Russisch Roulette
Nicht überall wirken die Berge (wie bei mir am vergangenen Wochenende) als Medizin. Ralf Dujmovits muss sein Projekt Nuptse-Ostgrat erst einmal hintenan stellen. „Es fehlt mir einfach Energie und Schubkraft“, schreibt der 50-Jährige. Eine Ärztin im Basislager diagnostizierte eine Nasennebenhöhlen-Entzündung und verordnete Ralf Antibiotika und sieben Tage Pause. „Also werde ich mich erst mal auskurieren und habe Gerlinde und David gebeten, bei nächstbester Gelegenheit alleine zum Nuptse aufzubrechen. Momentan würde ich eine echte Gefahr für die beiden und auch für mich selbst bedeuten.“
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Der Ostgrat ruft
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Alte Freunde
In diesen Tagen brechen viele Bergsteiger in den Himalaya auf. Ihr Ziel: die höchsten Berge der Welt. Mit besonderem Interesse blicke ich in diesem Frühjahr in Richtung Mount Everest. Auf gut 5300 Metern Höhe werden sich dort gleich drei Bergsteiger das Basislager teilen, mit denen ich 2007 am Achttausender Manaslu unterwegs war. Der damalige Expeditionsleiter Ralf Dujmovits will mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler versuchen, den 7861 Meter hohen Gipfel des Nuptse über den noch nicht durchstiegenen Nordost-Grat zu erreichen (mehr dazu bald hier). Und dann sind da noch Rolf Eberhard und Richard Stihler, die vor vier Jahren ebenfalls zum Manaslu-Team gehört hatten.
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Und täglich droht der Gletschersee
Klimawandel kann lebensgefährlich sein. Apa Sherpa weiß, wovon er spricht: „Ich hatte wirklich Glück, dass ich überlebt habe.“ 1985 war der Everest-Rekordbergsteiger noch Bauer in seinem Heimatdorf Thame im Khumbu, dem Gebiet um den höchsten Berg der Erde. Als Apa auf dem Kartoffelfeld arbeitete, brach das Inferno ohne Vorwarnung los. Sein Hof wurde von den Wassermassen weggeschwemmt. Der natürliche Wall eines Gletschersees war geborsten. „Wenn es nachts geschehen wäre, hätte uns die Flut fortgerissen.“ Mehr als 2300 Gletscherseen gibt es im Himalaya, rund 50 werden von Experten derzeit als gefährlich eingestuft. Der Treibhaus-Effekt hat das Problem verschärft, die Gletscher schmelzen munter vor sich hin.
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Vollmond, Chang und Yeti-Dung
8844 (Messung China 2005), 8848 (Indien 1954) oder 8850 Meter (USA 1999)? Wie hoch ist denn nun der Mount Everest? Um das endgültig zu klären, hat Krishna Raj, der Leiter des nepalesischen Katasteramts, jetzt um ausländische Hilfe gebeten. Die Regierung wolle den Streit ein für alle Mal beilegen. Nepal habe dafür aber weder das nötige Geld, noch das Fachwissen. Das können wir doch schneller erledigen, denke ich mir und rufe mal eben Chomolungma an.
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Extrem-Trekking mit Botschaft
Wenn, ja wenn! Wenn ich keine Familie hätte, keinen Job, keine anderen Verpflichtungen, trotzdem genug Zeit und Geld, dann würde ich mich jetzt vielleicht auf den Weg nach Nepal machen – um Apa Sherpa zu begleiten. Der kleine, große Mann, mit 21 Aufstiegen zum Gipfel Rekordhalter am Mount Everest, hat seine Bergsteigerkarriere 2011 beendet, sich damit aber noch längst nicht in den Ruhestand verabschiedet. Am 15. Januar, also am kommenden Sonntag, startet der 52-Jährige zum Trekking auf dem „Great Himalaya Trail“, 1700 Kilometer vom Osten in den Westen Nepals, im Schatten der acht Achttausender, die das Land zu bieten hat. 120 Tage hat Apa Sherpa für die Strecke veranschlagt. Er will keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen, sondern auf die Folgen des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam machen.
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Erdbeben-Zeitbombe Nepal
Meine Gedanken sind bei den Menschen in Japan. Bei den wohl Tausenden, die bei dem Erdbeben und dem dadurch ausgelösten Tsunami ums Leben kamen. Bei ihren Familien, die ihre Liebsten verloren haben. Bei den Hunderttausenden, die ohne Obdach dastehen. Bei den Menschen im Umkreis des Atomkraftwerks Fukushima, die nach der Naturkatastrophe nun auch noch von einem GAU bedroht sind.
