Bergeln
Ich bergle. Ihr braucht jetzt nicht im Duden nachzuschlagen. Das Verb „bergeln“ kam mir heute in den Sinn. Und wenn es dereinst doch als allgemein übliches Wort Eingang ins Standardwerk der deutschen Sprache finden sollte, dann wisst ihr, wo ihr es erstmals gelesen habt. Es heißt übrigens: du bergelst, er bergelt und ich habe gebergelt. Was das Ganze soll? Ich war auf der Suche nach einem Wort, das meinen Gefühlszustand treffend beschreibt: Wenn ich aufgestiegen bin, die Waden leicht brennen, wenn sich dann der Blick in die Ferne und nach unten öffnet, meine Seele daraufhin Sprünge macht, die Glückshormone wirbeln, wenn der Geist freigespült wird. Dann bergle ich.
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Gelesen: Der Klang des freien Falls
Wenn jemand das Buch seines Lebens bereits geschrieben hat, wird es schwer, neue nachzulegen. Immer werden die Folge-Werke am berühmtesten gemessen. Vor diesem Dilemma steht auch der britische Bergsteiger Joe Simpson. Sein Buch „Sturz ins Leere“ über seine unglaubliche, aber wahre Überlebensgeschichte am Sechstausender Siula Grande in den Anden gehört zu den Klassikern der Alpinliteratur. 1985 hatte sich Simpson beim Abstieg vom Gipfel im Unwetter das Knie zerschmettert. Sein Partner Simon Yates versuchte, Simpson abzuseilen. Doch an einem Eisüberhang blieb ihm nichts anderes übrig, als das Seil zu kappen. Andernfalls wäre er gemeinsam mit Simpson in eine Gletscherspalte gefallen. Doch wie durch ein Wunder konnte sich Simpson aus der Spalte retten und dann auch noch ins Basislager schleppen.
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„Seil vermittelt falsche Sicherheit“
Ein Vater muss hilflos zusehen, wie seine beiden Kinder in den Tod stürzen. Dieses Bild verfolgt mich seit den Meldungen über das Unglück am Lagginhorn im Wallis. Ähnlich dürfte es wohl allen gehen, die selbst Kinder haben. Der Absturz von gleich fünf Bergsteigern aus Deutschland hat bei mir Fragen aufgeworfen. Ich habe zum Telefonhörer gegriffen und mit Robert Mayer gesprochen. Der Bergführer ist Sicherheitsexperte und Ausbildungsleiter beim Deutschen Alpenverein (DAV).
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Fünf Tote am Lagginhorn
Jeder Berg ist nur so leicht wie die Verhältnisse am Gipfeltag. Das 4010 Meter hohe Lagginhorn im Schweizer Kanton Wallis gilt eigentlich als leicht zu besteigender Viertausender. Die Normalroute über den Westgrat ist technisch nicht besonders anspruchsvoll. Und doch wurde sie gestern fünf deutschen Bergsteigern zum Verhängnis. Sie stürzten 400 Meter tief in den Tod. Nach Angaben eines Schweizer Bergführers geschah das Unglück etwa 100 Meter unterhalb des Gipfels. Ein weiterer Bergsteiger der Gruppe aus Deutschland, der sich nicht wohl gefühlt und deshalb auf den Aufstieg zum höchsten Punkt verzichtet hatte, alarmierte die Rettungskräfte. Doch die konnten nur noch die Leichen abtransportieren. Die Schweizer Polizei teilte mit, bei den Opfern handle es sich um die 14-jährige Tochter und den 20-jährigen Sohn des Überlebenden, einen 44 Jahre alten Mann und dessen 17-jährigen Sohn sowie einen 21 Jahre alten Mann.
