María auf Skype: „Gesetze fördern den sozialen Wandel“
Der Aufbau einer Lerngemeinschaft
Nachdem der Zirkus-Workshop in Barrio Mosconi war, ist er nach El Dique gezogen. El Dique ist ein weiterer armer Stadtteil im Bezirk Ensenada. Jetzt, da ich in beiden Stadtteilen gewesen bin, kann ich sagen, dass die Lebensbedingungen in El Dique noch dramatischer sind: illegal gebaut Häuser und überall verdreckte Straßen. Die Direktorin der Grundschule in Barrio Mosconi hatte uns schon davon erzählt und sie sagte auch, dass in El Dique viel mehr Menschen leben. Daher gibt es dort auch ein „Community Integration Center“ – ein Integrationszentrum, das die Regierung aufgebaut hat. Dort kümmert man sich um Gesundheitsfragen, soziale Entwicklung, Kunstprojekte, Bildung und Sport. Und dort haben dann auch unsere Zirkuskurse stattgefunden.
Ich denke, dass es wichtig ist über diese Orte zu sprechen. Ich denke oft, dass ich so leidenschaftlich gerne lerne, weil ich das Glück hatte, immer Anregungen zu bekommen und auch herausgefordert zu werden. Bei uns zu Hause hat es mir an Nichts gefehlt. Ich habe immer Unterstützung gefunden. Als ich mich das erste Mal mit den Mitarbeitern vom Integrationszentrum in El Dique unterhalten habe, haben sie mir davon berichtet, was ihre Aufgaben sind: Sie unterstützen die Kinder emotional, versuchen sie herauszufordern und dazu zu motivieren eine Ausbildung zu beginnen.
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Erst in die Schule – und was dann?
Ich habe Pavels Eintrag gelesen und mir darüber Gedanken gemacht, wie die außerschulische Lernsituation bei uns in Argentinien ist. Wir haben natürlich Vereine und Clubs, aber nur die wohlhabenden Familien können sich die leisten. Pavel sagt, dass die Menschen sich mehr und mehr nach Alternativen umschauen, weil das Bildungssystem mit der weltlichen Entwicklung nicht mehr Schritt halten kann. In armen Gegenden in meinem Land ist das eher umgekehrt. Die Kinder fallen aus dem Bildungssystem heraus, weil sie mit den Anforderungen nicht mithalten können. Und das liegt daran, dass sich keiner um ihre Bedürfnisse kümmert.
Es gibt schon Vieles, das dagegen getan wird. Was die Institutionen angeht, so bieten mittlerweile alle staatlichen Schulen und auch die privaten katholischen Schulen den Kindern ein warmes Mittagessen an. Für die Meisten von ihnen ist das der einzige Ort an dem sie überhaupt etwas zu essen bekommen. Schulen sind daher nicht mehr nur für die Bildung da, sondern sie ernähren diese Kinder auch.
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Männer und Frauen sind gleich – und doch ganz anders
Emmy’s letzter Eintrag zu Gender und Bildung hat mich inspiriert. Denn eine wichtige Frage hatte ich mir bislang noch gar nicht gestellt: Wie schätzen Frauen in Argentinien eigentlich selbst ihre Bildungsmöglichkeiten ein?
Und – in Bezug zu Emmy – stellte ich mir folgende Frage: Was ist eigentlich die Rolle der Frauen in unserer heutigen Gesellschaft. Und warum sollten sie überhaupt die gleichen Rechte wie Männer haben? Meiner Meinung nach sollte jeder unabhängig vom Geschlecht ein Recht auf Bildung haben. Allerdings muss ich zugeben, dass es mir gar nicht so leicht fällt, das genauer zu begründen – und da bin ich nicht die einzige.
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Können Gesetzesänderungen Vorurteile aufheben?
Während einer Pause meines Deutschkurses vergangenen Samstagmorgen diskutierte ich mit den anderen Teilnehmerinnen, wie Berufe, die früher vorwiegend Männern vorbehalten waren, heute von Frauen ausgeübt werden. Ganz ohne Spannungen verläuft das nicht und macht umso mehr deutlich, wie dringend wir eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung brauchen (siehe dazu auch meinen vergangenen Eintrag).
Diese subtile Antipathie begegnet Frauen jeden Tag. Ein Beispiel: Mariana studiert Biologie. Sie erzählte mir, wie sie im Physikkurs einmal die Aufgabe bekam, einen Schaltkreis zu bauen. Der Lehrer kommentierte die Aufgabenstellung: „Mal sehen, ob die Frauen das hinkriegen.“ Er ging wie selbstverständlich davon aus, dass das nur „was für Männer“ sei.
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Der Balanceakt der Frauen zwischen Beruf und Familie
Letzten Sonntag habe ich bei den Eltern meines Freundes zu Abend gegessen. Wir sitzen öfters zu viert zusammen und ich höre gerne zu, wenn Carolina, Diegos Mutter, von den ersten Verabredungen mit Horacio, seinem Vater, erzählt. Nicht allein deshalb, weil Liebe und Romantik im Spiel waren. Ihre Geschichte beschreibt auch, wie sie sich ein Stückchen Unabhängigkeit gesichert hat und wie sie ihren ersten Job bekam.
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Bildungssystem ohne einheitliche Standards
Am Sonntag habe ich gemeinsam mit meinen Eltern gefrühstückt. Meine Mutter ist Englisch-Lehrerin und war damit beschäftigt, einige Arbeiten zu korrigieren. Sie wollte, dass ich mir einige der Texte ansehe. „Meinst du, ich erwarte zu viel?“, fragte sie. „Das ist für das CAE.“ (Certificate in Advanced English)
Ich habe mir beim Lesen das ein oder andere durch den Kopf gehen lassen und einige Gedanken mit meiner Mutter ausgetauscht. Während unseres Gesprächs fiel mir wieder ein, wie ich überhaupt dazu gekommen bin, in Englisch zu schreiben…
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Wenn Bildung als Bedrohung gilt
Ich habe Hellgurds Eintrag „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ gelesen. Vieles davon kommt mir sehr bekannt vor.
Hellgurd erklärt in seinem Eintrag, dass die Bildungspolitik in seinem Land nicht sehr entwickelt ist, weil es an Kontinuität und an langfristig angelegten politischen Konzepten fehlt. Ich glaube, es hat außerdem etwas mit den Werten zu tun, denen sich die Regierungspartei verschreibt. Man sollte auch nicht vergessen, dass viele Menschen in Machtpositionen Bildung als Bedrohung ansehen.
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Nach Berlin und zurück
Im Dezember 2008 beendete ich mein Studium mit einem Bachelor in Kommunikationswissenschaften. Mein Schwerpunkt lag im Journalismus. Zu der Zeit hatte ich vor, im Bereich audio-visueller Produktionen zu arbeiten. Doch rückblickend muss ich sagen, dass es nicht auf meine Wünsche ankam. Wirklich wichtig war und ist nur, was ich mit dem Abschluss anfange und wie ich möglichst nah an meine Wünsche herankomme. Also musste ich meine Pläne und meine Ausgangslage überdenken.
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