Karakorum hat noch gar nicht richtig begonnen, da wird schon der erste Todesfall vermeldet. Der Italiener Leonardo Comelli sei bei einer Skiabfahrt vom 6096 Meter hohen Laila Peak ums Leben gekommen, teilte Karrari Haideri, Sprecher des Alpine Club of Pakistan mit. Beim ersten Versuch, die Nordwestseite des Bergs zu befahren, habe der 27-Jährige die Ski übereinander bekommen und sei 400 Meter tief in zerklüftetes Gelände abgestürzt. Die drei anderen Team-Mitglieder hätten die Leiche bergen können. Comelli stammte aus der Kleinstadt Muggia in der Provinz Triest. Schon mit 16 Jahren begann er, im Fels zu klettern. Später profilierte er sich auch als Eiskletterer, Steilwand-Skifahrer und Alpin-Fotograf.
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Steck und Göttler nach der Shishapangma-Südwand: „Nur aufgeschoben“
Es war eines der spannendsten Projekte der Frühjahrssaison im Himalaya. Der Schweizer Topkletterer Ueli Steck und der Deutsche David Göttler wollten eine neue direkte Route durch die Südwand der 8027 Meter hohen Shishapangma eröffnen. Sie konnten es nicht in die Tat umsetzen. Die beiden kletterten „nur“ die so genannte „Girona-Korridor-Route“, die 1995 von einem spanischen Team erstbegangen worden war, bis hinauf zum Grat auf 7800 Metern und bei ihrem letzten Versuch dann noch die Route der britischen Erstdurchsteiger der Wand 1982, Doug Scott, Alex MacIntyre und Roger Baxter-Jones, bis auf eine Höhe von 7600 Metern. Obwohl ihr Plan einer neuen Route scheiterte, kehren Ueli und David nicht mit leeren Händen zurück. Ich habe den 39 Jahre alten Schweizer und den 37 Jahre alten Deutschen in ihrem Hotel in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu angerufen.
Zufrieden, enttäuscht, von jedem ein bisschen? Wo sortiert ihr euch nach dieser Expedition ein?
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Gläserne Everest-Bergsteiger
Es ist nicht nur die dünne Luft am Mount Everest, die Bergsteiger hecheln lässt. Inzwischen scheint auch ein Wettlauf um die hipste Nutzung der so genannten „sozialen“ Netzwerke entbrannt. Spitzenreiter in dieser Kategorie – berücksichtigt man das mediale Echo weltweit – sind in diesem Frühjahr ohne Frage die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards. Sie dokumentieren ihren Aufstieg ohne Flaschensauerstoff auf der tibetischen Nordseite auch via Snapchat – jenen Mitteilungs-Dienst für Smartphones und Tablets, bei dem die Einträge nach einer Weile automatisch verschwinden – und erzeugen damit bei den Couch potatoes für Schnappatmung. Unter #EverestNoFilter kann jeder quasi in Echtzeit und ungefiltert dabei sein, wenn Ballinger und Richards über den Nordostgrat aufsteigen. Die beiden wollen am Wochenende den 8850 Meter hohen Gipfel erreichen.
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