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Gletscherleichen, Leichengletscher
Unterwegs auf einem Gletscher beschleicht mich meist ein komisches Gefühl: Die Spaltenangst. Wenn das eisige Ungeheuer nun sein Maul aufreißt und mich verschlingt, könnte ich verloren sein. Seitdem ich im vergangenen Jahr einen Spaltenbergungskurs absolviert habe, weiß ich zumindest theoretisch, wie ich mich aus einer misslichen Gletscherlage befreien kann. Doch ein Restrisiko bleibt natürlich immer. „Wenn du reinfällst, tauchst du ein paar Jahre später als Leiche wieder am anderen Ende auf.“ So munterte mich 2004 mein pakistanischer Bergführer Akbar Syed auf, während wir ohne Seil (!) über den schneebedeckten Vigne-Gletscher im Karakorum liefen. Daran erinnerte ich mich, als ich heute die Berichte über den Leichenfund am Aletschgletscher in der Schweiz las.
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Auf dem Grat
Armer Jogi. Joachim Löw erging es bei der EM wie mir am Putha Hiunchuli. Kurz vor dem Gipfel musste er umkehren. Und nun gehen die Diskussionen los. Warum schaffte er es nicht bis ganz oben? Falsche Taktik? Schlechte Vorbereitung? Zu wenig gebissen? Soll er jetzt zurücktreten? Und das Ganze nur, weil Italien an einem Abend schlicht besser war. Aber beim Fußball ist es eben wie beim Bergsteigen. Hier wirst du an Gipfeln, dort an Titeln gemessen. Eigentlich Kokolores. Wie auch immer, die Fußball-EM ist Geschichte. Zeit, den Blick nach Pakistan zu wenden. Denn dort sind inzwischen zahlreiche Expeditionen am Berg.
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Reisefreiheit à la Tibet
Reisen nach Tibet sind wie ein Griff in die Wundertüte. Du weißt eigentlich erst hundertprozentig, dass du dort bist, wenn du wirklich alle bürokratischen Hürden und Kontrollen hinter dich gebracht hast. Weltenbummler, darunter auch Bergsteiger und Trekkingtouristen, sind derzeit verunsichert. Anfang des Monats hatten die chinesischen Behörden die Reiseveranstalter darüber informiert, dass vorläufig keine Genehmigungen für Reisen nach Tibet ausgestellt würden. Allgemein wurde dies als Reaktion auf die Serie von Selbstverbrennungen bewertet. Nach Angaben der Tibet Initiative Deutschland haben sich seit März 2011 mindestens 40 junge Tibeter angezündet, um gegen die seit 1951 andauernde Besetzung der Himalaya-Region durch China zu protestieren. Vor einigen Tagen nun hieß es, die Einreisesperre sei aufgehoben worden. So ganz stimmt das nicht.
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Glück gehabt
In eine Lawine zu geraten, ist ein einschneidendes Erlebnis – wenn du es überhaupt überlebst. „Ich kann mich nicht erinnern, wie ich herausgekommen bin“, schreibt der deutsche Bergsteiger und Abenteurer Florian Hill auf Facebook. „Aber eines ist sicher, wenn die Schneemassen über dir zusammenkrachen und deine Lunge nach Sauerstoff schreit, wirst du nicht mehr derselbe Mensch sein wie vorher.“ Hill war nach einer Speedbesteigung auf dem Abstieg vom 6194 Metern hohen Mount McKinley, dem höchsten Berg Nordamerikas, als eine Lawine ihn und drei andere Bergsteiger aus Alaska traf.
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Superschnell auf die „Nase“
Neuer Geschwindigkeitsrekord an der „Nose“, der berühmtesten Route durch die Granitwand des El Capitan im Yosemite-Nationalpark in den USA: Die beiden Amerikaner Hans Florine und Alex Honnold schafften die fast senkrechte Route durch die rund 1000 Meter hohe Südwand am vergangenen Sonntag in zwei Stunden 23 Minuten und 46 Sekunden. Sie unterboten damit die alte Bestmarke von Dean Potter und Sean Leary aus dem Jahr 2010 um fast 13 Minuten. Unglaublich!
