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Bilderreise „School up! River down!“
Noch erinnern mich meine müden Beine an die 1494 Kilometer, die ich mit meinem Faltrad in zwölf Tagen von der Quelle des Rheins nahe dem Oberalppass in der Schweiz bis zur Mündung in die Nordsee bei Hoek van Holland geradelt bin – um Geld für unsere Spendenaktion „School up!“ zum Wiederaufbau der Schule im nepalesischen Bergdorf Thulosirubari zu sammen. Ein herzliches Dankeschön an alle, die – inspiriert durch meine Tour – für das Projekt gespendet haben oder in den nächsten Tagen noch spenden wollen (s. Bankverbindung unten). Hier noch einmal eine kleine Bilderreise den Rhein hinunter:
Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule
„School up! River down!“ erfolgreich beendet
Mein Gipfel war das Ende der Mole. Dort wo ein roter Turm mit Leuchtfeuer den Schiffen auf der Nordsee signalisiert, dass sie die Mündung des Rheins erreicht haben und der Hafen von Rotterdam nahe ist. Ich erreichte diesen Punkt mit meinem Faltrad heute um 15.30 Uhr, am zwölften Tag nach meinem Aufbruch am Oberalppass in der Schweiz, nahe der Quelle des Rheins. 1494 Kilometer liegen hinter mir, im Schnitt radelte ich pro Tag rund 125 Kilometer. Die letzten Meter auf der Mole fühlten sich toll an. Vergessen waren alle Tiefpunkte. Ich genoss es, langsam dem Ziel meiner Spenden-Radtour „School up! River down!“ entgegen zu rollen.
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Durch das Wasserlabyrinth
Von wegen, ich fahre einfach den Rhein runter. Je näher man der Mündung des Stroms in die Nordsee kommt, desto komplizierter wird es. Überall sind Flussarme und irgendwie haben sie auch alle mit dem Rhein zu tun, nur heißen sie nicht mehr so. Sondern eben Waal, Maas, Merwede oder Linge. Versehen mit Zusätzen wie „Oude“ (Alte), „Nieuwe“ (Neue), „Beneden“ (Untere) oder „Boven“ (Obere). Und dann gibt es auch noch die Kanäle, etwa den Amsterdam-Rijn-Kanaal, den ich heute bei Rijswijk überquerte. Da kann man leicht die Orientierung verlieren. Vorbei die Zeit, wo ich am Rhein entlangradelte und mich nur entscheiden musste, welche Uferseite ich nutzte.
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Fiets Land
Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Kaum hatte ich auf der rechten Rheinseite hinter Emmerich die deutsch-niederländische Grenze überquert, fühlte ich mich wie in einer anderen Fahrradwelt. Das begann schon damit, dass einfach viel mehr Menschen auf Rädern unterwegs waren. Senioren mit E-Bikes, Hausfrauen, die sich mit ihren Markteinkäufen auf dem Gepäckträger dem Wind entgegenstemmten, große Gruppen von Rennradfahrern, Eltern und ihre Kinder, allesamt mit Zweirädern unterwegs. Nach meinem Aufbruch am Morgen in Rheinberg-Ossenberg nördlich von Duisburg war ich auf den Deichradwegen kaum einem anderen Radler begegnet. Dabei taugte diesmal das Wetter nicht als Ausrede. Zwar blieb es bis zum Mittag diesig, aber trocken. Und der Wind blies nur mäßig.
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Nicht auf der Dopingliste
Ich musste heute an Marcel Wüst denken. „Glaubst du eigentlich, nach einer schweren Bergetappe der Tour de France könnten wir am nächsten Tag wieder Gas geben, als wäre nichts gewesen?“, fragte mich der frühere deutsche Radprofi irgendwann Ende der 1990er Jahre. „Eigentlich bräuchten wir dringend einen Ruhetag. Aber den bekommen wir nicht. Also müssen wir nachhelfen, nach dem Motto: Erlaubt ist, was nicht auf der Dopingliste steht.“ Heute fühlte ich mich wie nach einer Bergetappe. Der gestrige Tag mit 186 Kilometern steckte mir in den Knochen. Meine Beine waren schwer, ich quälte mich mit meinem Faltrad weiter den Rhein flussabwärts.
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Flow am Fluss
Gibt es einen besseren Flow als den an einem Fluss? Nach dem heutigen Tag kann ich es mir schwer vorstellen. Alles passte zusammen. Das Wetter blieb entgegen der Vorhersage bis zum späten Nachmittag trocken, die Radwege ab Bingen über Koblenz Richtung Köln waren in gutem Zustand, und mein kleines Faltrad rollte fast wie von selbst. Dazu hatte ich mit Kai aus Köln, mit dem ich mich kurz hinter Bingen zu einer Fahrgemeinschaft zusammengeschlossen hatte, einen idealen Begleiter.