Kein Land der Welt war so gut auf ein großes Erdbeben vorbereitet wie das hoch entwickelte Japan. In Tokio schwankten die Hochhäuser, aber sie fielen nicht in sich zusammen, weil sie erdbebensicher gebaut sind. Die Zahl der Brände blieb überschaubar, da sich das Stromnetz vielerorts automatisch abschaltete. Doch trotz aller Vorkehrungen sind die Folgen des Bebens verheerend.
Der Durbar Square in Patan nach dem Beben von 1934
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Bergretter von der Annapurna geehrt
Auszeichnungen sind einerseits so überflüssig wie ein Kropf. Andererseits stehen sie für etwas, das in unserer Zeit eher selten geworden ist: Wertschätzung für außergewöhnlichen Einsatz. Etwa den der Schweizer Daniel Aufdenblatten und Richard Lehner. Die beiden Bergretter wurden jetzt in New York mit dem „Heroism Award“ der Aviaton Week ausgezeichnet. Der Preis ist so etwas wie der „Oscar“ der Luftfahrt für ihre selbstlosen Helden. Im letzten Jahr war damit Chesley B. Sullenberger geehrt worden, jener Pilot, der 2009 einen Airbus im Hudson River vor New York notgewassert hatte. Alle 155 Passagiere hatten überlebt.
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Handy-Schatzi
„Schatzi, ich bin gleich zu Hause!” Wie oft werde ich in Bus oder Bahn Ohrenzeuge dieser per Handy ausgetauschten Belanglosigkeit – die eigentlich nur dann von Belang ist, wenn Schatzi noch schnell den Liebhaber aus der Wohnung werfen muss.
Telefonieren im Everest-Gebiet früher (2002)…
Nicht nur Deutschland ist Handyland. In vielen Entwicklungsländern wird der kostspielige und aufwändige Schritt Festnetz einfach übersprungen und fast ausschließlich mobil telefoniert. Nepal macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Obwohl nicht einmal jeder dritte Nepalese Zugang zum Telefonnetz hat, gehören Handys auf den Straßen der Hauptstadt Kathmandu längst zum alltäglichen Bild. Und auch am höchsten Berg der Welt wird man nun nicht mehr vor dem nervtötenden Geklingel sicher sein.
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Unbesungene Helden
Die Familie des von einer Lawine am Baruntse verschütteten Sherpas Chhewang Nima hat die Hoffnung verloren. „Mein Bruder ist tot“, sagte Ang Nima, der in dem Lawinengebiet mit anderen Bergsteigern vergeblich nach Chhewang gesucht hatte.
Chhewang Nima Sherpa, 1967-2010
Der 43-Jährige aus dem Dorf Theso nahe Namche Bazaar, dem Hauptort des Gebietes rund um den Mount Everest, hinterlässt eine Frau und zwei Töchter. Ob Chhewang wirklich, wie es in fast allen Meldungen heißt, 19 Mal auf dem Gipfel des höchsten Bergs der Erde stand, ist unklar. Während in den Berichten von einer Doppelbesteigung im Frühjahr 2010 die Rede ist, taucht Chhewang in der offiziellen Everest-Gipfelliste des nepalesischen Tourismusministeriums nur einmal (24. Mai) auf. So oder so belegte er in der Rangliste der erfolgreichsten Everest-Besteiger Rang zwei hinter Apa Sherpa, der 20 Mal oben war.
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Chhewang Nima vermisst
Chhewang Nima Sherpa, einer der erfolgreichsten Bergsteiger Nepals, wird vermisst. Ein Sprecher der Agentur „Sherpa Shangrila Trek and Expeditions“ sagte laut Medienberichten aus Nepal, der 43-Jährige sei auf über 7000 Metern im Gipfelbereich des Baruntse von einer Lawine verschüttet worden.
Chhewang Nima Sherpa
Neben Chhewang Nima werde ein weiterer Sherpa vermisst. Die beiden hätten Fixseile verlegt, als sich die Lawine gelöst habe. Die anderen Mitglieder einer britischen Expedition, die den 7152 Meter hohen Berg im Osten Nepals besteigen wollten, hätten sich in Sicherheit bringen können.