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Leichter als auf der Highline
Über 27 Millionen Fernsehzuschauer sahen hierzulande am Sonntag zu, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihr EM-Spiel gegen Dänemark mit 2:1 gewann. Immerhin 10 Millionen waren am selben Tag in den USA live dabei, als der Sender ABC einen Drahtseilakt in die Fernsehstuben übertrug. „Das bestbesuchte nicht-sportliche Sommerprogramm seit 2006“, jubelte der Sender. Der 33 Jahre alte Nik Wallenda, Urenkel eines deutschen Zirkusakrobaten, balancierte in 60 Meter Höhe auf einem Stahlseil über die breiteste Stelle der Niagara-Fälle. 25 Minuten brauchte er für die Distanz von 550 Metern. „Ich finde die Idee gut. Lässig, dass er es gemacht hat, ein tolles Spektakel“, sagt Heinz Zak. „Aber ehrlich gesagt, eine Riesenleistung ist es – sportlich gesehen – nicht.“
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Herr H.H. ein CIA-Agent?
Vorsicht vor Helden! Viele demontieren sich fast von selbst. Zu den „Helden“ meiner Kindheit gehörte der Österreicher Heinrich Harrer. Als Kind, in einem Alter, in dem man sich noch nicht für Geschichte interessiert, las ich sein Buch „Die Weiße Spinne“ über die Erstdurchsteigung der Eiger-Nordwand im Jahr 1938. Was für ein Abenteuer! Ich verschlang jede Zeile, lernte die Schlüsselstellen der Route auswendig. Der Lack bekam Risse, als ich einige Jahre später erfuhr, dass Harrer eine Hakenkreuzfahne im Rucksack hatte, als er den Eiger bestieg.
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Lawine am Mount McKinley
Am Mount McKinley, dem mit 6194 Metern höchsten Berg Nordamerikas, ist eine Lawine abgegangen und hat fünf japanische Bergsteiger mitgerissen. Einer konnte sich retten, die anderen vier werden noch unter den Schneemassen vermisst. Es gibt keine Hoffnung mehr, sie noch lebend zu finden. Die Japaner waren auf der beliebten „West Buttress“-Route unterwegs, der Normalroute, die nicht als besonders gefährdet gilt. „Diese Lawine war ungewöhnlich groß und traf die Gruppe genau im falschen Moment“, sagte Maureen McLaughlin, Sprecherin des Denali-Nationalparks.
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Entdeckerin des Jahres 2012
Große Ehre für Gerlinde: Die altehrwürdige National Geographic Society kürte Gerlinde Kaltenbrunner zum „Explorer of the year“, zur Entdeckerin des Jahres. Die Gesellschaft wurde 1888 in Washington gegründet, um „die geographischen Kenntnisse zu mehren und zu verbreiten“, und hat bis heute mehr als 9000 Forschungsprojekte und Expeditionen finanziell unterstützt. Gerlinde wurde für ihre großartige Leistung belohnt, als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen zu haben.
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Vor 30 Jahren: Reinhard Karl stirbt am Cho Oyu
Peinlich. Da ist mir doch vor lauter Everest am 19. Mai der 30. Todestag Reinhards Karls durchgeflutscht. Ich könnte natürlich einfach darüber hinweggehen. Doch dieser Mann hat es wirklich verdient, dass man sich seiner erinnert. Kaum einer hat der Alpinliteratur und der Bergfotografie in so kurzer Zeit so viele Impulse gegeben wie Reinhard Karl. Nach wie vor gehört er im deutschen Sprachraum zu den meistzitierten Bergsteigern.
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Tod hat Vorliebe für Geburtstage
Ihr könnt an eurem Geburtstag natürlich machen, was ihr wollt. Aber passt gefälligst auf! Wissenschaftler der Universität Zürich haben nämlich festgestellt, dass der Geburtstag statistisch gesehen lebensgefährlich ist. Die Wahrscheinlichkeit, am Ehrentag das Zeitliche zu segnen, liege um 14 Prozent höher als an allen anderen Tagen, heißt es in der jetzt veröffentlichten Studie. Untersucht wurden zwei Millionen Todesfälle in der Schweiz zwischen 1969 und 2008. Wir laden also gewissermaßen den Tod zu unserer Geburtsparty ein? Für die Männer kommt es noch dicker: Tödliche Unfälle sind an ihrem Ehrentag sogar um 29 Prozent wahrscheinlicher. „Die Männer sterben jedoch nicht an Verkehrsunfällen oder Vergiftungen, sondern an Stürzen“, teilt die Uni Zürich mit. Was bedeutet das für uns Bergfexe?
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