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Widerstanden
Die Versuchung wartete bei Kilometer 90, kurz hinter dem Ort Nierstein nahe Mainz. Wieder einmal war ich auf einer (diesmal zur Abwechslung vorbildlich beschilderten) Umleitung unterwegs und schon eine Weile durch Weinberge gefahren. In den Dörfern hatte ich viele Menschen gesehen, die gemütlich auf dem Hof von Straußwirtschaften bei Federweißem und Zwiebelkuchen saßen und es sich gut gehen ließen. Die Sonne lachte dazu. und ich dachte: Wäre ich nicht für „School up! River down!“ unterwegs und müsste Kilometer „fressen“, würde ich mir jetzt sicher die Zeit nehmen, selbst einzukehren. Ich blieb hart und radelte mit meinem Faltrad weiter. Hinter Nierstein, unterhalb des „Roten Hangs“ – benannt nach seinem Tonsandstein-Boden und bekannt wegen ausgezeichneter Riesling-Weine – blockierten etwa 30 Leute den Radweg.
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Drei Hochzeiten und ein Ermüdungsfall
Ich werde gut schlafen, egal wie laut es ist. „Ich muss Sie vorwarnen“, sagte die Hotelmitarbeiterin an der Rezeption. „Wir haben heute drei Hochzeitsgesellschaften, und es kann sein, dass bis sechs Uhr morgens Musik läuft.“ Das Hotel in Altrip, an der so genannten „Blauen Lagune“, rund 15 Kilometer vor den Toren Ludwigshafens gelegen, hat sich darauf spezialisiert, Hochzeiten auszurichten. Andererseits gewährt es auch Fahrradtouristen einen Sonderrabatt. Vorbildlich! Und so stand ich gegen 18 Uhr in meiner Radlerhose in der Hotellobby, ein paar Meter von mir entfernt eine der drei Bräute – und auch waren sonst die Hotelgäste ziemlich aufgebrezelt. „Machen Sie sich keine Sorgen“, antwortete ich der Rezeptionistin. „Ich bin so fertig, ich werde schlafen wie ein Stein.“
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Gemeinsam radelt es sich leichter
Es war der Tag der Begegnungen. Erst radelte ich – übrigens zur Abwechslung mal bei Sonnenschein – eine Weile neben einem Schweizer aus der Stadt Zug her, Mitte 60, braungebrannt, auf einem Mountainbike, das schon bessere Tage gesehen hatte. „Ich habe 45 Jahre gearbeitet“, erzählte mir der Radler. „Und jetzt erfülle ich mir einen Lebenstraum. Ich wollte schon immer eine große Radreise machen.“ Ich fragte nach, wieviel Zeit er sich für den Weg entlang des Rheins genommen habe. „Ich schaue mal, wie weit ich bis zum Winter komme“, antwortete er grinselnd. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass er auch ein passionierter Bergsteiger war. Er habe alle Viertausender seines Heimatlandes bestiegen, sagte der Schweizer: „Eigentlich hatte ich auch immer davon geträumt, eines Tages den Mount Everest zu besteigen. Aber der Tourismus an diesem Berg hat nichts mehr mit dem Bergsteigen zu tun, dass ich mag.“
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Dauerregen und Rückenwind
Der Mann lag so was von daneben. „Das zieht vorbei und regnet sich im Schwarzwald ab“, sagte der Hotelier am Morgen in Laufenburg, als ich ihn auf die bedrohlich wirkenden schwarzen Wolken am Himmel aufmerksam machte. Seine Wetterprognose hielt rund zehn Fahrradkilometer der Wirklichkeit stand, genau genommen bis Bad Säckingen. Dann begann es zu regnen und hörte bis zum frühen Nachmittag nicht mehr auf. Bis Bad Säckingen hatte mir der Wind erneut ins Gesicht geblasen, sogar mit Sturmböen, die Äste von den Bäumen riss und Müllbeutel quer über die Straße wehte. Kurzzeitig fragte ich mich sogar, ob ich in die richtige Richtung radelte: Der Sturm sorgte für Wellen entgegen der Fließrichtung. Na toll, dachte ich, wenn jetzt auch noch der Regen dazukommt, ist das Wetter-Inferno komplett.