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Eine Geschichte
Ich habe im Blog darüber berichtet: Der Brite Peter Kinloch erreichte am 25. Mai den Gipfel des Mount Everest. Beim Abstieg verlor der 28-Jährige seine Sehfähigkeit und wurde immer schwächer. Zwölf Stunden lang kämpften Bergführer David O’Brien und drei Sherpas um das Leben ihres Gefährten. Dann musste Expeditionsleiter Dan Mazur die „schlimmste Entscheidung seines Lebens“ treffen. Er rief die Helfer zurück. Kinloch starb einsam auf 8600 Metern. War es eine „Tragödie“, wie die Zeitungen titelten? Ich gehe vorsichtig mit diesem Wort um. Jeder, der den Mount Everest besteigen will, muss das Risiko einkalkulieren, dass er nicht zurückkehrt. Und doch hat mich Peter Kinlochs Geschichte beschäftigt. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie er sich in seinen letzten Stunden gefühlt hat. Und ich habe angefangen zu schreiben. Keinen journalistischen Beitrag, sondern diese Geschichte.
Verdammt
Wie ruhig es plötzlich geworden ist. Nur noch das Lied des Windes, der über den Grat pfeift. Ich liege in meinem Schneeloch. Verdammt. Warum ich? Ich hatte Gott doch die Hand geschüttelt, auf dem Gipfel des Mount Everest, 8850 Meter hoch, an der Pforte zum Himmel. Hat er mich falsch verstanden?
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Bergmüll, Müllberg?
Leichen sind Müll – zumindest nach Lesart der nepalesischen Behörden. Jede Expedition zum Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde, muss bei der Abreise eine Müll-Kaution von 4000 US-Dollar hinterlegen. Erst wenn die Bergsteiger nachweisen, dass sie den wiederverwertbaren Müll zurückgebracht und Bio-Abfall verbrannt oder regelgerecht entsorgt haben, erhalten sie das Geld zurück. Leichen gehören zur letztgenannten Kategorie. Bleiben sie am Berg, behalten die Behörden die Kaution ein.
Jahr für Jahr sterben Bergsteiger beim Versuch, den Mount Everest zu besteigen. Auf aktuell mehr als 5000 Besteigungen kommen 220 Todesfälle. Lassen die Kletterer ihr Leben in der sogenannten „Todeszone“, also oberhalb von 8000 Metern, ist es schwer bis unmöglich, die Leichen zu bergen. Hannelore Schmatz war 1979 die erste Deutsche, die den Gipfel des Everest erreichte. Beim Abstieg starb sie an Erschöpfung. Jahrelang passierten Bergsteiger auf dem Weg zum höchsten Punkt die als „German woman“ bekannte, im Schnee sitzende Leiche, ehe sie vom Sturm weggeweht wurde.
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Verdienstvoll
Eigentlich habe ich es nicht so mit Orden. Sie haben für mich einen leicht militaristischen Beigeschmack. Und ich frage mich, was wird mit einem Orden befriedigt? Die Eitelkeit des Empfängers oder das schlechte Gewissen des Verleihers? Das Bundesverdienstkreuz wurde inzwischen mehr als 240.000 Mal vergeben, und sicher gab es da auch viele fragwürdige Empfänger. Der mächtigste Fußballfunktionär der Welt, Sepp Blatter, etwa erhielt es 2006 allein dafür, dass der Weltverband FIFA „durch die Vergabe der WM ein großes Vertrauen in uns Deutsche gesetzt hat“, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel damals sagte. Worin Blatters großer Verdienst bestand, ist mir bis heute nicht ganz klar, außer dass er dem Bund große Verdienste in Form von WM-Euros bescherte.
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Am langen Seil
Es schrieb sich so leicht, dass ein Rettungshubschrauber die angeschlagenen drei Bergsteiger einer spanischen Expedition vom höchsten Lager an der Annapurna ins Basislager zurückflog. Doch das war alles andere als selbstverständlich. Es handelte sich vielmehr um einen Rekord, die höchste Hubschrauber-Rettungsaktion aller Zeiten. Der Schweizer Pilot Dani Aufdenblatten steuerte den Helikopter. Sein Landsmann, der Bergführer Richard Lehner hing am langen Seil, mit dem die Bergsteiger, die erschöpft, höhenkrank und schneeblind waren, einer nach dem anderen aus 6950 Metern ins Tal gebracht wurden. Aufdenblatten hatte die Türen und die Sitze des Helikopters ausgebaut, um Gewicht zu sparen.
Rettungsflug an der 8091 Meter hohen Annapurna
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