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Verfluchter Wind
Ich bin k.o. Was für ein Tag! Gefühlt habe ich ständig gekämpft. Gegen die müden Beine, den inneren Schweinehund, den einen oder anderen, Gott sei Dank nur kurzen Regenschauer – und vor allem gegen den Gegenwind. Der hat mich heute beinahe zur Weißglut getrieben. Es begann schon kurz hinter Kreuzlingen, als ich am so genannten Untersee, dem Ausläufer des Bodensees, entlangfuhr. Ich hatte mich schon gefreut, dass die angekündigten Regenschauer zunächst ausblieben, doch da blies mir der Wind frontal ins Gesicht. Und das obwohl ich die ersten beiden Etappen meiner Spenden-Radtour „School up! River down!“ mit insgesamt 226 Kilometer an zwei Tagen schon ziemlich in den Waden spürte.
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Küsse des Himmels
Ich weiß, jeder Regen ist ein Kuss des Himmels. Aber es gibt eben Tage, da will man nicht geküsst werden, jedenfalls nicht von oben. Blöd, dass keiner danach fragt. Heute morgen in Bad Ragaz musste ich mein Zelt schon nass einpacken. Ich startete in Regenkleidung. Immerhin endete die unfreiwillige Dusche nach einer halben Stunde. Ich radelte mit meinem Faltrad lange direkt am Rhein entlang, auf der Deichkrone der rechten Flussseite. So machte ich Stippvisiten in zwei weiteren Ländern, erst Liechtenstein, dann Österreich. Immer wieder fielen ein paar Tropfen, ich konnte mich jedoch nicht dazu durchringen, wieder ins Regenzeug zu schlüpfen.
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Eine Nacht in Heidiland
„Heidi, Heidi, deine Welt sind die Be-erge …“ Ich zelte in Heidiland. So hat Bad Ragaz sogar seine Internetseite getauft. In dem Ort am Rhein schrieb Ende des 19. Jahrhundert Johanna Spyri ihre berühmten Heidi-Romane über das Waisenkind, das bei ihrem in den Bergen lebenden Großvater aufwächst, dem „Almöhi“. Spyris Romane mit ihrem leicht verklärten Blick auf das Leben in den Bergen wurden zu einem der großen Exportschlager der Schweiz. Theoretisch hätte Heidi auch ein Faltrad (manche sagen auch Klapprad) besitzen können. Das erste Patent wurde 1878 angemeldet, zwei Jahre, bevor der erste Heidi-Roman erschien. Mit meinem Faltrad, mit dem ich heute die erste Etappe von „School up! River down“ in Angriff genommen habe, hatte die Urversion allerdings wenig gemeinsam. Meines hat 20-Zoll-Räder, eine Acht-Gang-Kettenschaltung und wiegt rund 14 Kilogramm. Ich muss ihm auf den Sattel klopfen, heute hat es sich wirklich bewährt.
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Ein Gasthof für mich alleine
Gruezi vom Oberalppass auf 2044 Meter Höhe in Graubünden in der Schweiz. Nach zehn Stunden Zugfahrt, während der ich mit rund 40 Kilogramm Gepäck (inklusive Faltrad) viermal umsteigen musste, habe ich den Ausgangspunkt meiner Spenden-Radtour „School up! River down!“ erreicht. Drei Kilometer von hier liegt eine der Rheinquellen. Als ich am späten Nachmittag hier oben eintraf, staunte ich nicht schlecht: Anfang September und schon winterliche Verhältnisse.
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„School up! River down!“
Trotz meiner Liebe zu den Bergen bin ich auch ein Flussmensch. Genauer gesagt ein Rheinmensch. Ich bin im Rheinland geboren und aufgewachsen, ich wohne 30 Meter Luftlinie vom Strom entfernt und arbeite 100 Meter vom Rhein weg. Tag für Tag fahre ich mit dem Rad am Ufer entlang. Und genau dabei kam mir die Idee zu meiner nächsten Spendenaktion für „School up!“.
Gemeinsam mit den Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hatte ich vor gut zwei Jahren „School up!“ ins Leben gerufen, um die beim verheerenden Erdbeben in Nepal im April 2015 zerstörte Dorfschule von Thulosirubari, rund 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu, so schnell wie möglich wieder aufbauen zu lassen. Trotz des starken Monsuns sind die Bauarbeiten in den vergangenen Monaten weitergegangen, das Schulgebäude nimmt immer mehr Gestalt an (s.u.). Aber wir sind noch nicht am Ziel und benötigen weitere Spenden. Deshalb starte ich heute in einer Woche zu einer Spenden-Radtour unter dem Motto „School up! River down!“.
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